Mom und ich hören wie sich der Schlüssel im Schloss dreht. Still bleiben wir sitzen. Klara betritt die Wohnung und hat uns wohl noch nicht bemerkt. Sie murmelt etwas von wegen Scheiße und wirft dann die Schlüssel auf eine Kommode im Flur, dann hält sie inne. Sie scheint das Licht im Wohnzimmer zu bemerken. ,,Hallo?" meint sie vorsichtig und betritt den Raum. ,,Oh hey, was macht ihr denn hier?" fragt Mama als sie uns bemerkt. Syd dreht sich zu ihr um. „Ich hab y/n hier gefunden." meint sie knapp. Ich drehe mich nicht um. Ich kann sie grade einfach nicht ansehen. „Y/n hast du das eben gesehen?" will Klara wissen, da sie es zu ahnen scheint. Ich nicke stumm. Dann drehe ich mich um. Sie sieht mein verweintes Gesicht und kommt auf mich zu. Wortlos nimmt sie mich in den Arm. ,,Es ist einfach nicht so leicht grade." versucht Klara sich verzweifelt zu erklären. Ich hadere mit mir selbst, aber ich kann nicht mehr ruhig sein. ,,Klara hör mir jetzt zu. Setzt dich bitte einfach hin und höre zu, wenn du nicht reden kannst, dann tue ich das eben." sie hört und setzt sich hin. Schon bei dem Satz fängt auch sie an zu weinen. „Klara, oder Mama ich weiß wodurch du grade gehst. Glaub mir. Ich hab meine Eltern verloren und ich bin mir ziemlich sicher, dass du auch jemanden aus deiner Familie vermisst. Dein Bruder oder?" spreche ich meine Vermutung aus. Sie nickt und fängt stärker an zu weinen. Syd sieht man die Verwunderung an. ,, Trauer tut weh. Die kommt eiskalt und will dich auffressen, Aber es hängt an einem selber wie man damit umgeht. Ich habe damals zu Obi gesagt, die Trauer darf zu Besuch kommen, aber niemals einziehen. Und weißt du das denke ich immer noch. Ja es tut verdammt nochmal Scheiße weh jemanden oder sogar seinen eigenen Bruder zu verlieren, aber ich bin mir sicher er ist stolz auf alles was du erreicht hast und er sitzt jetzt irgendwo und schaut dir zu. Dein Bruder passt bestimmt auf dich auf und manchmal hat das Leben andere Pläne als man selbst. Ich glaube an Schicksal und warum auch immer musste er vielleicht gehen, du weißt nur noch nicht warum und wahrscheinlich kommt es dir unfair vor. Das verstehe ich auch, aber alle Menschen die eng zu dir sind aus Angst wegzudrücken bringt es auch nicht. Wir wollen dir doch helfen, aber wie sollen wir das denn? Ich weiss nicht was noch so alles in dir lastet. Was ich aber weiß ist das ich tausend Stimmen in deinem Kopf sehe, die so gerne laut rausschreien würden was du denkst. Und weißt du was? Genau das machen wir jetzt kommt mit." meine ich und stehe auf. Völlig verwundert schauen mich die beiden an. „Los ihr habt schon richtig gehört"meine ich mit Nachdruck. Auch die beiden ergeben sich. Syd wischt gerade Klaras Tränen weg, die sich auch zu fangen scheint. Ich verlasse die Wohnung. Es dämmert mittlerweile. Ich möchte die beiden an meinem Lieblingsort hier in München bringen. Ich gehe in schnellen Schritten den Trampelpfad entlang. Direkt neben unserer Wohnung ist ein Wald. Nach 5 Minuten sind wir auf einem kleinen Hügel angekommen. Auf der anderen Seite sieht man einen See, doch ich bleibe stehen. Ich drehe mich um und schaue die beiden an. „Also, das klingt jetzt bescheuert, aber immer wenn ich sauer bin, oder einfach mal was loswerden muss, dann schreie ich das hier einfach raus." erkläre ich ihnen. Sie scheinen immernoch nicht zu verstehen was ich meine, also zeige ich es ihnen. „Weißt du was Leben? Ich finde dich manchmal so scheiße! Warum musste ich diese verdammten Tattoos bekommen?"schrie ich raus und die beiden schauen mich verstört an. „Das hilft, ich meins ernst." Syd grinst. „Hör auf zu lachen versuchs doch." meine ich strenge zu ihr. Klara nahm Luft und dann brach alles aus ihr raus: ,,Ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr, am liebsten würd ich von ner Scheiß Brücke oder so springen, so wie ich es auch damals versucht hab. Aber ich hab Pflichten anderen gegenüber und kann es nicht. Man ich hasse mich selbst so abgrundtief für das hier, für mein Verhalten, für alles einfach. Mein Selbstbewusstsein ist so im arsch und ich habe überhaupt kein Selbstwertgefühl mehr. Mein Kopf schreit so laut,
doch ich bringe keinen Ton raus. Ich fühl mich so scheisse alleine. Das einzige was ich will ist endlich wieder glücklich sein man. Dann fang ich Dumme Kuh auch noch an die, die mir helfen wollen von mir weg zu stoßen. Es ist als wäre um mich rum nur schwarz, als wäre ich im tiefen Loch. Und ich will da einfach nur noch raus. Ich kann nicht mehr, selbst beim Fußball merkt man es mit an." das erste mal nimmt sie wieder Luft. Ich nicke ihr zu, da ich weiß dass sie noch nicht fertig ist. ,,Und es tut mir so Scheiße leid nh, aber ich weiß genau, warum das jetzt alles wieder in meinem Lebens aufkommt." sie hört auf und sieht zuerst die verwunderte syd an und dann lange in meine Augen. Ich sehe Reue in ihrem Blick. „Scheiße Mama ich weiß das du dich in mir siehst." meine ich verzweifelt. „Aber ich hab's auch geschafft, dank euch." füge ich noch an. Klara bricht erneut in Tränen aus und ich nehme sie fest in den Arm. Danach nehme ich ihre und Syds Hand. Ich ziehe die beiden hinter mir den Hügel runter. Dann setze ich sie an den See. „So ihr zwei. Ich hab jetzt genug geredet und auch Klara hat so einiges gesagt. Ihr seid beide absolut überfordert, aber ich will das ihr das klärt. Ich fahre jetzt erst mal bei G meine Sachen holen. Dann gehe ich zurück in die wg und euch beide will ich erst sehen, wenn ihr euch ausgesprochen habt, also wirklich reden und zwar wird jetzt alles auf den Tisch gelegt." meine ich und gehe. Mom und Mama schauen mir verdattert hinterher. Um ehrlich zu sein keine Ahnung woher meine plötzliche Bestimmtheit und das Selbstbewusstsein kommt, aber irgendwer muss ja mal den Mund aufmachen. Da habe ich scheinbar echt was von meiner Schwester ihrer pragmatischen Seite abgekriegt. Ich gehe ans Auto und sperre auf. Unterwegs höre ich meine Spotify Playlist, die ich mit Jule teile. Als ich bei Georgia bin hole ich meine Sachen ab. Ich gebe ihr die Kurzfassung der Ereignisse. Auf dem Rückweg FaceTime ich mit Jule. Ich erzähle ihr was passiert ist und es tut gut mit ihr zu reden. Danach gehe ich in die Wohnung aber wir reden immernoch. Ich beschließe mir einen Toast zu machen. Nach mittlerweile fast 3 Stunden höre ich die Haustür. Sofort sprinte ich dort hin. Doch vor mir steht nur Klara. ,,Mama wo ist Mom?'' meine ich vorsichtig. Doch sie sieht ganz glücklich aus. ,,Keine Sorge nur ihre Sachen holen.'' meint sie lächelnd. ,,Ist jetzt alles wieder gut?'' frage ich vorsichtig und sie nickt. Stürmisch umarme ich sie. Das freut mich grade so unnormal. In zwei Monaten ist die EM mein größter Traum mit ihnen dort zu sein.Klaras POV
Nun sitze ich hier an dem glasklaren, funkelnden See neben Syd und habe die Chance alles wieder gut zu machen, nur fehlen mir grade ein wenig die Worte. Als y/n so plötzlich den wunden Punkt getroffen hat ist es einfach aus mir herausgesprudelt. Ich räuspere mich kurz. ,,Willst du die ganze Geschichte hören?'' frage ich sie und wende mich zu ihr. ,,Wenn du bereit bist sie zu erzählen gerne, aber ich will dir keinen Druck machen.'' meint sie und schaut mich interessiert an. ,,Passt schon.'' meine ich und nehme ihre eine Hand. Während ich anfange von vorne zu erzählen spiele ich mit ihren Fingern, das beruhigt mich. Ich fange an, als wir y/n das erste mal gesehen haben. Ich habe mich gleich schon so verbunden mit ihr gefühlt. Als ihre Eltern starben und ich gemerkt habe, wie sehr mich das an mich erinnert. Das elterngespräch und damals hatte ich ihnen schon gesagt das es war, als hätte man mir den Spiegel vor Augen gehalten. Dann diese Albträume und der Tag an dem er verstorben ist. Das mobbing danach und wie es mir in den letzten Wochen ging. Das ich nicht reden konnte. Eine regelrechte Blockade entwickelt habe. Aus Angst Menschen die mir nah stehen zu verlieren. Das mir das ihr gegenüber nur rausgerutscht ist weil ich so überfordert war und der Typ im Club. Das war wohl das am schwierigsten zu erklärende. Ich hatte echt zu viel gesoffen und habe mich dann so abgelenkt. Dabei mag ich nicht mal Männer. Ich dachte ich hab das mit uns eh schon verkackt. Nach dem ich ihr alles ausführlich erklärt habe nickt sie und kurz herrscht stille. Wir brauchen beide Zeit, um das Gesagte zu schlucken. Irgendwann setzt sie zum reden an. ,,Klara mir tut das alles so leid du hättest doch was sagen können, weißt du seit deiner Panikattacke hatte ich abnormale Angst um dich. Aber jetzt geht's ja wieder einigermaßen oder?'' fragt sie vorsichtig. Ich nicke. Ihre Hand lag immer noch in meiner. ,,Und jetzt.'' meine ich vorsichtig. ,,Ja willst du mich denn noch?'' sagten Syd und schaut mich direkt an. ,,Natürlich.'' meine ich ohne zu zögern. ,,Du bist süß.'' Ich muss lächeln. Dann stehe ich auf und ziehe sie zu mir hoch. Ich küsse sie und merke wie sehr ich das gebraucht hab. ,,Man ich hab dich vermisst.'' meine ich. ,,Ich dich doch auch.'' Wir bleiben noch eine Weile, weil der Ort echt schön ist. Als wir zurück gehen geht Syd zum Auto und will ihre Sachen holen fahren und ich gehe in die Wohnung, wo mir direkt y/n entgegen stürmt. ,,Ist jetzt alles wieder gut?" fragt sie aufgeregt. Und hibbelt leicht. Ich nicke und sofort springt sie mir um den Hals. ,,Hey ganz ruhig." meine ich lachend. ,,Ganz kurz eine Frage habe ich." meine ich, da mich das echt interessiert. „Woher weißt du das alles?" Sie muss schmunzeln. „Komm setzt dich erst mal ich erzähl es dir." meint sie lächelnd. „Also dass ihr Streit habt hat mir Laura gesteckt. Und das mit deinem Bruder war Menschenkenntnis und ein wenig Zufall. Ihr habt ja beide so Fotoalben hier, auch als ihr noch Kinder wart. Die hab ich letztens durchgeguckt und da war eben ein Schwarzweiß Foto von deinem Bruder dabei, wo hinten drauf stand Ruhe in Frieden und ein kleiner Text von dir, also konnte ich es mir denken." erklärt sie. „Clever." meine ich und muss nun auch grinsen. „Übrigens ich hab mir überlegt ich Feier übermorgen hier daheim. Ich lade die Bayern Mädels ein und fertig." erzähle nun ich ihr von meinem Vorhaben. Sie nickt. Dann hören wir den Schlüssel in der Tür. Das wird Syd sein. Sie schiebt ihren Koffer durch den Flur und kommt dann zu uns. „Naa? Was habt ihr so gemacht?" meint sie und betritt das Wohnzimmer. „Nichts besonderes." meint y/n und ich nicke zur Bestätigung. Ich hatte eine schlechtes Gewissen, dass ich mich den beiden nicht früher anvertraut habe, denn jetzt fühle ich mich deutlich besser und auch wieder glücklich. Natürlich geht das jetzt nicht von heute auf morgen komplett weg, aber ich versuche mein bestes damit klarzukommen.Endlich neuer Part
An dem Teil hab ich echt lange geschrieben und war mir auch wirklich unsicher damit. Aber naja, hier ist er trotzdem.Eigentlich sollte diese ganze Sache mit Klara nur so ne ne Rand Geschichte werden, dass es bisschen eskaliert. Oops. Das positive daran ist, nennen wir es mal. Der eigentliche Höhepunkt des Buches kommt erst, denn das sollte eigentlich die EM sein. Nur es ist jetzt schon unfassbar lang geworden aber deshalb kann dir noch auf ganz ganz viele Kapitel freuen und das Buch hier wird auch länger werden, das kann ich euch versprechen.
Passt auf euch auf! 🫶🏻
Hab euch lieb!🫶🏻
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Can't you hear my silent scream?//Jule x y/n
Teen FictionErstmal triggerwarnung Gewalt, Selbstverletztendes verhalten, Tod, Esstörung, Mobbing Alle diese Aspekte können vorkommen und wenn ihr euch bei irgendwas unwohl fühlt löst es besser nicht, sprecht mit jemandem darüber und passt auf euch auf. Die Inf...