Selection - Elyanor

Kapitel 2

~ Elyanor ~ 

Mein Herz klopfte laut und wild. Ich glaube, ich war in meinem Leben noch nie so aufgeregt gewesen. Alistair verkündete die Namen der Kandidaten, doch es waren so viele, dass ich sie schon eine Sekunde darauf wieder vergessen hatte. Aber ich würde sie ohnehin bald besser kennenlernen.

Mein Blick glitt über die Kandidaten und ich bemerkte schmunzelnd, dass sich Amelia in einem günstigen Moment ebenfalls in den Saal schlich. Sie hatte ein Kleid an, jedoch eher um nicht aufzufallen. Unauffällig näherte sie sich mir und meinem Hofstaat, während ich weiterhin die Kandidaten musterte.

„Und? Was sagst du?", hörte ich Amelia schließlich neben mir flüstern. Die anderen Damen meines Hofstaates waren von den Kandidaten so abgelenkt, dass sie meine Freundin gar nicht beachteten.

„Ich weiß nicht. Ich glaube ich warte mit einem ersten Urteil noch ab, bis ich mit ihnen gesprochen habe", sagte ich ebenso leise.

„Ich behalte sie auf jeden Fall im Auge, darauf kannst du dich verlassen." Sie musterte die letzten Kandidaten, die den Raum betraten und ich bemerkte, wie sich auf ihrer Handfläche die Schatten kräuselten.

„Amelia?" Ich hatte ihre volle Aufmerksamkeit. „Du bist zwar die Chefin meines Geheimdienstes, aber ich bitte dich trotzdem, im Rahmen deiner Befugnisse zu bleiben, in Ordnung? Ich will nicht, dass du den Kandidaten hinterherspionierst oder sie belästigst."

Sie drehte sich zu mir um und nahm meine Hand in ihre.

„Du kannst dich auf mich verlassen. Ehrlich. Ich sorge nur für deine Sicherheit. So wie es meine Aufgabe ist. Außerdem habe ich schon Calder, da überlasse ich dir gerne die ganzen jungen Männer, die übrigens nur deinetwegen hier sind."

Sie zwinkerte mir zu und nickte mit dem Kopf zu den Kandidaten, die nun begannen, sich im Raum zu verteilen. Einige blieben noch unschlüssig am Eingang stehen und versuchten, sich einen Überblick zu verschaffen.

Ich lächelte bei dem Gedanken an die kommenden Wochen und musterte einige der Kandidaten genauer. Mein Blick blieb an einem der Männer hängen. Fassungslos atmete ich aus und entzog Amelia meine Hand.

„Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist", hauchte ich. „Wie peinlich."

„Was denn?" Amelia musterte mich belustigt und folgte dann meinem Blick. Dann hob sie überrascht die Augenbrauen. „Ich glaube nicht, dass er wirklich ein Stallbursche ist."

„Danke, so weit war ich auch schon." Ich musterte ihn genauer. Er war es tatsächlich. Ein paar Stunden zuvor hatte er vor den Stallungen gesessen und ich hatte ihn damit beauftragt, mein Pferd abzusatteln und in seine Box zu bringen.

„Er hat sich um Midnight gekümmert", sagte Amelia, die denselben Gedanken zu haben schien wie ich und an das Geschehen von vor ein paar Stunden zurückdachte. „Er hat die ganze Zeit über den Eindruck erweckt, er sei einer der Stallburschen."

„Oh Gott ich möchte im Erdboden versinken." Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und seufzte niedergeschlagen. Na das ging ja gut los...

„Mach dir keinen Kopf. Er nimmt es dir bestimmt nicht übel. Aber du solltest langsam anfangen, mit deinen Herren zu reden." Sie zwinkerte mir zu und suchte dann im Saal nach Calder. „Lass es mich Wissen, wenn du Hilfe brauchst, okay?" 

Ich nickte gequält und strich mir über den Rock, bevor ich mich ebenfalls ins Getümmel stürzte.

*   *   * 

Meine Gäste schienen sich prächtig zu amüsieren. Das Orchester hatte begonnen zu spielen, doch ich hatte den ersten Tanz ausgesetzt. Stattdessen beobachtete ich die Kandidaten, die sich größtenteils am Buffet bedienten.