Kapitel 30

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"Dann ist es jetzt also so weit", stellte Bilbo fest, nachdem er den Blick endlich von dem Relief gelöst hatte und sich umdrehte. Inzwischen hatte Hermine den Raum komplett ausgeleuchtet und den Gang in den Berg hinein mit Decken verhangen, um das Licht aufzuhalten, damit sie nicht entdeckt werden würden, selbst wenn Smaug erwachte. Er begann zu zittern, nur ein wenig, und er hatte es schnell unter Kontrolle, aber die mitfühlenden Blicke der Zwerge sagten ihm, dass sie es bemerkt hatten.


"Es muss nicht jetzt sofort sein", erklärte Balin und sah Thorin dabei scharf an, ihn geradezu dazu herausfordernd, ihm zu widersprechen. Ihr Anführer mochte ungeduldig sein, aber nun, da sie den Berg betreten hatten, gab es nichts mehr, dass sie zu Eile antrieb.

"Als wenn es ihm morgen leichter fallen würde. Je schneller er den Stein findet umso besser, denn umso schneller können wir nach Verstärkung schicken und Smaug endlich besiegen." Thorin verstand nicht, wie die anderen so ruhig sein konnten, wie sie zufrieden damit sein konnten, wieder hier zu sein, aber in diesem Raum fest zu sitzen und nicht tiefer in den Berg gehen zu können, die Schmieden und Schatzkammern besuchen zu können und sich ihren Teil des Goldes zu nehmen. Das Gefühl des Nachhausekommens, das er verspürt hatte, als die Tür sich vor ihm öffnete, war so schnell verflogen, dass er sich kaum noch daran erinnern konnte, wie es sich angefühlt hatte, und war ersetzt worden durch brennende Ungeduld. Er wollte den Arkenstein haben und es war ihm egal, ob der Hobbit sich fürchtete oder nicht. Es war von Anfang an seine Aufgabe gewesen und er hatte es gewusst, man sollte doch wohl meinen, er hätte sich auf der Reise darauf vorbereiten können. Er bemerkte die leicht beunruhigten Blick nicht, die ihm aus mehreren Richtungen zugeworfen wurden.

"Vergiss den Drachen und hilf mir lieber mit dem Essen, Halbling", ertönte plötzlich Bomburs Stimme durch angespannte Stille, die sich nach Thorins kaltherzigen Worten über den Raum gelegt hatte. Damit brachte er alle zum Lachen und es schien beschlossene Sache zu sein, dass Bilbo erst am nächsten Tag tiefer in den Berg vordringen würde, um seine Suche zu beginnen. Hermine wurde aufgefordert, ein magisches, rußloses Feuer in der Mitte des Raums zu entzünden, damit dort gekocht werden konnte und sie es warm hätten, bevor die allabendlichen Rangeleien um bestimmte, begehrte Plätze begannen. Zu dicht am Feuer war es zu warm und zu gefährlich, aber zu weit ab davon wurde es wiederum kalt. Dann gab es Stellen mit unebenem Boden oder spitzen Steinen oder Wurzeln, wenn sie gerade im Wald waren, und hier im Berg wollte niemand direkt an der kalten Steinwand liegen. Unterdessen trat Hermine wie zufällig neben Bofur und sah ihn nicht einmal an, während sie ihn etwas fragte, dass ihr nun endlich klar geworden war.

"Bombur denkt nicht immer nur ans Essen, oder? Also ich meine, natürlich isst er gerne, aber er ist nicht so fokussiert darauf, wie er immer alle glauben lässt", murmelte sie leise. Wenn es stimmte, wollte sie sein Image schließlich nicht dadurch kaputt machen, dass sie die anderen Zwerge darauf aufmerksam machte, aber Bofur als sein Bruder würde es sicher wissen. Die Antwort, die sie erhielt, war ein verschmitztes Lächeln, dass sie nur aus dem Augenwinkel wahrnahm.

"Gut, nicht wahr? Unangenehmes Schweigen oder aufziehende Streitigkeiten sind für Bombur kein Problem. Niemand würde ihm jemals tiefere Gründe vorwerfen als einen leeren Magen", antwortete Bofur ebenso leise, ehe er sich zu seinem Bruder gesellte und Hermine stehen ließ, als hätten sie einander gar nicht beachtet. Hermine musste ein breites Lächeln unterdrücken und schüttelte den Kopf. Wer hätte gedacht, dass der runde Zwerg zu solchen Überlegungen in der Lage war?

Leider hielt die Begeisterung für das Essen nicht lange vor und schon während sie noch alle ihr Brot und Trockenfleisch mit Gemüsesuppe aßen, warf Thorin Bilbo wieder abwartende Blicke zu, als wollte er sagen "und, wie lange willst du hier noch sitzen und dir den Bauch vollschlagen? Geh gefälligst deine Aufgabe erledigen." Die Freunde versuchten es zu ignorieren und unterhielten sich stattdessen darüber, wie die Zwerge sich in ihren in den Stein gehauenen Königreichen mit Nahrung versorgten, ein Thema, in dem Bombur gut bewandert war und das sowohl Bilbo aus Interesse und Hermine mit einer gewissen Sorge interessierte. Wenn das, was Legolas ihr erzählt hatte, stimmte, waren die Zwerge vom Erebor abhängig von den Menschen und Elben gewesen, was nie eine gute Situation für ein Königreich war. Außerdem, wenn sie selbst hier leben würde, wäre es ihr wichtig, abwechslungsreiches Essen zur Verfügung zu haben.

The Story of a Witch in Middle EarthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt