Kapitel 24

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Als Hermine sich eine Stunde später auf das Bett in dem ihr zugewiesenen Zimmer fallen ließ, kam es ihr vor, als wäre viel mehr als nur diese Stunde vergangen.


Plötzlich stand sie allein vor dem Elbenkönig und Legolas, der als einziger zurückgeblieben war und erneut mit seinem Vater sprach. Die Blicke, die sie ihr dabei zuwarfen, konnten nur bedeuten, dass sie das Thema der Unterhaltung war. Entschieden sie gerade über ihr Schicksal? Warum hatten sie sie nicht einfach mit den Zwergen zusammen wegführen lassen?

"Wie ist dein Name, Kind der Menschen?" Die Frage des Elbenkönigs riss sie aus ihren Gedanken. Sie protestierte nicht gegen seine Anrede, ihm gegenüber war sie wirklich nicht mehr als ein kleines Kind, und die Betonung ihrer Rasse sollte vermutlich den Gegensatz zu den Zwergen hervorheben.

"Hermine Granger, euer Hoheit." Ebenso wie sie gelernt hatte, sich von Leuten wie Malfoy nicht einschüchtern zu lassen, war sie sich aber auch bewusst, dass solche Leute nicht provoziert werden sollten, wenn sie ihnen ausgeliefert war. Thranduil schien diese Einstellung zu schätzen zu wissen, wenn das hochmütige Lächeln ein Zeichen war.

"Was bringt eine Menschenfrau dazu, ausgerechnet mit Zwergen zu reisen? Du scheinst nicht so ungebildet wie sie zu sein. Was bieten sie dir, um sie zu begleiten, oder was musstest du ihnen bieten, um sie begleiten zu dürfen?" Ihnen allen war klar, dass Thranduil wissen wollte, wie Hermine in die Gruppe passte und ob sie genutzt werden könnte, um die Zwerge zu beeinflussen. Wenn die Zwerge sie dabei haben wollten, könnte sie als Druckmittel genutzt werden - und es war ihm nicht entgangen, dass Thorin sie hinter sich geschoben hatte. Ebenso wäre es aber auch möglich, dass sie ihnen etwas angeboten hatte, und sie sie nun beschützen mussten, wenn sie ihren Lohn erhalten wollten. Wie auch immer die Dynamik war, es erschien sinnvoller, sie von den Zwergen zu trennen. Wenn ihr das Schicksal der Zwerge egal war, könnte sie gehen, lag ihr hingegen etwas an ihnen, müsste sie ihm behilflich sein.

"Es war ein zufälliges Treffen und ursprünglich nicht geplant, dass ich mit ihnen reisen würde. Ein Mitglied der Gruppe, das uns inzwischen verlassen hat, hat sowohl mich als auch Thorin überzeugt, dass es zu unser aller besten wäre, wenn wir uns zusammenschließen." Dass Gandalf Thorin dazu überredet hatte, sie nicht zu töten oder irgendwo gefesselt auszusetzen, und sie keine andere Wahl hatte, da sie keinen Kampf beginnen wollte und sowieso kein Ziel hatte - das musste sie dem Elben schließlich nicht verraten. Es war auf jeden Fall dicht genug an der Wahrheit, ohne irgendwelche Informationen preiszugeben, um ihr kein ungutes Gefühl zu geben. Sowohl Thranduil als auch Legolas bemerkten den Informationsmangel natürlich, doch als sein Sohn erneut nachhaken wollte, hob Thranduil die Hand und hielt ihn auf. Er wusste um die Sturheit der Zwerge und dass er nie bekommen würde, was er wollte, egal wie lange er sie einsperrte. Aber dass dieses Mädchen ihm keine Auskunft erteilte, zeigte ihm, dass ihr etwas an den Zwergen liegen musste. Wie lange würde sie die Zwerge im Kerker sehen können, ehe sie alles tat, um sie aus der Situation zu befreien? Wobei natürlich dafür gesorgt werden würde, dass 'alles' gleichbedeutend mit 'die Zwerge überzeugen, seinen Forderungen nachzugehen' war.

"Mit den Menschen haben wir nichts zu schaffen, daher wirst du das Schicksal deiner Gefährten nicht teilen. Doch da du in ihrer Gesellschaft in mein Reich eingedrungen bist, können wir dich auch nicht ohne weiteres ziehen lassen." Thranduil verstummte für einige Momente und sah Hermine herablassend und mit Erwartung in den Augen an, doch nichts geschah. Sie sah nicht besorgt oder erschrocken aus und begann schon gar nicht zu flehen oder zu toben. Wie unerwartet, dass ein Mensch in der Lage war, seinem unbekannten Schicksal so stoisch entgegen zu sehen. "Es wird dir gestattet, dich im Palast frei zu bewegen, nicht jedoch ihn zu verlassen. Dein Habe bleibt ebenso in deinem Besitz und das der Zwerge wird sicher verwahrt werden. Du wirst unser Gast sein, bis die Zwerge zur Vernunft kommen und meinen Bedingungen zustimmen, dann seid ihr alle frei zu gehen, oder bis du mir alles über ihr Vorhaben erzählst, doch dann bist du die einzige, die ihrer Wege ziehen darf." Auch wenn Hermine es sich nicht mit den Waldelben verscherzen wollte, erzürnte sie die Unterstellung, sie würde es auch nur in Erwägung ziehen.

The Story of a Witch in Middle EarthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt