Schmerzhafte Wahrheit, fressende Lügen

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(Y/n) (kleiner Timeskip)
Ich sitze in Maxis Wohnzimmer. Heute Abend kommen die anderen von der Natio heim. Jule wollte auch noch vorbeikommen. Wir haben kurz telefoniert und das ausgemacht, denn nicht reden ist auch keine Lösung. Wir haben 3:0 gegen die USA gewonnen. Nur um Mama mache ich mir sorgen. Sie ist während des Spiels zusammen geklappt. Mom meint zwar, es sei nichts schlimmes, aber trotzdem mache ich mir Gedanken.
Gerade mache ich meine ,Hausaufgaben' für die Therapie. Denn meine Therapeutin meinte ich solle selber recherchieren über SVV. Also lese ich ein Buch darüber. Meine Notizen jedoch sind in meinen Augen zu schwammig.
Selbstverletzendes Verhalten (SVV) wird definiert als freiwillige, direkte Zerstörung oder Veränderung des Körpergewebes ohne suizidale Absicht. Warum verletzen sich manche Personen selbst? Durch den Schmerz der Selbstverletzung kommt es häufig für die Betroffenen zu einer kurzfristigen Erleichterung von ihrer Belastung. Selbstverletzung ist ein häufig auftretendes Verhalten bei Jugendlichen, welches in den letzten Jahren deutlich an Relevanz gewann.
Seit 3 Wochen bin ich jetzt selber clean. Ich fühle mich freier. Auch mein Essverhalten ist wieder normal. Maxi war in der letzten Woche eine riesige Hilfe, aber auch meine Mannschaft, Mom und Mama waren die ganze Zeit für mich da. Zum Glück war diese Woche Motto Woche und ich war krank geschrieben. Das heißt das ich ab jetzt zu Hause fürs Abi lerne. Zur Schule muss ich also nur noch für die Prüfungen, denn mit denen Leuten gehe ich auf keinen Abi Ball. Gestern habe ich meine Bewerbung für ein Studium an einer Kunsthochschule in München abgegeben. Das möchte ich neben dem Fußball nämlich nach dem Abi machen. Kunst habe ich schon immer geliebt. Die Anzeige bei der Polizei ist auch durch und tatsächlich haben sie Jules Ex eine Freiheitsstrafe gegeben. Anna-Lena muss sozial Arbeit leisten und ich habe meine Ruhe.

Klaras POV(Morgen des Spiel gegen die USA)
Ich höre hallende Schritte, im langen Gang des Krankenhauses. Meine abgetragenen blauen Sneaker, reibe ich nervös über die weißen Fliesen. Mein kurzes helles Haar ist zu einem hohen Zopf gebunden und ich hibbele auf meinem Stuhl. Eine männliche, tiefe Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Es ist mein Vater, der gerade mit dem Arzt redet. Ich kann sie leider nicht verstehen, also blicke ich mich weiter im Flur um. Es kommt mir vor, als würde ich alle Bilder hier auswendig kennen, schließlich war ich die letzten Monate fast täglich hier. Ich stehe auf und nehme die Hand meiner besorgten Mutter. ,,Klara, Schatz. Wir können uns noch bei deinem Bruder verabschieden. Er schafft es nicht. Heute noch werden die Maschinen abgestellt.''brach sie hervor und begann zu weinen. Es war der Moment, in dem meine Welt zusammen brach. Mein Bruder und ich. Immer wir gegen die Welt. Wir zusammen. Er ist nur ein Jahr älter als ich und war schon immer mein bester Freund, unser Verhältnis ist schon immer sehr eng. Ein dröhnen erfüllt meinen Kopf. Ich möchte weinen, doch ich kann nur schlucken und spüre wie alles in mir austrocknet. Langsam schüttele ich den Kopf. Nein, das darf nicht sein. ,,Willst du schon mal alleine mit ihm reden?'' fragt mich mein Papa und ich nicke. Langsam drücke ich die Zimmer Tür Nr. 19 auf und betrete den Raum. Ich sehe meinen Bruder voll mit allen Kabeln. Seit er an Lungenkrebs leidet, ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. Schließlich wird der Krebs ihn sogar zerfressen. ,,Hey Schwesterherz. Komm mal her.'' meint er und nimmt mich vorsichtig in den Arm. ,,Kleine guck mich bitte mal an. Versprichst du mir was?'' fordert er mich auf. Ich nicke stumm. ,,Bitte, Bitte werd glücklich. Mach es zum Profi ich weiß das du das kannst und finde eine Frau fürs Leben. Ich weiß das du nicht auf Männer stehst.'' sagt er während er meine Hand drückt. ,,Mach mich stolz ich werde immer auf dich aufpassen und an dich denken. Klara, irgendwann sehen wir uns wieder.'' Beendet er. Traurig schaue ich ihn an. ,,Ich verspreche es dir. Und ich will die Nummer neunzehn tragen, als Erinnerung an dich.'' denn seine Nummer war die 19. Er beginnt zu lächeln. Dann kommen unsere Eltern rein. Ab dort ging alles ziemlich schnell. Die ärzte haben noch keine Stunde später die Maschinen abgestellt und schon dröhnt der Ton des Herzstillstandes. Seine Augen schließen sich und er flüstert ein letztes,,Hab dich lieb.'' bevor er die Augen verschließt. Schweißgebadet schrecke ich hoch. Zwei arme halten mich fest und zwei Augen sehen mich besorgt an. Neben mir im Bett liegt Syd, die mich besorgt mustert. ,,Sorry ich hatte wohl nen Albtraum.'' entschuldige ich mich bei ihr. Ich möchte sie nicht mit meiner Vergangenheit belasten. Ich springe aus dem Bett auf und gehe ins Bad. Die Tür lasse ich zu fallen und verschließe sie. Hinter ihr gehe ich zu Boden und fange leise an zu weinen. Ich spüre, wie ich in Panik gerate und ein stechen in meiner Brust ist. Mir fällt das Atmen immer schwerer. Ein unwohl es Gefühl breitet sich in mir aus. Ich glaube nach 10 Minuten, dass es nun vorüber ist. Ewig hatte ich schon keine Panikattacke mehr. Langsam beruhige ich mich. Erschöpft ziehe ich mich am Waschbecken auf die Beine. Ein Blick in den Spiegel verstärkt nur mein fertiges auftreten. Syd klopft an der Tür. Ich fahre gerade mit meinen Händen über mein Gesicht. ,, Klara, Schatz alles okay?" Ich höre die Unruhe in ihrer Stimme. Ich nicke obwohl sie es sowieso nicht sieht. „Ja alles gut warte kurz." Meine ich und sperre die Tür auf. Meine Tränen habe ich weggewischt. Doch sie fließen immernoch aus meinen Augen. Syd kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Wir bleiben kurz so und ich entspanne mich. Als wir uns lösen nimmt sie mein Gesicht in die Hand und wischt meine Tränen weg. Ihr Blick tut mir fast mehr weh, als das Gefühl in mir. Sie macht sich sorgen, aber alles ist gut. ,,Komm lass uns frühstücken gehen." Meine ich leise zu ihr um einem Gespräch aus dem Weg zu gehen. Meine Gedanken driften seit ein paar Tagen schon ganz weit weg. So auch heute beim Essen. Ich habe in letzter Zeit nicht viel gegessen. Manche Sachen sogar wieder ausgekotzt. Heute jedoch muss das sein. Es ist Spieltag und ich soll von Anfang an spielen. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als eine Hand vor meiner Nase rumfuchtelt. Sie stammt von Laura. „Sorry was los?" frage ich sie. „Ob ihr vorm Spiel noch bei uns kommt?" meint Laura. Ich nicke. „Ja klar gerne." Laura teilt sich ihr Zimmer hier mit Lina und vor den meisten Spieltagen treffen wir uns. Mein Handy brummt und ich drehe es um. Es ist y/n/n. Ich muss lächeln. Syd schaut mich fragend an. Ich halte ihr die Nachricht hin.
Hey Mama und Mom🫶🏻,
Heute gehe ich Acrylmalen, aber ich gucke natürlich euer Spiel. Viel Glück und Spaß ich glaub an euch. Macht sie platt und sag Laura liebe Grüße 🫶🏻🤍
Auch Syd muss grinsen. „Laura liebe Grüße von y/n" sage ich zu ihr. Sie lächelt auch.
Als die Tür hinter mir und Syd zufällt, dreht sie sich zu mir um. „Okay Klara hör zu. Du weißt wie gerne ich dich hab und du bist eine wichtige Spielerin von uns, aber bist du dir sicher, dass du spielen kannst? Du bist garnicht bei der Sache, das bringt doch auch nichts. Man, ich kann nicht in dich rein schauen, aber nachher kippst du noch um. Denkst du das ist es wert." hält sie mir einen Vortrag. Ich merke, dass sie sich wirklich sorgen macht. „Sydney, alles ist gut, ich hab das im Griff. Ich schaff das." meine ich bestimmt.  „Sicher?" „Ja." „Dann vertrau ich dir da"meint syd und sieht mich an. „komm wir gehen zu den anderen." wechsele ich das Thema.

Can't you hear my silent scream?//Jule x y/nWo Geschichten leben. Entdecke jetzt