Kapitel 15

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~ Amelia ~

„Wie konnte das passieren?" Ich stürmte in die Zentrale des Geheimdienstes, den ich leitete und sah meinem eingeschworenen Team von Spionen mit tödlichem Blick in die Augen.

Niemand sagte etwas. Es herrschte Totenstille in dem Raum. „Wie konnte das passieren?", wiederholte ich ruhig. 

Einer der Neuen erhob zögernd die Stimme. „Wir hatten vorrangig die Kandidaten der Selection auf dem Schirm und haben den Fokus auch auf die Eltern des Kandidaten Finnegan Thompson gelegt. Er..."

„Darüber weiß ich Bescheid", unterbrach ich ihn. „Das erklärt trotzdem nicht, warum heute ein Attentat auf unsere Königin verübt worden ist und keiner auch nur den leisesten Verdacht hatte."

Ich atmete tief durch und rieb mir resigniert über die Augen. Insgeheim wusste ich, dass das jetzt auch nichts mehr änderte und ich meine Prioritäten anders setzen musste.

„Ich will, dass so schnell wie möglich alle Fakten zusammengetragen werden. In drei Stunden möchte ich genau wissen, was passiert ist, ob es weitere Tote oder Verletzte gibt, mögliche Tatmotive, sucht einen Spezialisten für das Kaliber der Waffe."

Ich griff mir an den Kopf und versuchte nachzudenken. Keiner der Anwesenden sagte einen Ton. Dann betrat Calder hinter mir den Raum und legte mir sanft die Hand auf die Schulter. 

„Sie schläft jetzt. Es ist nochmal gut gegangen", wisperte er hinter mir. Ich nickte zum Zeichen, dass ich ihn gehört hatte.

„Die Vernehmung von Sir Lucian Whitaker werde ich selbst durchführen." Mit hartem Blick sah ich meine Leute an und versicherte mich, dass sie den Ernst der Lage verstanden hatten. Das hatten sie offenbar. Ich sah in wild entschlossene Gesichter.

Calder ließ seine Hand von meiner Schulter herabgleiten und umfasste meine. „Gehen wir zu Elyanor", sagte er in ruhigem Ton und drückte meine Hand einmal kurz.

Dankbar sah ich zu ihm auf. Er war mein Fels in der Brandung. Ich drückte seine Hand ebenfalls kurz und ging dann mit ihm hinaus auf den Flur. „Wie geht es ihr?", fragte ich, während wir zur Krankenstation gingen.

„Ich habe nur kurz mit einem Arzt sprechen können, der meinte aber, es sei nur ein Streifschuss gewesen. Sie hat aber trotzdem viel Blut verloren und ist dadurch ohnmächtig geworden."

Ich sah zu ihm auf. „Sie muss echt eine Menge durchgemacht haben."

Calder nickte. „Ja. Aber es geht ihr gut. Das ist das Wichtigste."

„Haben deine Leute denn bisher etwas herausfinden können?", hakte ich nach. Hoffnungsvoll.

Er schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich habe nur die Leibgarde der Königin unter meinem Kommando, während du die Elite des Landes, den Geheimdienst leitest. Wer von uns beiden ist wohl besser informiert?"

Ich musste trotz der Ernsthaftigkeit der Situation schmunzeln. „Du", gab ich zu. „Aber vielleicht hast du ja trotzdem etwas mitbekommen."

„Meine Männer haben Lucian Whitaker in ein Zimmer gebracht, wo du ihn verhören kannst. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass er da mit drinsteckt."

Ich nickte. „In Ordnung, danke." Wir waren vor dem Zimmer auf der Krankenstation angekommen, auf dem Elyanor lag.

„Wir schaffen das schon." Calder legte seinen Arm um meine Taille und beugte sich zu mir herunter, um mich zu küssen.

Ich schlang meine Arme ebenfalls um ihn und erwiderte den Kuss. Schließlich legte er seine Stirn an meine und wir blieben einen Moment einfach so stehen.

Selection - ElyanorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt