Nervös richtete sich Jungkook die Haare. Hoseok war gegen frühen Nachmittag hier gewesen und hatte sie ihm fast vollständig abgeschnitten, damit er wieder eine ordentliche Frisur über seine Narbe bekam. Er hatte deshalb erneut Tränen verloren, er hatte seine Haare geliebt. Jimin hatte ihm dabei die Hand gehalten.
Es hatte geholfen.
Und jetzt gleich kämen die Kinder nach Hause. Jimin hatte ihnen nicht verraten, wann er nach Hause käme. Sie wussten nur, es wäre irgendwann heute. Die Idee mochte Jungkook. Er wollte den Kindern gerne ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
"Geht es mit deiner Nervosität?" Jimin strich ihm sanft über die Wange.
"Ja. Aber ich- bin sehr- nervös. Ich hof-fe, sie mögen- mich als Appa. Auch, wenn- ich so- bin." "Sie vergöttern dich, Jungkook. Sie werden dich nicht hassen. Ich glaube eher, dass sie vor Freude weinen werden. Oder zumindest du wirst weinen", lächelte Jimin.
"Ich fange die Kids im Flur ab und dann schicke ich sie zu dir, ja?" "Okay."
Und als Jimin im Flur ankam, ging die Tür auf und Chanhyun fiel förmlich in die Arme seines Vaters. "Hallo Daddy!"
"Da hat jemand richtig gute Laune", lächelte Jimin, während er dem Jungen seinen Rucksack abnahm. "Was ist schönes passiert?"
"Appa kommt wieder!"
Jimin lächelte ebenfalls, während er dem Jungen aus der Jacke half. Und genau zu diesem Zeitpunkt trat Seokjin mit Danbi an der Hand um die Ecke.
"Hallo Jimin. Danbi hat gerade im Auto etwas gegessen, Chanhyun hatte ein Eis. Nur, damit ihr da auf seinen Zucker achten könnt. Ich muss nur gleich schon weiter, Namjoon hat Hyeongjun gerade und ist bei seinen Eltern. Ich stoße gleich dazu." "Dann wünsche ich dir viel Spaß, Jin", lächelte Jimin, während er Danbi die Jacke abnahm.
"Wartet ihr bitte auf mich?" Jimin drehte sich sofort zu den Kindern, die gerade beide in die Wohnung rennen wollten. "Sonst werde ich böse." "Okay Daddy", antwortete Danbi sofort, während sie aus ihrem Rucksack ihr Kuscheltier holte.
"Is your soon to be husband back?" Seokjin schaute fragend zu Jimin, der dramatisch die Augen verdrehte. "Don't call him that. But yes, he's sitting in the living room." "Awesome! Euch heute viel Spaß!" Seokjin winkte den Kindern zum Abschied, weshalb Chanhyun sich an Jimin stellte. "Daddy, was hast du gesagt?" "Ich habe mit Jin über seine Eltern geredet. Und das war Erwachsenen-Kram." "Okay."
"Wollen wir ins Wohnzimmer?"
"Nein, ich muss für Appa malen", grinste Chanhyun, weshalb Jimin ihn einfach an die Hand nahm. Und danach nahm er Danbi an die andere Hand. Mit beiden Kindern protestierend lief er ins Wohnzimmer, in welchem Jungkook wartend in seinem Rollstuhl saß. Er wollte, dass die Kinder ihn damit sahen. Denn er war offiziell behindert und würde es nicht verstecken wollen.
"Appa!"
Chanhyun lief sofort auf den Mann los, während Danbi verunsichert an Jimins Hand zog.
Und während Chanhyun seinen Appa fest umarmte, hockte sich Jimin zu Danbi.
"Was ist los, meine Prinzessin?"
"Was ist das? Warum ist Appa in dem Stuhl?"
"Das ist ein Rollstuhl, mein Schatz. Den braucht Appa, um sich zu bewegen. Weil Appa ja nicht laufen kann. Der ist sein Freund."
"Ich mag das nicht."
Danbi schaute kurz zu Jungkook, ehe sie ihren Kopf schüttelte. "Mag das nicht!"
Danbi versuchte sich sofort, aus der Hand von Jimin zu befreien. Aber er ließ sie nicht los.
"Lass das Daddy! Geh!" Kreischend zog sie an dem Arm des Mannes, weshalb Jungkook verletzt zu seiner Tochter schaute. Aber Jimin ließ nicht nach. "Aua! Daddy aua!" Danbi ließ sich mit Schwung nach hinten fallen, damit Jimin sie losließ. Und dabei stieß sie mit dem Kopf gegen ein Regal, sodass sie laut zu weinen begann.
"Danbi, beruhige dich", hauchte Jimin, während er das Mädchen in seine Arme nahm. "Du bist ganz durcheinander. Warum magst du Appa nicht? Warum soll er sich plötzlich ändern?" "Aua!" "Das war deine Schuld, Danbi. Du hättest dich nicht nach hinten schmeißen müssen. Dann täte dein Kopf auch nicht weh." "Du bist gemein!" "Bin ich nicht. Du bist nicht fair. Du musst dich erst erklären, warum du so denkst. Ein Rollstuhl ist nichts verwerfliches."
"Mag das nicht!"
"Magst du das nicht, weil es neu für dich ist?"
Danbi schaute verweint zu Jungkook, ehe sie nickte. Und danach ließ Jimin sie los. Sofort rannte sie aus dem Zimmer. Und Chanhyun schaute verwirrt hinter seiner Schwester her. "Ich schaue nach ihr", lächelte Jimin direkt, weshalb Jungkook nickte.
Es verletzte ihn.
Es verletzte ihn so sehr.
"Chanhyun, gehst- du bitte kurz- zurück?" Jungkook schaute kurz zu seinem Sohn, der sofort nickend dem nachkam, was der Mann sich wünschte. Jungkook wollte aus dem Rollstuhl. Er konnte das.
Jimin wäre stolz auf ihn.
Tief atmete er durch, ehe er sich hinstellte. Er konnte auf einem Bein stehen. Das wusste er. Es war trotzdem anders als sonst. Zitternd stellte er sich auf sein starkes Bein, ehe er sich vorsichtig drehte. Und danach setzte er sich auf das Sofa, indem er sich fallen ließ.
Er hatte es geschafft.
Er hatte es alleine hinbekommen.
Danbi könnte nun den Rollstuhl kennenlernen, ohne, dass ihr Appa darin saß.
Sie müsste keine Angst haben.
Nicht vor so etwas banalem.
Nicht vor ihm.
"Appa! Du bist toll!"
Chanhyun kletterte sofort zu seinem Vater auf das Sofa, ehe er ihn fest umarmte. "Ich hab dich lieb." "Ich dich auch, Chan-nie." Jungkook hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Er wollte nicht zeigen, wie erschöpft er von allem war. Es war ja schon schlimm genug für die Kinder, dass er nun nicht mehr mit ihnen spielen konnte- geschweige denn sie umarmen.
"Dad hat uns nicht verraten, wann du kommst." Chanhyun spielte mit Jungkooks Shirtkragen, während er sich in dessen Schoß setzte. "Du warst plötzlich hier. Danke." "Für- dich immer, Chan-hyun." "Redest du immer so komisch, Appa?"
Chanhyun schaute nicht eine Sekunde lang in Jungkooks Gesicht.
"Ja."
"Okay. Muss ich auch langsam reden? Damit du mich verstehst?"
"Nein."
"Okay." Chanhyun schaute kurz zu Jungkooks Rollstuhl. "Darf ich mich da reinsetzen?" Fragend zeigte er auf den genannten Gegenstand, weshalb Jungkook sofort zustimmte. Er freute sich, wenn seine Kinder offen damit umgehen würden. Denn er bräuchte Zeit, selber mit den gesamten Umstellungen klarzukommen. Er wusste nicht, ob seine Psyche es zeitgleich zuließ, sich auch um die Kinder zu kümmern. Er war Jimin sehr dankbar, dass er hier war. Und ihn mit allem unterstützte. Das war nicht selbstverständlich.
Chanhyun kletterte aufgeregt in Jungkooks Rollstuhl.
"Kann ich damit fahren?"
"Frag- gleich Dad-dy nach Hilfe. O-der Grand-pa." "Okay, danke Appa."
Chanhyun hielt seine Hände ausgestreckt nach vorne, ehe er breit grinste. Und danach machte er die Bewegungen eines Autofahrers nach, passend dazu die Geräusche. Es zauberte Jungkook ein Lächeln auf die Lippen.
"Jungkook?!"
Jimin lief aufgeregt auf seinen Partner zu, Danbi ließ er deshalb im Flur stehen. "Hast du dich selber umgesetzt?!" "Ja. Hat- geklappt." "Du bist der Wahnsinn!"
Jimin lief die letzten Schritte bis zum Sofa, um seinem Partner einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. "Ich bin stolz auf dich."
Jungkook lächelte kurz schüchtern, ehe er seine Hand in Danbis Richtung ausstreckte. "Komm- her Danbi."
Danbi nickte knapp, während sie ihr Kuscheltier eng an die Brust drückte. Und danach lief sie auf das Sofa zu, auf welchem Jungkook saß. Jimin hockte sich sofort vor das Sofa, falls das Mädchen eine Umarmung brauchen würde.
"Appa- hat dich- ver-misst."
Nickend stimmte das Mädchen zu, während es auf das Sofa kletterte.
"Finde dich komisch, Appa." Danbi schaute verunsichert zu Jimin, der aufmunternd nickte. Das Mädchen sollte sich erklären können. Auch sie hatte Gefühle, die sie ausdrücken durfte. Auch, wenn die erwachsenen Männer das vielleicht nicht so sahen, für sie war die Situation mehr als nur befremdlich und schlimm. Denn ihr Appa war plötzlich nicht mehr ihr Appa. Er war anders. Merkwürdig, sprach komisch und saß plötzlich in diesem komischen Gestell, in dem Jimin ihn bewegte. Denn alleine konnte es ihr Appa nicht mehr.
"Warum redest du so blöd?"
"Weil- mein Gehirn- ka-putt ist. A-ber das- wird wie-der, mein Schatz. Appa übt- flei-ßig." Jungkook hielt seiner Tochter weiterhin die Hand hin. Und sie nahm diese vorsichtig an, ehe sie zu weinen begann. Fragend kletterte Chanhyun aus dem Rollstuhl.
"Channie, magst du zu Grandpa gehen?" Jimin lächelte schwach, weshalb der Junge einfach zustimmte. Er erkannte, dass seine Schwester Zeit alleine brauchte. Und so wie er sie bekam, durfte sie es auch bekommen. Deshalb lief er in das Gästezimmer, in dem der Dad von Jimin war.
"Ich will das nicht", weinte Danbi, während sie sich eng an Jungkook drückte. Jimin hielt seinen Partner vorsichtig fest, damit dieser nicht umfallen konnte- sitzen war noch nicht allzu leicht. "Appa! Du- Du bist so anders!" Schniefend schaute sie zu Jimin, der weiterhin aufmunternd nickte.
Sie brauchte diese Zustimmung.
"Appa war lange schlafen." Sie atmete zitternd ein. "Und dann ist Appa anders." Jungkook nickte verstehend.
"Es- ist anders, weil- ich- schwer krank- bin. Ich- bin fast- ge-storben." Jungkook hielt inne. Anscheinend schien er diesen Fakt gerade ebenfalls zu verarbeiten. Deshalb griff Jimin ein.
"Appa braucht Zeit, Danbi. Weißt du noch, als dein Arm so weh tat?" "Ja." "Das hat auch gedauert, bis es wieder heile war. So ist das bei Appa auch. Aber Appa ist deshalb nicht großartig anders. Er liebt uns genau so wie vorher auch. Und das ist das wichtigste. Du musst das nicht sofort akzeptieren. Aber auf Dauer ist es anders. Veränderungen sind nicht immer schön, Danbi. Aber wir lernen, damit unzugehen."
"Hat Appa mich lieb?"
"Na-türlich hat- Appa- dich lieb!"
Jungkook griff sanft die Hand seiner Tochter. "Ich wer-de dich im-mer lie-ben!"
Danbi nickte, ehe sie sich weinend in Jungkooks Arme warf. Wäre Jimin nicht als Stütze da gewesen, wäre er garantiert von ihrem Schwung umgefallen.
"Geh nie wieder, Appa", schniefte das Mädchen, während Jungkook es vorsichtig festhielt. "Nie nie wieder, Appa!" "Nie wieder", antwortete Jungkook hauchend, ehe er dem Mädchen einen Kuss auf die Lippen hauchte. "Ich lie-be dich." "Ich dich auch Appa."
Nach wenigen Minuten wurde Danbi langsam ruhiger. Diese Auseinandersetzung hatte ihr stark geholfen- Jungkook tatsächlich auch.
"Ist wieder alles in Ordnung, Bibi?" Sanft strich Jimin ihr die Haare hinter die Ohren. Und Danbi nickte sofort, während sie sich von Jungkook löste. "Möchte mit Chan spielen."
"Wollt ihr mit Grandad zusammen auf den Spielplatz?"
"Ja!" Euphorisch rannte das Mädchen los, weshalb Jungkook dankbar zu dem Mann schaute. "Danke Ji-min." "Die Situation mit Danbi ist anstrengend, du brauchst auch deine Pausen. So, wie wir alle." "Ich liebe- dich." "Und ich liebe dich auch. Du solltest dich ausruhen, ich bringe dir gleich etwas zu essen und zu trinken. Vorher schaue ich nach Dad und den Kids."
Jungkook nickte zustimmend. Die letzten Minuten hatten ihn tatsächlich sehr geschwächt. Jimin war ein Engel. Er würde ihm alles zurückgeben, wenn er wieder im passenden Zustand wäre. Das versprach er ihm im Stillen. Denn er liebte diesen Mann.
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Au Pair ^JiKook^
FanficJeon Jungkook ist Geschäftsmann in einem erfolgreichen Unternehmen. Er würde sich selber als Workaholic bezeichnen, wenn ihn jemand nach einer kurzen Vorstellung fragen würde. Jedoch vernachlässigt er dadurch seine zwei Kinder, wie all seine Freunde...