Kapitel 34

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Am Abend verließ eine Gruppe Freunde Esgaroth, um in der Ebene zu Feiern und die Nacht zu verbringen - so jedenfalls die Geschichte, die sie dem Wächter erzählten, als sie mit dem Boot aus der Seestadt herausfuhren. Verborgen in den Fässern, die in den Augen der meisten Bewohner zur Standardausstattung des Boots gehörten, und die sie deshalb nur unter den wachsamen Augen der Mitarbeiter des Bürgermeisters untersuchten, befanden sich die Pfeile, die Hermine verwandelt hatte. Es waren viele Pfeile, damit es ihnen nicht wie Bards Vorfahren Girion gehen würde, dem im wichtigsten Moment die Munition ausgegangen war.


Nach einiger Diskussion hatten Hermine und Bilbo entschieden, dass der Hobbit bei Bards Kindern bleiben würde und auf den Arkenstein acht geben würde. Er hatte mit kommen wollen, aber Hermine war sich ihres Plans nicht sicher und wollte ihren Freund, der mit einem Bogen ebenso schlecht umgehen konnte wie sie, nicht unnötig der Gefahr aussetzen.

"Was würdest du gegen Smaug ausrichten wollen?", hatte Hermine gefragt, und dabei nicht anschuldigend oder herablassend geklungen, sondern resigniert. "Mit deinem Schwert kannst du inzwischen einigermaßen gut umgehen, aber es wird dir nicht gegen Smaug helfen. Bitte Bilbo. Du hast deinen Mut bewiesen, tu jetzt nichts dummes." Und da verstand Bilbo, der sich durch die Zwerge daran gewöhnt hatte, sich beweisen zu müssen und so zu tun, als hätte er keine Angst, dass Hermine nichts lieber tun würde als sich ebenfalls von Smaug fern zu halten. Aber sie hatte Fähigkeiten, die sonst keiner besaß und sah es daher als ihre Pflicht an, zu versuchen, Bard und seine Freunde zu beschützen. Vor Hermine musste er sich nicht dafür schämen, dass er trotz aller Abenteuer, die im nachhinein betrachtet, wenn alles vorbei und gut ausgegangen war sogar sehr aufregend waren, ein friedliches, sicheres Leben bevorzugte. Denn ihr ging es genauso. Und so fühlte Hermine sich ziemlich alleine, als sie gemeinsam mit Bard und seinen Freunden ihr Lager aufbaute, und war sich den neugierigen und nicht selten skeptischen Blicken der Männer nur zu bewusst.

Keiner von ihnen sprach ein Wort mit ihr, dafür wich Bard nicht von ihrer Seite und entschuldigte sich für das Misstrauen seiner Freunde. Zusammen überlegten sie, wie sie am besten vorgehen sollten, wenn Smaug auftauchen sollte. Sie mussten dafür sorgen, dass er sie nicht einfach ignorierte, und zugleich verhindern, dass er sie schon von weitem mit einem Feuerstoß vernichtete. Seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen sollte durch den Sonorus nicht allzu schwer werden, aber alle Schutzzauber, die Hermine um das Lager legen konnte, die es zugleich nicht vollkommen verbargen, waren gegen Feuer unerprobt, oder es stand zumindest nichts in den Büchern, aus denen Hermine die Zauber gelernt hatte. Sie konnte daher keine Garantie dafür geben, dass sie ihnen helfen würden.

"Ich fürchte, wir müssen einfach hoffen, dass wir ihn schnell genug besiegen können. Und falls er anfängt zu reden, uns zu verspotten, sollten wir versuchen, ihn dazu zu animieren, nicht aufzuhören. Ich glaube nicht, dass er zwischen zwei Sätzen Feuer spucken kann." Es war Bard, der seinen Freunden diese Nachricht schließlich übermittelte, bevor die Zeit des Wartens begann. Und Hermine machte sich Sorgen, denn sie wusste nicht, wie sie Smaug aufhalten sollte, wo er doch nur an wenigen Stellen empfänglich für Magie war, und wenn sie jene traf, könnte ebenso gut ein Pfeil ihn dort treffen und ihn sofort töten. Sie musste ihn irgendwie verlangsamen, ohne ihn direkt anzugreifen, sondern indirekt, durch die Umgebung. Nur wie? Erst als es, begleitet vom Gefluche der Bogenschützen, am Ende der Nacht begann zu regnen, kam ihr eine Idee. Wenn der Drache nur nicht zu lange auf sich warten lassen würde... Aber die Zwerge enttäuschten sie nicht.

Schon als Smaug den Berg mit einem Feuerstoß verließ, der das Licht der aufgehenden Sonne übertönte, wurde deutlich, dass seine Geschwindigkeit ihr größter Feind sein würde, was sie zwar schon vermutet hatten, aber bis zu diesem Moment verdrängt hatten, da sie nicht wussten, wie sie etwas daran ändern könnten. Ein Ziel zu treffen, dass sich so schnell bewegte, war schwer, und in diesem Fall mussten sie gut treffen. Trotzdem hatte Hermine das Gefühl, dass Smaug sich schwerfällig bewegte, langsamer, irgendwie unnatürlich, als wäre der Drache etwas anderes gewohnt. Und in der kurzen Zeit die es dauerte, bis er so nah bei ihnen war, dass sie reagieren mussten, konnten sie auch erkennen warum. Seine Flügel waren teilweise von glänzendem Metall überzogen, das seine Bewegungen einschränkte, und an einer Seite seines Bauches war ein dunkelroter Fleck, der sich gegen das rote Glühen des Feuers, das durch Haut und Schuppen hindurch leuchtete, stark abhob. Sie konnten sich weder sicher sein noch lange darüber nachdenken, was für eine Art von Verletzung es sein könnte, aber dass es sich um eine solche handelte, daran bestand für sie alle kein Zweifel, ebenso wenig daran, dass sie Smaug Schmerzen bereitete. Die Zwerge hatten also Erfolge verbuchen können. Wenn sie jetzt auch noch wüsste, ob sie alle am Leben waren, und Smaug nicht im Anflug wäre, wäre Hermine erleichtert. So jedoch musste es warten.

The Story of a Witch in Middle EarthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt