Während Hermine mit den Zwergen das Auenland verlassen hatte, saß Harry nach seiner Flucht in einem kleinen Notfallzelt, das genau für diesen Fall immer in seiner Tasche verstaut gewesen war. Auch Hermines Tasche hatte er gegriffen, bevor er appariert war, sodass er noch ein weiteres dieser Notfallzelte und eine größere Menge an Vorräten besaß. Die Notfallzelte waren natürlich eine Idee von Hermine gewesen - jedes Mitglied des Goldenen Trios hatte ein minimiertes, federleichtes Zelt in seinem Rucksack, dass niemals ausgepackt werden sollte, für den Fall, dass sie ihr aufgebautes Zelt zurücklassen müssten, wie es nun eingetreten war.
Es waren erst zwei Stunden vergangen, seit sie angegriffen worden waren, doch Harry hatte das Gefühl, er säße schon seit Tagen auf dem schmalen Bett, die Beine angezogen, den Kopf auf den Knien und die Augen fest geschlossen. Jeder bisherige Versuch, die Ereignisse zu verarbeiten, war bisher fehlgeschlagen. Hermine war gefangen genommen, vielleicht sogar schon tot und es gab nichts, aber auch wirklich nichts, was er dagegen unternehmen konnte.
Er wollte nichts anderes tun, als loszuziehen und zu versuchen, sie zu finden und zu retten, doch an einem Abend, als sie noch im Grimmauld-Platz 12 gehaust hatten, hatte Hermine ihn in ein ernstes Gespräch verwickelt, nachdem Ron schon eingeschlafen war.
"Harry, du weißt, dass du der einzige bist, der du-weißt-schon-wen besiegen kann", hatte sie mit einer seltsam offensichtlichen Feststellungen begonnen, sodass er nur nickte und sie fragend ansah. "Und du weißt auch, dass du-weißt-schon-wer jeden von uns über kurz oder lang töten wird, sollte es ihm gelingen dich zu beseitigen und ihm nichts mehr im Weg stünde."
"Natürlich weiß ich das, musst du mir gerade jetzt vorhalten, was auf dem Spiel steht, falls wir versagen?" Er war leicht aufgebracht, war es nicht schlimm genug, dass jeder von ihm erwartete, die Zaubererwelt zu retten? Musste jetzt auch noch seine beste Freundin damit anfangen? Statt einer verbalen Antwort jedoch hatte Hermine ihn in eine Umarmung gezogen und ihn gehalten, bis sein Atem weniger schnell ging.
"Es ist in Ordnung, wenn du dich darüber aufregst, dass alle von dir verlangen, sie zu retten. Aber sowohl 'er' als auch Professor Dumbledore haben dafür gesorgt, dass die Prophezeiung Macht über dich erhalten hat und jetzt bleibt dir nichts anderes mehr übrig, als ihr folge zu leisten. Doch darum ging es mir nicht." Sie hatte ihn wieder losgelassen und ihn traurig angesehen, wissend, dass ihr nicht gefallen würde, was sie zu sagen hatte. "Erinnerst du dich noch, was Ron im ersten Schuljahr gesagt hat, bei dem Schachhindernis, bevor er sich geopfert hat? 'Harry, du musst weiter kommen. Auf dich kommt es an. Nicht auf mich, nicht auf Hermine, nur auf dich.' Er hatte Recht. Mehr als wir alle damals wissen konnten. Harry.." Sie hatte geschluckt, es war ihr sichtlich schwer gefallen weiter zu sprechen und deswegen hatte er geschwiegen. "Harry, ich will, dass du einen Unbrechbaren Schwur ablegst, nicht alleine zu versuchen, mich oder Ron zu retten, sollten wir gefangen genommen werden."
Er war schockiert gewesen, er wollte ablehnen, doch nach einer Stunde, in der sie leise diskutiert hatten, um Ron nicht zu wecken, hatte er eingesehen, dass Hermine recht hatte. Immerhin blieb ihm die Möglichkeit, Hilfe zu holen und sie zu retten - aber der Schwur würde effektiv verhindern, dass er sich wie so oft überstürzt auf eine Rettungsmission begab und dabei alle Hoffnungen auf Spiel setzte. Er hatte den Eid geschworen. Und deswegen war er nun dazu verdammt, alle weiter zu ziehen, denn es gab niemanden, den er um Hilfe bitten könnte.
Gezwungenermaßen zog Harry allein weiter auf seiner bisher nicht sehr erfolgreichen Suche nach den Horkruxen, die über den Ausgang des Krieges entscheiden würden.
Abends, wenn er sein Lager gesichert und etwas gegessen hatte, aber die Sorge um Hermine ihn nicht einschlafen ließ, las er einige Seiten aus dem Hobbit, um sich selbst Mut zu machen und um die Erinnerung an sie zu halten.
Es dauerte einige Tage, bis ihm auffiel, dass die Gefangennahme von Hermine ein viel größeres Problem mit sich gebracht hatte, als "nur" den möglichen Tod seiner Freundin. Als er eines Abends das Medallion Slytherins abnehmen wollte, um den Einfluss zu mildern, den es auf ihn haben musste, wurde ihm bewusst, dass er nicht derjenige gewesen war, der es in der verhängnisvollen Nacht getragen hatte. Seine Gedanken begannen, sich zu überschlagen und er brach auf seinem Lager zusammen, leise murmelnde Worte die verleugneten, wessen er sich so sicher war.
"Es kann nicht sein. Wir haben verloren."
Hermine hatte das Amulett getragen. Hermine war gefangen genommen worden. Sobald sie erkannt haben, wer sie ist, wird sie zu Voldemort gebracht worden sein. Er wird das Amulett finden.
"Alles umsonst. Dumbledore. Moody. Hedwig. Umsonst. Es darf nicht sein."
Wenn er das Amulett findet, wird er wissen, dass sie hinter sein Geheimnis gekommen sind. Er wird in Erfahrung bringen, wo seine Horkruxe sind und die beiden zerstörten ersetzen. Er wird sie noch besser verstecken als zuvor. Sie würden sie niemals rechtzeitig finden. Nein. Er würde sie nicht finden. Er war allein. Hermine konnte nicht, und Ron würde nicht zurück kommen.
"Verlassen sich auf mich. Muss es schaffen.."
Gnädige Dunkelheit umfing den Auserwählten, den Spielball der Zaubererwelt.
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The Story of a Witch in Middle Earth
FanficWas passiert, wenn Hermine während der Suche nach den Horkruxen durch Zusammenspiel mehrerer Zauber in das Auenland transportiert wird, direkt vor die Gemeinschaft um Thorin Eichenschild? Und wie wird Harry mit seiner neuen Situation umgehen?