~ Elyanor ~
Ich schritt nach oben in mein Arbeitszimmer, während Amelia Lucian zurück in seine Zelle sperrte, wo er von mir aus verrotten konnte. Amelia wollte sich beeilen und mich einholen, wie sie mir zuvor versichert hatte. Und ich musste auch nicht lange darauf warten.
"Seine Geschichte hat er ja sehr blumig beschrieben", bemerkte sie, als sie neben mir aus ihren Schatten auftauchte, gerade als ich die Tür zu meinem Arbeitszimmer aufgeschlossen hatte.
"Das ist mir ziemlich egal."
"Fühlst du dich denn jetzt besser?", hakte Amelia nach und folgte mir in meine Arbeitszimmer.
Ich zog die Vorhänge auf und sah hinaus auf den Hof, wo die Bediensteten ihrer Arbeit nachgingen. Dann horchte ich in mich hinein. Ging es mir besser? Ich drehte mich zu Amelia um. "Zumindest stelle ich mir jetzt nicht immer wieder vor, was gewesen wäre, wenn er mich nicht verraten hätte."
"Dann kannst du also damit abschließen wie du es wolltest?" Amelia setzte sich auf die Kante meines Schreibtisches und sah mich forschend an.
"Er wird mir wahrscheinlich noch ein paar Tage durch den Kopf gehen, aber ich glaube ich kann mich jetzt langsam wieder auf meine Arbeit konzentrieren." Ich ließ meinen Blick über den Schreibtisch schweifen, den ich am Vorabend fein säuberlich hinterlassen hatte.
"Das ist schön zu hören. Übernimm dich aber nicht mit deiner Arbeit, besonders jetzt, da du keinen Assistenten mehr hast. Du kannst jederzeit um Hilfe bitten."
Ich nickte und ging hinüber zu meinem kleinen Aktenschrank, den ich mit einem eigenen Schlüssel aufschloss und die richtige Mappe heraussuchte. Ich warf sie auf den Schreibtisch und sperrte den Schrank wieder ab, bevor ich mich auf den Bürostuhl sinken ließ.
"Ich weiß, das sagen mir alle im Moment."
"Wer ist alle?", hakte Amelia nach und drehte sich zu mir um.
Ich zuckte mit den Schultern und öffnete die Mappe, um ihr zu signalisieren, dass ich jetzt arbeiten wollte. "Alle eben. Du, Dashiell..."
"Oh, Dashiell?" Amelia klang gerade so, als wäre das etwas Außergewöhnliches.
Ich hob den Kopf. "Ja, Dashiell. Ist das so abwegig?"
"Ganz im Gegenteil." Amelia grinste und ignorierte jeden Versuch meinerseits, sie auf subtile Art hinauszuwerfen. Sie hüpfte vom Schreibtisch und umrundete ihn, sodass sie nun neben mir stand und mir eine Hand auf die Schulter legen konnte. "Das bedeutet, dass er sich um dich sorgt. Warum lässt du ihn nicht ein paar deiner Aufgaben übernehmen?"
"Ich weiß nicht, ich schätze ich habe gerne alles unter Kontrolle. Nach Frederick habe ich Vorbehalte, einfach meine vertraulichen Dokumente und Pläne mit jedem zu teilen", sagte ich und holte die Dokumente aus der Mappe hervor, bevor ich begann, sie auf meinem Schreibtisch auszubreiten.
"Dashiell ist aber nicht jeder. Gib ihm eine Chance. Er wird der nächste König. Irgendwann muss er etwas machen. Das ist sein Job."
Ich hielt inne und sah zu Amelia auf, die Papiere noch immer in meinen Händen haltend. "Ich kann ihn immer noch zum Prinzgemahlen machen. Dann hätte er nur repräsentative Aufgaben."
Sie hob eine Augenbraue und lehnte sich vor. "Das wirst du nicht machen."
Ich zuckte mit den Schultern und widmete mich wieder meiner Arbeit. Amelia seufzte, als sie merkte, dass ich ihr nicht antworten würde. "Also gut. Ich werde mich jetzt wieder um Frederick kümmern. Aber versprich mir, dass du mit Dashiell reden wirst."
DU LIEST GERADE
Selection - Elyanor
FantasyEndlich ist es soweit. Die Selection der jungen Königin Elyanor von Arvandor steht bevor. Zweiunddreißig junge Männer sind in den Palast gekommen und kämpfen um ihr Herz. Aber nicht alles verläuft nach Plan und als Königin hat Elyanor noch ganz ande...