Kapitel 30

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~ Dashiell ~

Als sich die Tür geöffnet hatte und eine Person den Raum betreten hatte, konnte ich nicht die Kraft aufbringen, um meine Augen zu öffnen und nachzusehen, wer es war. Stattdessen war ich wieder in den seltsamen Zustand zwischen schlafen und wach sein zurückgekehrt.

Unruhige Träume verfolgten mich und vermischten sich mit der Wirklichkeit. Ich sah Elyanor vor mir, wie sie in das Boot gefallen war, gefolgt von ihrer Rede, die sie damals im Parlament zum Frauenwahlrecht gehalten hatte. 

Dann sah ich sie mit mir auf der Wiese mit den Apfelbäumen spazieren und wie sie nach einiger Zeit im Sitzen eingeschlafen war – ihren Kopf an meine Schulter gelegt.

Ich spürte einen Stich in meiner Brust, während ich wieder mit ihr in dem Boot saß und ihre Worte sich in meinem Kopf wiederholten, die sie geäußert hatte, als ich ihr gesagt hatte, dass ich mich nicht deshalb beworben hatte, um sie kennenzulernen.

Unruhig drehte ich mich auf die Seite und zog im Halbschlaf die Decke ein wenig höher. Mir war seltsam kalt, obwohl ich manchmal das Gefühl hatte, mein Kopf stünde in Flammen. Langsam nahm ich mein Umfeld wieder bewusster wahr, konnte aber die Augen noch nicht öffnen.

Ich wollte schon weiter in meinen Träumen versinken, als ich das Geräusch der sich öffnenden Tür hörte. Kurz darauf wurde ein Stuhl zurückgeschoben und zwei Personen unterhielten sich in gedämpftem Ton. Ich versuchte zu erraten, wer es war, doch es fiel mir schwer. 

Eine Stimme konnte ich jedoch identifizieren. Es war Elyanor. Mir wurde ein wenig warm um mein Herz. Sie war also tatsächlich geblieben. 

Ich hatte kein Gefühl dafür, wie viel Zeit vergangen war, seit sie den Raum betreten hatte. Langsam drehte ich mich wieder zurück auf den Rücken und versuchte langsam, die Augen zu öffnen. 

Ich musste sehen, ob ich mir ihre Stimme nicht nur eingebildet hatte. Im ersten Moment blendete mich das Licht der Nachmittagssonne, die durch das Fenster schien, doch als sich meine Augen daran gewöhnt hatten, konnte ich zwei Personen erkennen. 

Es war tatsächlich Elyanor, die mit einer Krankenschwester sprach, die wohl soeben den Raum betreten und mich aus meinem Schlaf gerissen hatte.

Die Schwester, die im Gespräch ihren Kopf zu mir gedreht hatte, bemerkte, dass ich wach war und unterbrach ihr Gespräch, um zu mir zu kommen. Elyanor hingegen wich meinem Blick aus und setzte sich wieder auf ihren Stuhl ein paar Meter von meinem Bett entfernt und schlug ein Heft auf.

„Sir Blackwood, wie geht es Ihnen?", fragte mich die Krankenschwester und nahm ein Klemmbrett von meinem Nachttisch, bevor sie einen Stift aus ihrer Tasche nahm und auf ein Papier schrieb, das dort aufgelegt war. „Haben Sie Schmerzen?"

Ich hob meine Hand, um mir die Stirn zu reiben und spürte die Hitze, die von meinem Kopf ausging. Mein Blick ging nach oben zur Decke und ich blieb einige Sekunden so liegen, unfähig zu sprechen.

Die Krankenschwester legte das Klemmbrett mit einem leisen klappern zurück auf den Nachttisch und holte ein Fieberthermometer aus ihrer Tasche, das sie mir in den Mund schob, als ich keine Anstalten machte, zu antworten.

Ich horchte in meinen Körper hinein, um zu sehen, wo es mir überall fehlte. Es stand außer Frage, dass ich meinen Zustand dem nicht ganz freiwilligen Bad im See zu verdanken hatte, als ich das Boot zurück an das Ufer gezogen hatte.

Vermutlich hätte ich sofort auf mein Zimmer gehen und mich umkleiden sollen, doch ich war Elyanor nachgegangen, die zurück in den Ballsaal gestürmt war und hatte zusehen müssen, wie sie Lucian zum Tanz aufgefordert hatte, ohne einen weiteren Gedanken an mich zu verschwenden. Und es war nicht bei einem Tanz geblieben, wie ich schmerzlich hatte feststellen müssen.

Selection - ElyanorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt