Kapitel 46

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~Elyanor~ 

Ich drehte mich auf dem Sofa um, als ich das Klopfen an der Tür hörte. "Herein."

Die Tür öffnete sich einen Spalt und Amelia schlüpfte in mein Zimmer. Ihr Blick fiel sofort auf das Sofa, wo ich neben dem Leuchter saß, der die einzige Lichtquelle in dem sonst dunklen Zimmer darstellte.

"Elyanor. Du bist noch wach?", fragte sie, während sie näher kam.

Ich nickte und seufzte. "Ja, ich kann nicht schlafen."

Amelia ließ sich neben mich fallen und sah mich dann lange an.

"Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt?", fragte ich und sah an ihrer Kleidung, dass sie ebenfalls noch nicht zu Bett gegangen war.

Sie schüttelte den Kop. "Nein, ich war noch bei Calder."

Ich setzte mich auf. "Wie geht es ihm?", fragte ich besorgt.

"Er wird wieder. Das Gegenmittel schlägt an. Später als erwartet, aber es schlägt an." Sie atmete tief aus und mir wurde erst jetzt langsam bewusst, unter welchem Druck sie gestanden haben musste. Sie liebte Calder und er liebte sie. Etwas ähnliches hatte ich noch nie gesehen.

Die beiden waren wie füreinander geschaffen. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn einem von ihnen etwa zustieß.

"Das ist gut zu hören."

Amelia rieb sich über die müden Augen. "Du wolltest mich sprechen?"

"Wenn du schlafen gehen willst, können wir auch morgen noch reden", sagte ich und musterte die dunklen Ringe unter den Augen.

"Ach Quatsch, jetzt bin ich schon da. Und bis wir das, was auch immer du auf dem Herzen hast, nicht geklärt haben, kannst auch du nicht schlafen."

Ich rutschte tiefer in die Kissen. "Okay."

"Also. Was ist passiert?", fragte sie und sah mich gespannt an.

"Naja... Dashiell und ich haben uns verlobt."

Amelia richtete sich ruckartig auf. "Was? Tatsächlich? Das ist doch großartig!" Dann bemerkte sie meinen angespannten Gesichtsausdruck. "Oder nicht?"

Ich seufzte und zuckte mit den Schultern. "Wir haben uns gleich darauf wieder entlobt."

"Oh... warum denn?"

"Wir wollten uns beide sicher sein und nach dem Kuss-"

"Ihr habet euch geküsst?", unterbrach Amelia aufgeregt und es sah ganz so aus, als wäre sie auf einmal hellwach und wollte stundenlang mit mir quatschen.

"Ja." Ich seufzte und bemerkte wieder dieses dumme Lächeln, das sich unbemerkt auf mein Gesicht geschlichen hatte.

"Okayyy", sagte Amelia gedehnt und legte den Finger an die Lippen, als würde sie angestrengt überlegen. "Und wann kommt der Teil bei dem ihr euch gestritten habt?"

"Es war nicht wirklich ein Streit", erwiderte ich, erstaunt, wie sie darauf gekommen war. "Es ist nur... wir sind uns nicht sicher was wir füreinander empfinden. Wir haben vereinbart, dass wir nochmal darüber nachdenken, bis wir uns ganz sicher sind und dann nochmal sprechen."

"Und wie kann ich dir helfen, dich zu entscheiden?"

Ich errötete, als ich mir die Frage zurechtlegte, die ich ihr stellen wollte. "Wie ist es mit Calder?"

"Ah." Amelia lächelte. "Verstehe." Sie ließ ihren Blick durch den spärlich beleuchteten Raum schweifen, während sie überlegte.

"Ich weiß nicht, wie ich es vergleichen kann und ich glaube auch nicht, dass es bei jedem so ist wie bei Calder und mir. Es ist ... es ist einfach Liebe. Wenn er in meiner Nähe ist, fühle ich mich komplett, obwohl ich nie gewusst habe, dass ein Teil von mir unvollständig ist. Aber wenn er nicht da ist, oder wenn ihm etwas fehlt, dann ist es manchmal, als würde eine Last auf meiner Seele liegen, die ich nicht begreifen kann."

Selection - ElyanorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt