Kapitel 29

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~ Elyanor ~

Schwungvoll öffnete ich die Tür zu Amelias Arbeitszimmer, in dem auch andere Spione arbeiteten und das nur über die Geheimgänge erreichbar war. Als ich die Tür hinter mir schloss, sahen alle im Raum auf und tauschten verwirrte Blicke untereinander.

„Elyanor!" Amelia stand von ihrem Schreibtisch auf, als sie mich sah und kam auf mich zu. „Was tust du denn hier?"

Das war tatsächlich eine berechtigte Frage, denn ich war tatsächlich erst einmal hier gewesen, bei ihrem Amtsantritt. „Ich muss dich dringend sprechen", sagte ich und Amelia nickte.

„In Ordnung. Dreißig Minuten Pause für alle." Sie beobachtete geduldig, wie die anderen aufstanden und wartete, bis auch der Letzte die Räumlichkeiten verlassen hatte.

„Setzen wir uns doch", sagte sie und deutete auf ihren Schreibtisch, hinter dem sie anschließend Platz nahm. Sie sah mich gespannt an, bis ich ihrer Aufforderung nachgekommen war. „Also. Was ist los? Warum kommst du auf einmal zu mir in die Zentrale? Willst du ein Update?"

Ungeduldig rutschte ich mit meinem Stuhl näher an den Schreibtisch heran. „Ein Update wäre nicht schlecht, allerdings habe ich eine andere Sache zu besprechen. Eigentlich gleich mehrere. Ich glaube nämlich ich weiß, wer der Spion ist."

Amelia hob überrascht die Augenbrauen. „Ach ja?"

„Ja." Ich nickte. „Ich glaube es ist Frederick."

Sie verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. „Dein Assistent?"

„Ja." Ich nickte erneut, wie um meine Ernsthaftigkeit zu bekräftigen.

Dann legte ich ihr meinen Gedankengang zu der fehlenden Seite in der Ausgabe der arvandorianischen Verfassung in meinem Büro dar und erklärte auch, was Dashiell vorgeschlagen hatte und wie die Gesetzestexte mir dabei helfen konnten, die Krise in Ikrison zu beenden und die Abgeordneten im Parlament auszutauschen.

Amelia hörte aufmerksam zu und machte sich einige Notizen auf einem kleinen Block, den sie aus ihrer Schreibtischschublade hervorgeholt hatte.

„Du glaubst also, dass Frederick ein Verräter ist und du mit Dashiells Informationen deine politischen Probleme lösen kannst?", fasste sie zusammen.

„Ich vermute es, ja. Vielleicht ist es ja gar kein Kandidat, sondern es war schon immer Frederick, der hinter allem gesteckt hat."

Amelia schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein, wir sind uns alle sicher, dass es einer der Kandidaten ist. Wir haben heute auch schon neue Unterlagen bekommen, die wir angefordert hatten und die müssen alle noch evaluiert werden. Aber wir sind auf einer guten Spur. Wenn du Frederick im Verdacht hast, dann muss es zwei Spione geben."

Sie unterbrach sich, um etwas auf ihrem Block zu notieren. „Die Frage ist nur, ob sie beide für dieselbe Person arbeiten oder unabhängig voneinander agieren", sage sie dann und sah auf. „Ich werde sehen, was ich herausbekommen kann. Vielleicht mit Calders Hilfe. Was war die andere Sache, wegen der du gekommen bist?"

„Ach ja. Genau. Laut internationaler Konvention muss Ikrison von drei souveränen Staaten anerkannt werden. Dann kann ich auch mein Parlament überzeugen, die Abspaltung offiziell anzuerkennen. Auf dem Friedensgipfel haben Thalassia und Krynn dafür gestimmt. Creyca hat sich enthalten, ist also nicht grundsätzlich dagegen. Was hältst du davon, wenn ich den drei Königshäusern eine Einladung zukommen lasse? Dann kann ich alles genauer besprechen und ihre Zustimmung vertraglich unterzeichnen lassen."

Amelia lehnte sich zurück und musterte mich zweifelnd. „Ich weiß, wie wichtig dir das ist. Aber vergiss bitte nicht, dass im Moment die Sicherheitsstufe im Palast erhöht ist. Wenn haufenweise fremdes Personal kommt, müssen wir die alle überprüfe. So kann sich leicht ein Attentäter einschleichen."

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