~Prolog: Jungkook~

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Wütend schaute Jungkook in den Spiegel, welcher an seinem Kleiderschrank befestigt hing. In diesem konnte er seine erschöpfte Erscheinung gut ausmachen.
Seine schwarzen Haare waren verwuschelt, standen wild vom Kopf ab und beinhalteten die Reste seiner Dose Gel. Und er konnte schon wieder mehr weiße Strähnen sehen, die er so sehr verabscheute. Er war erst Ende zwanzig, eigentlich sollte er nicht so müde mit seinem Leben aussehen.
Aber das tat er.
Er hatte sich zu sehr vernachlässigt.
Sich. Seine Kinder. Seine Frau. Eigentlich alles, außer seiner Arbeit. Und das wusste er.
Nur hatte er nicht damit gerechnet, heute in einer leeren Wohnung zu sitzen.
Seine Frau hatte ihre Sachen gepackt, die Scheidungspapiere auf dem Küchentisch hinterlassen, daneben ein ausgedrucktes Bild von ihr und einem anderen Mann. Sie hatte ihn verlassen. Und er musste es ihren Kindern beibringen, die unwissend im Nebenzimmer waren.
Zumindest dachte er das. Denn als sein dreijähriger Sohn fragend das Schlafzimmer betrat, fiel seine schmerzverzerrte Miene und er zwang sich zu einem Lächeln.
"Channie, was möchtest du?", fragte er sanft, während er sich vor den Jungen hockte.
"Mama?"
"Chanhyun, komm mal bitte zu mir." Nickend kletterte der Junge in den Schoß des Mannes, ehe er diesen fest umarmte. Und Jungkook strich ihm die Haare aus dem Gesicht, ehe er kurz schluckte.
"Mama kommt nicht wieder. Mama hat uns verlassen."
"Keine Mama?"
"Nein, mein Schatz. Mama ist weg."
Und während er das sagte, musste er weinen. Chanhyun war zu jung, um das zu verstehen. Er sollte so etwas nicht verstehen. Seine Frau hätte sie alle nicht verlassen dürfen. Und er war daran schuld.
"Nicht weinen, Papa", hauchte Chanhyun leise, während er mit seinen Händen die Wangen von Jungkook streichelte. "Papa, nicht traurig sein." "Tut mir leid, Channie. Papa ist gerade sehr traurig." "Ist okay. Chan ist auch manchmal traurig."
Bevor Jungkook etwas darauf antworten konnte, schrie seine Tochter laut. "Oh, Danbi ist auch traurig", murmelte Chanhyun, während er die Hand von Jungkook nahm. "Müssen gucken gehen." Nickend stand Jungkook auf. Er musste für seine Kinder stark sein, so viel stand fest. Denn er wusste, dass Danbi für immer fort war. Deshalb hatte er die Scheidung schon unterschrieben seinem Anwalt gegeben, damit alles offiziell wurde. Auch, wenn es ihn zerstörte.
Im Wohnzimmer angekommen lief Jungkook zu dem Babybett, in dem seine Tochter zu schreien schien. Vorsichtig nahm er sie aus dem Bett, ehe er vorsichtig ihren kleinen Körper gegen seine Brust drückte. "Hat sie Hunger?" Chanhyun schaute mit großen Augen zu dem kleinen Mädchen, welches laut am schreien war. "Oder sie hat die Windeln voll, Channie." "Ich hole die Tasche!" Aufgeregt hüpfte der Junge davon, weshalb Jungkook mit dem Säugling in das Badezimmer lief. Immerhin brauchte seine Tochter bestimmt eine neue Windel, wenn er seinem Geruchssinn vertrauen durfte.
Zeitgleich kam er mit dem Jungen im Badezimmer an, welcher sofort auf den Hocker neben den Wickeltisch kletterte. "Sie hat Poo gemacht!" "Ja, sie musste wohl sehr dringend", lächelte Jungkook schwach. Sein Sohn sollte nicht mitbekommen, wie sehr er litt. Die schwere Zeit würde erst noch kommen, das wusste er.

Besorgt schaute Namjoon zu seinem Freund. Sein Mann hielt gerade die Tochter des Unternehmers in seinen Armen, während er auf dem Sofa saß.
"Seokjin und ich können dir leider nicht wirklich helfen, Jungkook", seufzte der Mann. "Aber wir haben da etwas rausgesucht. Du wirst dem allen sonst nicht wirklich gerecht." "Was habt ihr denn?"
Namjoon fand, dass Jungkook erbärmlich aussah. So hatte er noch nie einen Menschen gesehen, wenn er seinen kleinen Bruder ignorierte. Denn dieser war schon lange auf der schiefen Bahn, zumindest seiner Meinung nach. Vielleicht lag es an der schlimmen Kindheit, die sie beide hatten. Deshalb wollte er seinem Freund unbedingt mit dessen Kindern helfen.
"Als ich noch in Amerika gewohnt habe, bin ich auf eine Argentur gestoßen. Du kannst dir eine Au Pair ins Haus holen. Sie kommt für ein Jahr zu dir und hilft dir bei Haus und Kindern. Ich glaube, dass dir das helfen kann." "Ich kriege das schon irgendwie hin. Chan ist im Kindergarten und ich kann mich gut um Danbi kümmern. Ich arbeite von Zuhause aus." "Bist du dir wirklich sicher? Nicht, dass dir das alles zu Kopf steigt." "Das wird es bestimmt nicht. Ich schaffe das schon. Irgendwie schaffe ich das."
Jungkook wusste, dass er sich selber anlog. Aber es half ihm, positiv auf das alles zu schauen. Das hoffte er zumindest.

Au Pair ^JiKook^Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt