"Is it too much to ask for something grate?"
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"Du wirst mir nicht erzählen was genau ihr besprochen habt, oder?" Simon lächelte mich schwach an, richtete seine Augen dann wieder auf die Straße.
"Nein", antwortete ich ihm. Ich wollte dieses Gespräch für mich behalten. Niemand sollte davon erfahren, außer Julien vielleicht.
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Ich saß auf dem kalten Küchenboden, in dem Quatier, und gesellte mich zu den Glassplittern in der Ecke. Es war bereits drei Tage her, seitdem ich mit Ardian gesprochen hatte. In meinen Händen hielt ich den kleinen quadratischen Zettel, den er mir mal auf meinem Schreibtisch hinterlassen hatten. Einzelne Stränen meines Dutts fielen mir immer wieder in mein Gesicht, ich versuchte sie kläglich weg zu pusten. Ju war am trainieren seiner Breakdance-Künste und ich machte mir einen Kopf um Ardian - der ja sowieso schon mein Hirn übernommen hatte.
Immer wieder las ich seine Schrift, das was er schrieb und was er ausdrücken wollte.»Stella,
Es ist der 26. Dezember und du bist wahrscheinlich in New York angekommen.« Ja das war ich da wohl.»Nun, ich bin hier und in deinem Zimmer. Wenn du den Zettel liest, dann sind wahrscheinlich Jahre vergangen und du bist wieder Zuhause.« Oder halt in der Bruchbude, die er mal als zweites Zuhause ansah. Ich fragte mich, wer überhaupt die Miete dafür zählte.
»Es ist nachts und deine Eltern sitzen unten zusammen mit meinem Dad. Ich hab mich die Treppe nach oben geschlichen um dir eine Erinnerung da zu lassen.
Erinnerungen sind kostbar, sie beleben uns, halten uns lebendig und machen glücklich.« Oder traurig, sie konnten auch traurig machen. Und mich machte alles irgendwie stutzig und irre.»Ich möchte eine Erinnerung sein, eine bleiben und eine werden.« Das hatte er bei mir absolut geschafft. Er brannte sich wie eine Erinnerung in Herz und Kopf.
Die Kette hatte ich den Abend abgelegt, nachdem Simon mich Zuhause abgesetzt hatte. Ju musste ich noch meinen Ausriss aus seinem Auto erklären und ich entschuldigte mich für sein kaputtes Autohinterteil. Ich wollte es sogar bezahlen, doch Ju meinte nur, dass ich zusehen könne wie ich die Karre zu einer Werkstatt befördere und es dort bezahlen sollte. Er war vollkommen außer sich und ließ mich seine Wut spüren. Ich nahm es ihm nicht übel, überhaupt nicht. Er hatte jedes Recht dazu mich anzuschreien, was er auch tat, und ihm den Tag darauf jegliche Stimme fehlte. Wenn ich ehrlich bin, lachte ich darüber sogar etwas.
Vollkommen verschwitzt kam er aus dem Trainingsraum, blieb im Türrahmen hinter mir stehen. Ich spürte seine Augen, die auf mir lagen, und konnte mir schon bildlich vorstellen, wie er mich mit gerunzelter Stirn ansah und sich fragte, wieso ich auf dem Boden saß, wenn sich doch neben mir ein Stuhl befand.
"Glotz' nicht so." Ich las den Brief erneut durch und zog meine Augenbrauen zusammen.
"Was zum Teufel machst du da unten?!" Seine Stimme klang außer Puste und verstört von dem was er sah.
Auf meine Geschichte mit Ardian reagierte er übrigens in etwa so:
Er sagte mir, er seie stolz auf mich, rastete dann aber komplett aus, als ich ihm davon erzählte, was Ardian mir alles an den Kopf geworfen hatte. Er beschimpfte ihn als einen Mistkerl und ein mieses Insekt, was ich aber ignorierte und versuchte Ju zu beruhigen. Er neigte dazu zu hyperventilieren."Wonach sieht es denn aus?", stellte ich die Gegenfrage und fuhr mich durch meine Haare, die mir im Gesicht hangen, um sie mir dann zurück auf den Kopf zu streichen.
"Du ... uhm ... Gesellst dich zu dem kaputten Glas am Boden und ... liest?"
"Gut erkannt, Sherlock. Aber ich lese nicht nur irgendwas!" Meine Stimme hob ich einige Oktaven höher.
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Innocent | Erkenne dein wahres Ich 2
FanfictionDer zweite Teil der "Erkenne dein wahres Ich"-Reihe. ---- Tausende Kilometer trennen Ardian und Stella. Ihre Karriere wächst und wächst, scheint kein Ende zu nehmen. Ardian lebt in seiner, Stella in ihrer Welt. Einst besaßen sie eine eigene, kreiste...