~ Elyanor ~
„Guten Morgen Frederick." Ein Gähnen unterdrückend betrat ich um Punkt neun Uhr mein Arbeitszimmer.
„Guten Morgen, Ihre Hoheit", sagte er in geschäftigem Ton, deutete eine Verbeugung an und deutete auf die Mappe mit Unterlagen, die er jeden Morgen auf meinem Schreibtisch deponierte.
„Leider müssen Sie ihren Tagesablauf neu planen. Alistair hat mir soeben mitgeteilt, dass er mit den Vorbereitungen auf die letzte Selection beschäftigt ist und ein paar Dinge klären muss. Damit hat er keine Zeit für den Politikunterricht der Kandidaten."
Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Ich soll also einspringen?"
Frederick neigte respektvoll den Kopf. „Es gibt eigentlich keine bessere Vertretung als Sie, Majestät."
„Aber ich habe doch sowieso schon so viel Arbeit", sagte ich halbherzig. Ein wenig Abwechslung würde wirklich nicht schaden, aber die Arbeit wurde ja auch nicht weniger.
„Wenn Sie wünschen kann ich schon ein wenig vorarbeiten. Gewisse Dinge kann ich auch ohne Sie klären." Sein Blick lag auf der Aktenmappe, die er vorbereitet hatte. Immerhin war er schon eingearbeitet. Und wenn ich ehrlich war, konnte ich mir für mich keine bessere Vertretung als ihn denken. Ich schmunzelte.
„In Ordnung. Aber du kannst jederzeit eine Pause machen. Es ist nicht nötig, dass du die ganze Arbeit für mich machst. Dann sehen wir uns später."
„Sehr gut." Frederick nickte zufrieden, nahm sich die Mappe vom Tisch und ging damit in das Zimmer nebenan. Natürlich würde er es nie wagen, sich an meinen Schreibtisch zu setzen.
Ich schmunzelte und machte mich ebenfalls auf den Weg. Anders als sonst wartete Amelia nicht vor meiner Tür auf mich, wenn ich das Zimmer am Morgen nach der Vorbesprechung mit Frederick verließ.
Das lag wohl daran, dass ich nicht wie sonst in den Palast fahren würde, sondern versprochen hatte, in meinem Arbeitszimmer zu bleiben, sodass sie beruhigt ihrer eigenen Arbeit nachgehen konnte.
Ich hoffte, dass sie den Spion bald finden und die Verschwörung aufdecken würde. Diese Zweifel an jedem meiner Kandidaten waren ständig im Hinterkopf. Als ich in den Flur einbog, in dem der Raum lag, in dem Alistair immer seinen Unterricht abhielt, konnte ich Stimmen hören, die sich unterhielten.
Das waren dann wohl meine Kandidaten. Mit einem erwartungsvollen Lächeln auf den Lippen blieb ich einige Meter vor der geöffneten Tür stehen und lauschte.
„... du hast doch gar keine Chance..." Ein Lachen war zu hören, das nicht nur von einer Person kam. „...näher dran, der nächste König zu werden, als jeder andere in diesem Raum..."
Das Lächeln gefror mir in meinem Gesicht und ich wich schlagartig zurück, als wäre gerade etwas in diesem Raum explodiert.
Doch die Männer redeten einfach weiter und taten so, als hätten sie diese Aussage noch nie gehört und fänden sie nicht im geringsten Maß verwerflich. Leider konnte ich auch die Stimme nicht genau zuordnen.
Entschlossen ging ich auf die Tür zu und schlug dabei meine Absätze so fest in den Boden, dass es beinahe zu laut in meinen Ohren widerhallte. Als ich im Türrahmen stehen blieb und meine Kandidaten mit ernstem Gesicht musterte, erstarben die Gespräche schlagartig.
„Elyanor." Lucian stand auf und sah zu mir, dann wanderte sein Blick zu den anderen Kandidaten und schließlich wieder zurück zu mir. „Was machst du denn hier?"
Unsanft schloss ich die Tür und ging auf das Pult zu, das vorne im Raum stand. Die Tische, auf denen manche der Kandidaten saßen, waren Reihenartig angeordnet gewesen.
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Selection - Elyanor
FantasyEndlich ist es soweit. Die Selection der jungen Königin Elyanor von Arvandor steht bevor. Zweiunddreißig junge Männer sind in den Palast gekommen und kämpfen um ihr Herz. Aber nicht alles verläuft nach Plan und als Königin hat Elyanor noch ganz ande...