"Happy birthday to you!"
Jimin stellte breit grinsend den Kuchen vor Jungkook, den er die letzte Nacht gebacken hatte. Jungkook schaute kurz zu ihm, ehe er lustlos die Kerzen ausblies.
Er war nun seit einer Woche so.
So anders.
Depressiv.
Er weinte viel.
Jimin klatschte, ehe er sich neben Jungkook setzte und ihm einen sanften Kuss auf die Wange hauchte. Die Kinder waren in Schule und Kindergarten, Chanhyun schien seit langem wieder gerne das Haus zu verlassen. Erst gestern war er bei einem neuen Freund gewesen, bei dem es förmlich ein Kampf gewesen war, den Jungen wieder nach Hause zu bekommen. Jimin hatte sich sehr gefreut.
Jungkook nicht.
Er dachte momentan kaum an seine Kinder.
Er kam nicht einmal mehr aus dem Bett, ging nicht mehr duschen oder allgemein aus dem Zimmer.
Er bekam deshalb Therapie.
Aber auch dort ging er ungerne hin.
Es machte Jimin ebenfalls depressiv.
Alles fing vor einer Woche an.
Vor einer Woche hatte Jungkook den nächsten großen Schritt in seiner Rehabilitation gewagt. Er hatte sich das erste Mal hingestellt und sollte einige Schritte an einem Rollator gehen.
Er war schwer gestürzt und hatte sich dabei verletzt, eine kleine Platzwunde über seiner Augenbraue hatte genäht werden müssen. Seitdem war er so.
Er hatte mit diesem Rückschritt nicht gerechnet, er kam nicht damit klar. Und das war Jimins große Angst gewesen. Er hatte deshalb seine Freunde in alles eingeweiht, sie unterstützten ihn dort, wo es ging. Aber es gestaltete sich als enormst schwierig, da Jungkook nun alles vernachlässigte.
Es tat Jimin weh.
Es tat Jimin so weh.
"Ich hoffe, du hast dir etwas gewünscht."
Jimin schnitt den Kuchen an, ehe er Jungkook ein Stück von diesem auf den Teller legte. "32 Jahre! Was eine schöne Zahl!" Jimin nahm sich ebenfalls ein Stück, ehe er wartend zu Jungkook schaute. Dieser seufzte, während er zitternd die Gabel in die Hand nahm. Und danach ließ er sie fallen, ehe er leise zu weinen begann.
Er konnte momentan nicht einmal mehr selbstständig essen. Sogar das Halten einer Gabel schien ihm momentan zu schwer.
Deshalb reichte Jimin ihm das Essen an.
Jungkook hatte stark abgebaut.
Er hatte stark an Gewicht verloren, er aß kaum noch. Er hatte momentan auch nicht die Kraft, die Kinder zu bevatern. Jimin hatte ihnen deshalb erklärt, was Depressionen waren und dass ihr Vater diese Krankheit hatte. Sie hatten es tatsächlich besser verstanden, als er es zu Beginn gedacht hatte.
"Heute wieder ein schwieriger Tag?" Jimin reichte ihm still die Gabel, damit Jungkook erneut den Versuch starten konnte, das Stück Kuchen zu essen.
Er nahm die Gabel nicht an.
Deshalb stand Jimin seufzend auf, ehe er den Mann sanft in die Arme nahm.
"Brauchst du Zeit alleine?" Jimin strich ihm sanft über die Wange, während der Mann in seinen Armen Träne um Träne vergoss. Er hatte gerade nicht die Luft, um Jimin zu antworten. Denn dafür schluchzte er zu sehr.
Und Jimin hielt ihn einfach fest.
So hatte er sich den Geburtstag seines Partners nicht vorgestellt. Aber es war momentan auch eine sehr schwere Zeit für alle. Das wusste er. Das wussten alle ihre Freunde. Trotzdem waren sie für den Mann da und hatten ihm Geschenke besorgt. Er sollte in Zukunft nicht an diesen schlimmen Tag denken müssen. Deshalb versuchten sie alles so normal wie möglich zu gestalten.
"Möchtest du wieder ins Bett? Ich habe alles frisch bezogen."
Jimin hatte Jungkook heute früh geweckt, damit die Kinder ihre Geschenke für ihren Vater abgeben konnten. Danach hatte er dem Mann die Zähne geputzt, ihn teilweise rasiert und geduscht, bevor er ihm frische Klamotten angezogen und das Bett neu bezogen hatte. Es war nach über einer Woche dringend Zeit gewesen. Jimin hatte es nicht geschafft, neben ihm zu schlafen. Denn sonst hätte Jungkook ihn weinen gesehen. Es hätte seinen Zustand weiter verschlimmert. Da war er sich sicher.
"Möchtest du selber ins Schlafzimmer? Oder soll ich dich begleiten?"
Jungkook antwortete nicht. Deshalb schob Jimin Jungkook zurück ins Schlafzimmer.
"Das war zu viel. Es tut mir leid." Sanft griff Jimin ihm unter die Arme. Denn er wollte, dass Jungkook sich hinstellte. Das tat er auch zitternd, seit seinem Sturz hatte er keine seiner Muskeln trainiert. Jimin achtete darauf, dass er sich im Bett drehte, um keine Druckstellen zu bekommen. Und er versuchte ihn zwischendurch zu waschen, aber das klappte nicht immer so gut wie heute. Jimin hatte nicht all seine Barthaare rasieren können, da hatte er wieder zu weinen begonnen. Deshalb hatte er einen noch stehenden Bart an Kinn und Oberlippe, wenigstens die Wangen und sein unteres Kinn waren frei von Haaren. Zudem hatte Jimin ihm die Haare auf dem Kopf zusammengebunden. Denn sie sahen momentan kaputt und verfilzt aus. Er war in einer fürchterlichen Verfassung.
Und Jimin hatte deshalb schlimme Bauchschmerzen. Denn heute war Chanhyuns erste Ballettaufführung.
Jungkook hatte versprochen, vor Ort zu sein. Und er hatte momentan nicht die Verfassung, dort aufzukreuzen. Jimin verstand Jungkooks Trauer. Aber er verstand auch, wie wichtig es Chanhyun war, dass sein Vater dort auftauchte. Er sprach von nichts anderem mehr, sogar Klassenkameraden hatte er alle fleißig zu der Aufführung eingeladen. Es hatte Jimin gefreut. Er würde sich am meisten freuen, wenn Jungkook auch kommen würde.
Denn es war nur fair gegenüber Chanhyun. Denn dieser lebte nun schon seit einer Woche ohne die Liebe seines Vaters. Es wäre nur fair.
Als Jungkook auf der Bettkante saß, legte er sich sofort hin. Und als er lag, konnte Jimin das starke Zucken in seinen Beinen ausmachen. Seine Muskeln waren nicht mehr mit dem Gewicht des Mannes vertraut. Es ließ Jimin direkt wieder Mitleid empfinden. Und genau das war seine Angst gewesen. Dass er plötzlich Mitleid für Jungkooks Situation hatte.
Deshalb deckte er seinen Partner zu, ehe er den Rollstuhl beiseite stellte.
"Ich lege mich zu dir, Jungkook."
Jimin legte sich hinter seinen Partner, ehe er diesen festhielt. Vielleicht half es ihm.
Denn Jimin half es ungemein.
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Au Pair ^JiKook^
ФанфикшнJeon Jungkook ist Geschäftsmann in einem erfolgreichen Unternehmen. Er würde sich selber als Workaholic bezeichnen, wenn ihn jemand nach einer kurzen Vorstellung fragen würde. Jedoch vernachlässigt er dadurch seine zwei Kinder, wie all seine Freunde...
