Kapitel 14

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~ Elyanor ~ 

Die Debatte war hitzig gewesen und ich war mehrmals kurz davor gewesen, aufzuspringen und dazwischenzurufen. Der Vorsitzende hatte mir keine Redezeit gewährt, wobei es ohnehin taktisch klüger wäre, meine Rede auf die Woche nach dem Friedensgipfel zu verschieben.

Nach der Debatte war ich wieder zurück in den Palast gefahren und die Kandidaten hatten nach einer Stunde Überarbeitungszeit ihre Protokolle abgegeben. Bisher hatte ich noch nicht hineingeschaut, sondern sie einfach auf meinem Schreibtisch abgelegt. Das würde ich heute Abend erledigen.

Doch zuerst hatte ich eine Verabredung mit Lucian. Roselyn hatte mich rasch fertig gemacht und ich war in die Eingangshalle geeilt. Ich war ein paar Minuten zu früh dran, doch er kam schon wenige Minuten später die Treppe herunter. Anscheinend hatte er es genauso eilig, mich zu sehen, wie ich ihn.

„Hallo, Elyanor. Schön Sie zu sehen", begrüßte er mich und stieg locker die letzten Treppenstufen hinunter.

„Ebenso. Wollen wir uns nicht duzen?", schlug ich vor. Die Höflichkeitsform kam mir langsam lächerlich vor, da wir uns immer besser kennenlernten.

„Gerne, wie du möchtest." Er bot mir seinen Arm an, an dem ich mich sofort einhakte. „Was möchtest du unternehmen?"

„Was hältst du von einer Rundfahrt durch die Stadt in der offenen Kutsche?", fragte ich.

„Oh, das wäre schön. Sehr gerne." Lucian strahlte förmlich bei dem Gedanken.

„Ich habe schon alles vorbereiten lassen", sagte ich und wies mit meiner freien Hand auf die Stallungen auf der anderen Seite des Innenhofes.

„Dann mal los." Er nickte und ging mit mir an seiner Seite auf die Stallungen zu. „Wie fandest du die Sitzung im Parlament heute? Man konnte an deinem Gesicht ablesen, dass du nicht immer einer Meinung mit den Abgeordneten bist."

Ich seufzte. „Ja, das ist wahr. Wie fandest du die Sitzung denn?"

Er zuckte mit den Schultern. „Sie war ganz spannend, aber teilweise hatte ich den Eindruck, dass sich die Abgeordneten wie kleine Kinder benehmen."

Ich lachte, denn er sprach mir aus der Seele. „Das hast du gut beobachtet."

Wir blieben vor der Kutsche stehen. „Nach dir", sagte Lucian und öffnete die halbhohe Tür, bevor er mir seinen Arm anbot, um mir hineinzuhelfen.

„Vielen Dank." Ich ergriff seine Hand und stieg die kleine, an der Seite angebrachten Stufe hinauf, um mich in die Kutsche mit dem offenen Verdeck zu setzen. Von der leicht erhöhten Position aus hatte man einen guten Blick.

Lucian setzte sich neben mich und kurz darauf kam auch schon der Kutscher, der sich auf den Kutschbock schwang und die Zügel der bereits eingespannten Pferde in die Hand nahm. Mit einem leichten Ruckeln fuhr er los und wir passierten das Schlosstor, auf dem Weg in die Stadt.

„Hast du eigentlich Geschwister?", fragte ich dann.

„Nein, leider nicht. Wie kommst du auf das Thema?", hakte er vorsichtig nach.

„Ich habe solche Kutschfahrten früher immer mit meinem Bruder Lio gemacht. Aber leider habe ich ihn in letzter Zeit wenig gesehen."

„Das tut mir leid. Das muss bestimmt schwer für dich sein. Kannst du dir nicht einmal eine Auszeit nehmen?" Er rückte näher an mich heran, sodass wir direkt nebeneinandersaßen.

„Leider nicht. Ich wüsste auch gar nicht, wer mich in dieser Zeit vertreten sollte. Mein Bruder ist noch nicht alt genug, um sich mit diesem Amt auszukennen und sonst habe ich eigentlich niemanden mehr, der rechtlich gesehen in der Position wäre, meine Stelle kurzfristig zu übernehmen."

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