~30~

289 17 2
                                        

"Willkommen zurück in Korea!"
Glücklich wurde Jimin von Namjoon umarmt. Es war Ende April und Jimin hatte endlich seinen koreanischen Pass erhalten. Die Antragstellung war kein Problem gewesen, viel mehr hatte Jimin das Warten umgebracht, mit dem Wissen, dass ein Pass jederzeit genehmigt werden konnte.
Und endlich war es passiert.
Jimin hatte Jungkook natürlich sofort informiert gehabt. Und der Ältere hatte Jimin mitteilen müssen, dass er momentan krank im Bett lag und deshalb nicht zum Flughafen konnte.
Deshalb war Namjoon gekommen. Denn Seokjin hatte momentan wieder Probleme mit seinen Depressionen, deshalb blieb er momentan viel Zuhause. Namjoon half ihm so gut es ging. Aber es war schwieriger als erwartet.
Er war tatsächlich froh, kurz alleine das Haus verlassen zu können.
"Hast du den Flug gut überstanden?"
"Meine Beine sind bisschen taub. Aber lag am langen sitzen. Ich bin glücklich wieder hier zu sein." "Das glaube ich dir. Hast du Gepäck dabei?"
Jimin schüttelte nur seinen Kopf. Er hatte fast all sein Hab und Gut in Kisten gepackt gehabt und diese per Post zu Jungkook geschickt. Deshalb hatte er nur einen kleinen Koffer mit dem Nötigsten dabei. Der Rest war immerhin schon Zuhause.
Zuhause.
Jimin mochte den Gedanken, jetzt offiziell für immer hier zu wohnen.
Er war endlich angekommen.
Er fühlte sich zugehörig. Auch, wenn er momentan noch offiziell arbeitslos war. Er hatte schon einige Bewerbungen rausgeschickt, er hoffte, dass er bald auf einer Intensivstation arbeiten könnte.
Vorher würde er erst einmal wieder nach Hause zu den Kindern und seinem Partner.
"Wie geht es Seokjin?"
Jimin schnappte sich seinen Koffer, ehe er neben Namjoon her den Ausgang anstrebte.
"Nicht gut, würde ich sagen", seufzte der Mann.
"Seokjin hatte letztens wieder diesen starken Kinderwunsch. Und dann hat er alle Briefe wieder rausgesucht, in denen man uns eine Adoption verweigert hat. Ich weiß nicht, woher er all diese Briefe hat. Ich hatte sie eigentlich weggeschmissen. Ich habe mittlerweile meinen Wunsch aufgegeben. Ich weiß, dass wir keine Kinder adoptieren können. Aber Seokjin wird wahrscheinlich daran sterben. Ich habe das Gefühl, dass es ihn zerfrisst." Namjoon schaute bedrückt auf den Boden. Und Jimin nickte verstehend.
"Hilft da keine Therapie?"
Namjoon blieb kurz stehen, Jimin tat es ihm gleich.
"Er wollte sich nach seiner letzten Sitzung umbringen. Wir haben uns dazu entschieden, dass die Therapie erst einmal ausgelassen wird. Bis es ihm durch die Tabletten ein wenig besser geht."
Jimin konnte es nicht verstehen.
Er kannte Seokjin so gar nicht.
Seokjin war für ihn der nette und lustige Mann, der sich immer herzlich um andere Menschen kümmerte.
Aber anscheinend repräsentierte dieses Äußere nicht sein Inneres.
Er hoffte, dass man ihm irgendwie helfen konnte.
"Aber genug über Seokjin." Namjoon setzte sich ein Lächeln auf. "Die Kinder reden andauernd von deiner Rückkehr! Sie sind schon total gespannt. Taehyung ist heute mit ihnen im Zoo. Jungkook liegt immer noch krank im Bett. Er hat seit Tagen stechende Kopfschmerzen. Er schiebt es auf den Stress, den er durch die Arbeit hat."
"Steht wieder ein neues Projekt an?"
Jimin trat verwirrt neben Namjoon.
Dieser schien gerade sein Auto auf dem Parkplatz zu suchen, anscheinend hatte er Jimins Frage gar nicht mitbekommen. Und da es leicht am regnen war, beeilten sie sich, um schnell aus dem Wetter zu kommen.
Recht schnell war Namjoons Auto gefunden, Jimins Koffer verstaut und die Fahrt nach Hause angetreten.
Deshalb fragte Jimin erneut.
"Steht bei Jungkook ein neues Projekt an? Oder warum scheint er wieder so gestresst zu sein?"
"Wegen der Kündigung natürlich", antwortete Namjoon ihm sofort. Und Jimin setzte sich sofort aufrechter hin.
"Welche Kündigung?!"
"Die von seiner Firma. Die schließen die Zweigstelle, in der er arbeitet. Hatte er dir das nicht erzählt?"
"Nein, hatte er nicht." Verständnislos starrte Jimin auf sein Handy. Wieso hatte Jungkook ihm das nicht mitgeteilt?! "Wann hat Jungkook es erfahren? Mit der Kündigung?" "Vor zwei Tagen, ungefähr. Er hat uns angerufen und gemeint, dass er vielleicht seinen Job verliert. Seitdem ist er auf der Suche nach einem neuen Job. Und krank. Ich glaube, es stresst ihn momentan alles. Dass du da bist hilft ihm wahrscheinlich sehr." "Ich hoffe es."
Namjoon fuhr in das Parkhaus des Hochhauses, in dem die Jeons lebten.
"Ich fahre direkt weiter nach Hause. Ich möchte nicht, dass Seokjin so lange alleine ist." Namjoon stieg kurz aus dem Auto, um Jimins Koffer aus dem Kofferraum zu nehmen. Und Jimin bedankte sich knapp, um danach schnell in die Wohnung zu kommen. Fast schon rennend lief er zu dem eisernen Blechgestell, welches ihn zu seinem Zuhause bringen sollte.
Er hatte es geschafft.
Er war endlich wieder hier.
In Korea.
Denn er war Koreaner.
Mit schwitzigen Fingern gab Jimin den Türcode ein, ehe er die vertraute und lang nicht mehr gesehene Wohnung betrat. Es roch sofort vertraut. Nach Jungkooks Parfüm, nach gekochtem Essen und tatsächlich nach Spielknete, die wahrscheinlich reichlich im Wohnzimmer verteilt lag. Es war so wie immer.
Still stellte Jimin seinen Koffer zu der Garderobe. Er konnte in Ruhe nachher ausräumen. Denn seine reichlich verschickten Pakete standen alle wild im Flur verteilt. Anscheinend hatte Jungkook noch nicht die Zeit gehabt, sich um alles zu kümmern. Und das war auch völlig in Ordnung. Denn dafür war er ja jetzt hier.
Still lief er in ihr Wohnzimmer. Und Jimin behielt recht: hier lag viel alte Knete auf dem Basteltisch verteilt. Anscheinend hatte Taehyung heute spontan entschieden, in den Zoo zu gehen. Vielleicht ging es Jungkook heute schlechter als erwartet.
Deshalb lief er in ihr Schlafzimmer. Obwohl es draußen trüb und damit nicht ganz hell war, hatte Jungkook den Raum mit ihren Vorhängen verdunkelt.
Unter seiner Bettdecke eingerollt lag er auf der Seite, anscheinend schlief er. Jimin fand, dass er in letzter Zeit oft krank war. Es gefiel ihm nicht. Er hatte Angst, dass etwas ernstes hinter allem stecken würde. Und danach dachte er, dass er übertrieb. Immerhin arbeitete er immer mit Menschen zusammen, die das schlimmste im Leben erlebt hatten. Das musste nicht auf Jungkook zutreffen. Wahrscheinlich lag es daran, dass die Kinder aus Schule und Kindergarten Krankheiten mitbrachten. Das musste es sein.
Sanft legte sich Jimin hinter Jungkook in das Bett. Sofort stieg ihm dessen Eigengeruch in die Nase, den er sofort tief einatmete. Er hatte Jungkook fürchterlich vermisst.
Und er würde es genießen, neben ihm zu liegen. Am liebsten würde er ihn wecken, aber er wusste nicht, wie lange sein Partner schon schlief. Denn wenn er krank wäre, musste er sich schonen. Wenn er später wach werden würde, hätten sie genügend Zeit.
Denn jetzt konnte niemand die beiden trennen. Jetzt war Jimin für immer in Korea. Er war angekommen.

Au Pair ^JiKook^Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt