Interlude 3

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Den Unsichtbarkeitsumhang zusammen faltend, um sich irgendwie zu beschäftigen - Harry wurde unter dem Blick des Kobolds unglaublich nervös - setzte er sich auf den Stuhl, der auf der ihm zugewandten Seite des Schreibtisches stand.


"Guten Tag, Direktor Ragnok." Er war froh, den Namen des Kobolds bei seinem Eintreten erfahren zu haben, es war wichtig, dass er einen guten Eindruck hinterließ und er wusste, dass Hermine für eine solche Aufgabe viel besser geeignet wäre. Aber Hermine war nicht da und je länger er untätig war, desto unwahrscheinlicher wurde es, dass er sie jemals wieder sehen würde. "Vielen Dank, dass Sie mich empfangen haben."

Bevor er weiter reden konnte, unterbrach Ragnok ihn mit einer unwirschen Handbewegung. "Vergeude nicht meine Zeit. Die Hauselfen haben berichtet, du hättest wichtige Information, die unsere Ansicht über den Krieg ändern könnten. Also?" Zeit war Geld und die Beherbergung des meistgesuchten Zauberers in dieser Zeit war selbst für wenige Minuten gefährlich, da es ihre Neutralität gefährdete. Bisher hatten die Anhänger Voldemorts ihnen keine Probleme gemacht, sie behandelten sie auch nicht schlechter als die meisten Zauberer und nutzen weiterhin die Dienstleistung der Bank, es konnte ihnen also egal sein, wie der Krieg ausging. Es war nur den Hauselfen zu verdanken, dass er einem Treffen zugestimmt hatte, da sie voller Überzeugung gewesen waren, ohne sich wie normalerweise von den finsteren Kobolden einschüchtern zu lassen.

Harry hingegen wusste nicht, ob er beleidigt sein sollte, dass Ragnok ihm nicht die Höflichkeit erwies ihn zu siezen, etwas, woran er sich in Hogwarts sehr schnell gewöhnt hatte. Da es ihm aber nur zum Nachteil gereichen könnte, sich Unzufriedenheit anmerken zu lassen, beschloss er, dass es sowieso unwichtig war im Vergleich zu dem, was in Großbritannien geschah. "Ich weiß, dass die Kobolde neutral bleiben und den Krieg aus sitzen wollen", er war froh, von Hermine gelernt zu haben, dass es immer klug war, sich vorher ein wenig zu informieren. Jetzt half es ihm, dass er recherchiert hatte, wie die Kobolde sich in den Kriegen mit Dunklen Lords bisher verhalten hatten: Sie waren langlebiger als Zauberer und sahen keinen Grund dazu, sich in den Krieg einzumischen, solange die Dunklen Lords sie in Ruhe ihren Geschäften nachkommen ließen. Selbst wenn einer von ihnen sich die Kobolde zum Feind gemacht hatte, hatten sie nur abwarten brauchen, bis er starb. "Aber dieses Mal wird das nicht möglich sein, denn er hat einen Weg gefunden, Unsterblichkeit zu erlangen."

Mit diesen Worten erlangte er die volle Aufmerksamkeit des Kobolds, der sich in seinem Stuhl nach vorn lehnte und ihn merklich interessierter musterte als zuvor. "Und wie kommst du dazu, dessen sicher zu sein?" Der junge Mann sah aus, als spräche er die Wahrheit. Obwohl er versuchte, gefasst und zuversichtlich zu wirken, konnte Ragnok doch den Anflug von Angst in seinen Augen sehen, der nur verständlich war, wenn man von der Unsterblichkeit seines größten Feindes sprach.

"Professor Dumbledore hat es herausgefunden und mich eingeweiht, ehe er ermordet wurde. Er, dessen Name nicht genannt werden darf, hat mehrere Horkruxe erschaffen, die ihn am Leben halten und seine Anhänger befähigen, ihn zurück zu holen, wenn er sterben sollte." Harry musterte den Kobold abschätzend, um herauszufinden, ob er Horkruxe erklären musste. Die Abscheu auf dem Gesicht Ragnoks machte ihm schnell klar, dass dieser wusste, wovon er sprach. "Wenn nicht alle Horkruxe vernichtet werden, wird seine Herrschaft ewig andauern, deswegen hat Professor Dumbledore mich damit beauftragt, genau das zu tun." Er berichtete dem Kobold alles, was Dumbledore ihm über die Horkruxe verraten hatte, wissend, dass sie verloren hätten, sollte der Kobold diese Informationen an Voldemort weitergeben. Allerdings hätte er sowieso keine Chance zu entkommen, wenn die Kobolde vor hätten, mit dem Dunklen Lord gemeinsame Sache zu machen, und wenn er tot wäre, hätten sie dank der Prophezeiung auch verloren. Er konnte nur hoffen, durch seine Offenheit die Hilfe der Kobolde zu gewinnen, und nachdem er eine Stunde lang gesprochen hatte, schien es so, als wäre es ihm gelungen.

The Story of a Witch in Middle EarthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt