"If you stop screaming maybe you would enjoy holding hands with me."
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Er spannte mich mit seiner Antwort lange auf die Folter. Seine Augen sahen immer wieder mit dem glimmenden blau-grün zu dem Bild von ihm und Luna, dann wieder zurück zu mir - als würde er zwischen uns beiden hin und her zweifeln.
"Ich ...", setzte er an, hielt dann inne um nach den richtigen Worten zu suchen.
"Ich hab' es noch immer." Mein Blick musste unfassbar dämlich ausgesehen haben, wie ich ihn aus der Dunkelheit heraus anstarrte und einen dicken Klos in meinem Hals herunter schluckte.Ardian erhob seinen großen Körper von dem Grau unter uns und stand auf. Er ging zu einer kleineren Kiste, die sich in diesem Raum befand und kramte in ihr, bis er einen weißen Umschlag hervor zog und sich wieder an mich wandte. Er hielt das Papier fest in seinen tätowierten Händen, ließ sich neben mir nieder und legte es mir in den Schoß. Misstrauisch sah ich ihn an, legte meine Finger um den Umschlag und spähte in ihn hinein. Die Aufschrift »Ardian« sah noch genauso geschwungen aus wie damals, als ich ihm den Briefumschlag in seine großen Hände drückte. Ein Geldbündel stach mir in meine Augen, sonst war der Umschlag von innen leer. Der Brief, den ich ihn geschrieben hatte, lag nicht mehr in ihm. Er musste ihn anderweitig bewahrt haben.
"Du kannst es zurück haben.", sprach er mich an und deutete auf die vielen Scheine, die sich nun zwischen meinen Fingern befanden. Ich sah in seine Augen, versuchte seine Emotionen zu lesen, doch scheiterte.
"Ich will es nicht zurück." Ich drückte ihm den Umschlag samt dem Geld wieder in seine eigenen Hände.
"Bewahr' es dir auf. Ich brauch' es nicht."Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Diese ganze Situation in der Nacht schien so anders. Er war so anders in der Nacht, wie am Tag. Ich glaube, es lag auch daran, dass Tjarks am schlafen und nicht bei uns war. Vielleicht mochte Ardian es selber nicht merken, aber ich sah, was dort vorging. Er stand viel zu sehr unter T's Einfluss, verhielt sich so anders, wenn T anwesend war.
Eine ganze Zeit sahen wir noch dem prallenden Regen zu. Das Gewitter zog sich weit über eine halbe Stunde. Die Blitze waren Kunst in meinen Augen, die nach und nach immer weiter zu fielen. Mein Körper entspannte sich mit der Zeit. Ardian's Körperwärme ließ meine Glieder locker werden. Sein Körpergeruch benebelte meine Sinne. Ich konnte kaum glauben, dass er nach so einer langen Trennung noch immer eine intensive Wirkung auf mich besaß. Es war beinahe so, als wäre ich nie weg gewesen. Ich vergaß sogar völlig, dass er mir noch immer die Schuld an allem gab. Dass sein Sturkopf sich nicht überzeugen lassen würde, und das, was er einige Stunden zuvor noch versucht hatte zu tun. Dass er versucht hatte mit Tjarks gemeinsam ein Auto zu klauen. Mein Körper rutschte immer weiter von der Rückenlehne ab und fand sich dann an Ardian's Brust geschmiedet wieder. Mein Rücken lehnte gegen seinen strammen Körper. Er war entspannt, sein Atem prallte regelmäßig gegen mein Haar. Heiß und beruhigend. Ein lauter Donner ließ mich wieder etwas wacher werden."Was machen wir hier bloß?", nuschelte ich gegen meine Hand, nachdem ich gähnte und sie mir vor den Mund hielt.
"Was meinst du?", kam müde von Ardian, der ebenfalls gähnte und danach ein Schmatzen von sich gab.
"Wir sitzen hier so, als wäre nichts gewesen. Als wäre die Welt in Ordnung ... Das ist sie nicht.", erklärte ich, drehte meinen trägen Körper in eine Seitenlage und platzierte meine Hand an seiner Brust. Mein Kopf kuschelte sich in den weichen Stoff seines weißen T-Shirts mit V-Ausschnitt, das er nun trug, anstatt dem dunkelgrauen Pullover. Ich rieb meine Wange gegen das Material, das sich sanft gegen sie legte. Ich spürte seinen Arm, der von der Rückenlehne hinab rutschte und sich an meiner Hüfte platzierte. Vorsichtig und unsicher, seine Hand zitterte etwas.
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Innocent | Erkenne dein wahres Ich 2
FanfictionDer zweite Teil der "Erkenne dein wahres Ich"-Reihe. ---- Tausende Kilometer trennen Ardian und Stella. Ihre Karriere wächst und wächst, scheint kein Ende zu nehmen. Ardian lebt in seiner, Stella in ihrer Welt. Einst besaßen sie eine eigene, kreiste...