Kapitel 22

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Die ersten Stunden auf der Waldstraße vergingen in angespannter Stille. Es war einfach, dem Weg zu folgen, da das Unterholz zu beiden Seiten so dicht war, dass sie man sich einen Weg freikämpfen müsste, wenn man nicht zerkratzt werden wollte. Es war nicht zu übersehen, wie wenig den Zwergen der dichte Wald gefiel; wann immer es im Gebüsch raschelte oder ein Ast ächzte, hatte mindestens einer von ihnen sich sofort mit einer Waffe in den Händen umgedreht und war auf einen Angriff vorbereitet. Wann immer dies geschah, wechselten Hermine und Bilbo amüsierte Blicke, da sie die einzigen waren, denen der Wald trotz Gandalfs Warnung keine Angst machte. Bilbo, weil er sich nicht vorstellen konnte, was passieren sollte, und Hermine, da sie in Hogwarts jahrelang in der Nähe eines gefährlichen Waldes gewesen war und nie etwas passiert war. Aber ihre Einstellung sollte sich im Laufe der nächsten Tage ändern.


Sie waren nun schon einige Stunden unterwegs, und die Zwerge hatten begonnen, sich an die unvertraute Umgebung zu gewöhnen, als Ori plötzlich etwas auffiel.

"Es wird immer dunkler!", sagte er, ohne darüber nachzudenken. Die anderen Zwerge lachten und Nori schlug ihm auf die Schulter, sodass er zusammensackte.

"Natürlich wird es dunkler, wer weiß, wie lange wir schon in diesem Wald sind. Irgendwann muss es doch Nacht werden." Aber Hermine, Thorin, Bilbo und Bofur sahen einander besorgt an. Ihre Gruppe hatte sich erneut ohne Absprache gebildet, auch wenn sich hin und wieder einer der anderen Zwerge zu ihnen gesellte.

"Er hat Recht", murmelte Bilbo, unglücklich mit der Feststellung. "So spät ist es noch nicht, oder?" Sie konnten die Sonne zwar unter dem Blätterdach nicht sehen, aber sein Magen fühlte sich nicht so an, als wäre schon Zeit zum Abendessen. Bofur schüttelte zustimmend den Kopf und Hermine zog kurzerhand den Zauberstab. Ein "Tempus" später wussten sie mit Sicherheit, dass es erst später Nachmittag war, auch wenn Hermine ihnen erklären musste, was die leuchtende '17:12' zu bedeuten hatte.

"Es sollte noch nicht so dunkel sein, selbst im Schatten der Bäume", schloss Thorin aus Hermines Erklärung der Uhrzeit und sprach damit aus, was sie alle dachten. Er sah über seine Schulter zurück und suchte Balins Blick, dem er mit einem knappen Nicken mitteilte, dass nicht alles in Ordnung war. Den anderen aber teilten sie nicht mit, was sie festgestellt hatten, da sie ihnen die gerade gewonnene Leichtigkeit nicht wieder nehmen wollten. Panik würde ihnen nicht helfen und Wälder mit Bewusstsein waren eine der wenigen Sachen, die einen Zwerg in einen solchen Zustand versetzen konnte. Solange sie nicht wussten, woher die Dunkelheit rührte, gab es keinen Grund, sie zu beunruhigen. Fackeln wurden entzündet, um den Weg zu erhellen, damit niemand im Gestrüpp hängen blieb oder stolperte, denn der Weg war alles andere als eben.

Während sie wieder aufmerksamer auf ihre Umgebung achteten, versuchte Hermine, mehr über den Arkenstein herauszufinden. Um nicht erkennen zu geben, dass der Stein inzwischen auch ihr Sorgen machte, gab sie sich durch ihre offene Frage unschuldig unwissend.

"Was hat es eigentlich mit dem Arkenstein auf sich? Warum ist es so wichtig, den Arkenstein zu finden, um den Berg zurück zu erobern? Wenn wir es irgendwie schaffen, den Drachen auszutricksen, gehört der Berg doch sowieso wieder euch?" Alle Zwergenköpfe wandten sich ihr ruckartig zu und starrten sie an, während Bilbo Hermine mit einem Schulterzucken ansah. Im Gegensatz zu den Zwergen, die in verschiedenen Varianten "Es ist der Arkenstein!" und "das Symbol des Königs unter dem Berg!" riefen, blieb Thorin für mehrere Minuten still. Wäre es nicht Hermine, die diese Frage stellte, hätte er aufbrausend reagiert, aber die Hexe war nicht dumm. Wenn sie eine Frage stellte, würde sie auch eine richtige Antwort haben wollen, und ihre Unwissenheit konnte er ihr verzeihen, da sie doch erst seit so kurzer Zeit in Mittelerde war.

"Der Arkenstein ist der größte und reinste bekannte Edelstein unserer Zeit. Es geht ein Leuchten von ihm aus, womit er selbst das Interesse der Elben geweckt hat. Die Legende besagt, dass es einst drei Edelsteine von solcher Reinheit gab, dass sie so hell strahlten wie die Sterne. Und die Elben kämpften um sie, genau so wie sie es uns vorwerfen." Die Zwerge kannten die Geschichte der Silmaril nur aus Erzählungen. Sie hatten keinen der mystischen Edelsteine je selbst gesehen, dafür hatten die Elben gesorgt, und nach so vielen Generationen waren die Zwerge nicht sicher, ob sie wirklich existierten.

The Story of a Witch in Middle EarthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt