Die Zwerge unter Thorins Kommando, das Dain ihm vorerst überlassen hatte, stellten sich sofort zu einem Schildwall auf, um die Wargreiter aufzuhalten und daran zu hindern, mitten unter den Versammelten zu wüten.
Hermine desillusionierte derweil, von einigen Menschen und Elben durchaus bemerkt, Bilbo und sich selbst, um ihnen einen Vorteil gegen die Orks zu verschaffen.
Thranduil befahl seinen Kriegern, die auch im Angesicht eines Angriffs nicht ohne Befehl ihres Königs reagierten, den Zwergen zur Seite zu stehen und deren Mauer zu nutzen, um den Feind mit ihren Pfeilen zu spicken. Daran nahmen sich die Menschen ein Vorbild, von denen sich kein geringer Teil nun wünschte, sie wären auf dem See geblieben. Aber sie erkannten auch Bards Weisheit, den Orks keine Gelegenheit zu geben, sich in ihrer Nähe niederzulassen. Also kämpften sie mit der Kraft der Verzweifelten, nicht so diszipliniert wie die Elben und so begeistert wie die Zwerge, aber in dem Wissen, dass ihre Zukunft davon abhing.
Für eine Weile blieben die Kampflinien bestehen, Elben, Zwerge und Menschen auf der einen Seite, die Orks und ihre Kreaturen auf der anderen, aber bald verwischten sie und man musste aufpassen, keinen Verbündeten zu erschlagen. Die Elben waren in ihren eleganten Rüstungen leicht zu erkennen, und die Menschen waren nicht so gut gerüstet, dass sie mit einem Ork verwechselt werden könnten, aber viele von Dains Zwergen waren vollständig in Plattenrüstungen gehüllt, mit Helmen, die ihr gesamtes Gesicht verbargen, eine Rüstungsart, die auch von den Orks benutzt wurde. Um einen Zwerg und einen Ork unterscheiden zu können, musste man daher schon in einem Maße aufpassen, für das inmitten des Kampfgetümmels nur wenig Zeit blieb, denn wenn man sich irrte oder zu lange zögerte, war das eigene Leben verwirkt.
Bilbo blieb in Gandalfs Nähe und hielt dem Zauberer den Rücken frei, der sich mit seiner Magie und Glamdring der Feine gut erwehren konnte und mit einem Körper, der so alt und gebrechlich aussah wie der seine, erstaunlich wendig war und kräftig zuschlagen konnte. Hermine hingegen musste sich mitten ins Getümmel stürzen, um Thorin nicht aus den Augen zu verlieren und ihn beschützen zu können. Dabei durfte sie aber natürlich nicht vergessen, dass in einem Kampf wie diesem auch ein nicht sichtbarer Beteiligter schnell verletzt werden konnte.
Das Problem im Kampf gegen Orks war, dass sie sich nie geschlagen gaben. Solange noch ein Anführer lebte und anwesend war, kämpften sie weiter, egal wie viele ihrer Artgenossen schon gefallen waren, und egal wie übermächtig der Gegner war. Denn ihren Anführer fürchteten sie mehr als ihre Feinde, die dafür bekannt waren, schnell zu töten. Ein wütender Ork wie Azog hingegen würde einen eine Flucht oder wenig enthusiastische Teilnahme am Kampf teuer bezahlen lassen. Jeder einzelne Ork würde bis zu seinem oder Azogs Tod kämpfen und auf Azogs hässliche Fratze hatte Hermine noch keinen Blick erhaschen können. Solange er lebt, würden sie jeden Ork töten müssen, auch wenn Hermine beeindruckt gestehen musste, dass es in dem Tempo, mit dem die Elben und Zwerge die Orks niedermetzelten, nicht allzu lange dauern würde. Vorbereitet zu sein war eben doch ein Vorteil. Während die Zwerge ebenso effektiv waren, sahen die Elben in ihrem Todestanz erschreckend anmutig und schön aus, als wären sie nicht mit einem grausigen Handwerk beschäftigt.
Thorin bemerkte nur anhand der bunten Lichtblitze, die regelmäßig an ihm vorbei zischten, dass Hermine ihre Versicherung, nicht von seiner Seite zu weichen, wahr zu machen beabsichtigte. Hin und wieder fiel in seiner Nähe auch einfach ein Ork mit schweren Verletzungen um, ohne einen offensichtlichen Gegner zu haben, woraus er schloss, dass sie auch von ihrem Schwert Gebrauch machte. Hätte er die Zeit dazu, würde er sich Sorgen um sie machen, aber es tröstete ihn, dass sie das Mithrilhemd trug, das sie vor Verletzungen am Oberkörper bewahren würde, was viele der sofort tödlichen Verletzungen abdeckte. Wenn es ihr gelang, auch ihren Kopf zu schützen, war ihr Überleben so gut wie gesichert, und alles andere würde sie mit Sicherheit heilen können, wie sie es mit ihm gemacht hatte.
Es gefiel ihr keineswegs, aber wenn man vor der Wahl stand, zu töten oder zuzusehen, wie die eigenen Freunde getötet wurden, war die Entscheidung einfach. Harry würde es verstehen, aber Hermine war sich nicht sicher, ob es Ron auch so ergehen würde. Er sah zu sehr schwarz und weiß, gut und böse, ohne die Einflüsse äußerer Umstände zu berücksichtigen. Selbst im Ministerium hatten sie die Todesser nur zu betäuben versucht anstatt sie mit potentiell tödlichen Zaubern wie Bombarda anzugreifen. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was geschehen wäre, hätten sie Malfoy dabei getötet. Wäre er erneut als Imperius-Opfer dargestellt worden? Wären sie dafür bestraft worden, dass sie sich verteidigt hatten? Fudge traute Hermine alles zu und auch Scrimgour hatte mit seinem Verhalten Harry gegenüber keinen guten Eindruck gemacht. Wütend hieb sie mit dem Schwert auf den Arm eines Orks, der sich unbemerkt ahnte und mit einer Armbrust auf irgendjemanden hinter Hermine zielte. Sie hielt nicht an, um herauszufinden wer es war, ebenso wie sie sich große Mühe gab, die Schreie zu ignorieren, die immer wieder erklangen. Sie wollte gar nicht wissen, ob einer ihrer Freunde gefallen war, Trauer würde sowieso bis nach dem Kampf warten müssen. Aber sie hoffte, dass durch ihr Eingreifen nicht ein anderer aus Thorins Gesellschaft sein Leben würde lassen müssen.
Gandalf war es, der Azog schließlich auf einer Klippe entdeckte, von der aus er über sein Heer befehlen konnten, und Thorin darauf hinwies, dass sie dem Feind das Haupt abschlagen mussten, wenn der Kampf nicht bis in den nächsten Tag hinein andauern sollte. Der Zauberer bemerkte, dass er etwas verpasst haben musste, als Thorin nicht sofort reagierte und losstürmte, um seinen Erzfeind zu töten.
"Thorin, du musst gehen, selbst wenn er es erwartet. Je länger der Schänder lebt, umso mehr Tote wird es geben", appellierte er an den Zwergenkönig. Er würde Azog selbst angreifen, wenn er sich nicht sicher wäre, der weiße Ork würde jedem Kampf aus dem Weg gehen. Durins Erben zu töten war aber sein eingeschworenes Ziel, also würde er ihn in seine Nähe lassen.
Während die Zwerge um ihn herum den Kampf weiter führten, hielt Thorin inne und schien auf etwas zu warten. Dann begann die Luft neben ihm zu flimmern, etwas, das Gandalf schon vorher mehrfach aufgefallen war, er sich aber nicht hatte erklären können, bis ihm in dem Moment, als Thorin eben diese Luft zu umarmen schien, einfiel, dass Hermines sogenannter Desillusionierungszauber dieses Merkmal hatte. Die Hexe hatte sich also auch in den Kampf gestürzt.
"Dwalin!", rief Thorin über den Schlachtenlärm hinweg, um die Aufmerksamkeit seines Waffenbruders auf sich zu ziehen. Der wollte sich ihm sofort anschließen, aber Thorin schüttelte den Kopf. "Gib auf Kili und Fili Acht. Lass nicht zu, dass sie mir folgen." Dwalin nickte, auch wenn er aussah, als wollte er protestieren. Einige von Dains Zwergen versuchten ebenfalls, Thorin zu folgen, wurden aber abgehängt, da sie in Kämpfte mit den nachrückenden Orks verwickelt wurden. Sein Plan war einfach, benötigte keine vermeintliche Hilfe, die vermutlich nur im Weg stehen würde, und legte sein Leben in Hermines Hände. Er versuchte nicht einmal, sich Azog im Verborgenen zu nähern, sondern forderte ihn offen heraus.
"Azog, du feiger Wurm! Traust du dich nicht, dich mir zu stellen, sondern lässt deine dreckigen Hunde die Arbeit für dich erledigen?" Mit seinen Worte stelle er effektiv sicher, dass Azog den Orks verbieten würde ihn anzugreifen. Stattdessen wartete Azog auf ihn, auf seinem weißen, riesigen Warg thronend, mit einem Schwert in der Hand, einer Klinge an seinem Armstumpf und einem dreckigen Grinsen im Gesicht.
"Thorin Eichenschild! Ist der Feigling endlich bereit, sein Schicksal zu akzeptieren und seinen Ahnen zu folgen. Dein Volk wird uns dienen und das Weib, das dich das letzte Mal gerettet hat, wird mich unterhalten", verspottete er den Zwerg, der so hochmütig zu ihm kam, nicht einmal eine Waffe gezogen. Er ahnte ja nicht, dass die, der seine letzten Worte gegolten hatten, ebenfalls gekommen war. Hass und Abscheu, aber auch Furcht machten es Hermine leicht und im Stillen dankte sie Snape sowohl für seine Arbeit als Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste als auch für die Zauber, die er in sein Tränkebuch geschrieben hatte. Kein Laut war zu hören, als der Fluch, für dessen Einsatz sie Harry gescholten hatte, ihren Zauberstab verließ und Azog völlig unvorbereitet traf. Roter Sprühregen färbte das Fell des Wargs, dann fiel Azogs Kopf hintenüber und aus den Tropfen wurden ein Fluss, der an seinem plötzlich leblosen Körper herab rann. Der Warg schüttelte sich, bis das tote Gewicht von seinem Rücken rutschte, starrte Thorin aus seinen boshaften, roten Augen an, rannte auf ihn zu und war an ihm vorbei, noch ehe er das Schwert gehoben hatte. Auch ein Warg war klug genug zu erkennen, dass ein Gegner, der scheinbar mit seinem bloßen Willen töten konnte, besser unbehelligt blieb.
Als die umstehenden Orks das sahen, taten sie es der Bestie gleich, die sie zu Recht für intelligenter hielten als sich selbst.
Thorin lachte. Es klang beängstigend wahnsinnig, denn nichts anderes als Wahn war der Triumph den er angesichts Azogs Tod verspürte, selbst wenn er ihn nicht selbst herbei geführt hatte. Um Hermine den Schmerz zu ersparen, mit seinem möglichen Tod konfrontiert zu werden, war er bereit, bei seiner Rache Abstriche zu machen.
Die Hexe wartete, bis kein Ork in unmittelbarer Nähe mehr zu sehen war, bevor sie ihren Zauber beendete, um die gerade entstandene Legende des mächtigen Thorin nicht sofort wieder zu zerstören. Sobald sie neben ihm sichtbar wurde, schlang er die Arme um sie und küsste sie stürmisch und auf eine Art, die sie nicht anders als hungrig nennen konnte. Der Tod des Erzfeindes, der Blick über das Schlachtfeld, von dem die Orks sich zurückzogen, sobald sie Nachricht über das Schicksal ihres Anführers erhielten, all das schien seine Kriegerseele zu beflügeln und ihn - wie Hermine kurz darauf erkennen musste - zu erregen. Anders jedenfalls konnte sie es kaum deuten, als eine seiner Hände ihren Rücken hinab glitt auf ihren Hintern und sie so an sich drückte, während die andere begann, von der Seite her ihre Brust zu zu massieren.
Ihr stockte der Atem. Es wäre so einfach ihm jetzt nachzugeben, wie von selbst schmiegte sie sich an ihn und vergrub ihre Hände in seinen Haaren, aber als er den Kuss unterbrach wurde ihr schlagartig wieder bewusst, wo sie sich gerade befanden. Sofort ließ sie ihn los, legte die Hände auf seine Brust um ihn von sich zu schieben, während sie sich selbst dafür schalt, nicht eher reagiert zu haben, sondern sich mitreißen zu lassen.
"Thorin!" Erst ihre Stimme brachte auch ihn dazu, noch einmal über ihre derzeitige Situation nachzudenken und von ihr ab zu lassen, aber im Gegensatz zu ihr war es ihm alles andere als peinlich. Er grinste sie mit funkelnden Augen an. Er lehnte sich vor, so dass sein Mund direkt neben ihrem Ohr war.
"Ein ander Mal", murmelte er leise, gab ihr jedoch keine weitere Gelegenheit, sich zu viele Gedanken zu machen, sondern begann den Rückweg auf das unter ihnen liegende Schlachtfeld. Jetzt galt es, die letzten verbliebenen Orks zu töten, Verwundete zu pflegen und herauszufinden, wie viele Tote es auf ihrer Seite gegeben hatte - und wer sich unter ihnen befand. Bei dem Gedanken, Fili oder Kili könnten sich unter ihnen befinden, vergingen ihm jegliche Gedanken an eine Vereinigung mit Hermine. Seine Neffen zu verlieren, seiner Schwester mitteilen zu müssen, was geschehen war, der eigene Tod schien ihm leichter als das.
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Auf dem Weg zurück zum Tor in den Berg, wo sie hofften, ihre Freunde zu finden, sah Hermine sich schaudernd um. Überall lagen tote Orks, aber zwischen den dreckigen Leichen lagen auch einige Elben, Zwerge und Menschen. Sie musste sich zusammenreißen, nicht sofort zu jeder blutigen Gestalt zu laufen um zu sehen, ob es sich um einen Toten oder Verletzten handelte und sie vielleicht helfen konnte, denn sie wusste, würde sie das tun, würde der Rückweg lange dauern und sie würde womöglich nicht rechtzeitig kommen, um einen ihrer Freunde zu retten. Es war vielleicht nicht fair, aber eine natürliche Reaktion des Menschen, sich zuerst um die zu sorgen, die ihm wichtig waren. Ein wenig beruhigte es ihr Gewissen, dass die unverletzten oder nur leicht verletzten Krieger schon mit der Suche nach Überlebenden begonnen hatten und ihre Kameraden anscheinend unter Gandalfs Aufsicht auf einer schon frei geräumten Fläche vor dem Tor niederlegten, damit Heilkundige besser von einem Patienten zum nächsten laufen konnten. Er selbst war einer von jenen, die sich um die Verletzten kümmerten, ebenso wie Oin, eine Handvoll anderer Zwerge und natürlich Elben. Dabei wurde schon von weitem offensichtlich, dass die Zwerge und Elben nur den Mitgliedern ihrer eigenen Rasse und den Menschen helfen wollten, nicht jedoch einander.
Etwas abseits stand Thranduil, unterhielt sich mit Bard, sah den Menschen aber nicht an sondern ließ den Blick suchend über das Schlachtfeld wandern. Eine genauere Betrachtung dessen, was vor ihr lag, zeigte Hermine, dass er wohl nach seinem Sohn suchte, der noch nicht wieder aufgetaucht war. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Thorin sie plötzlich losließ und nach vorne stürzte, zu einer Gruppe Zwerge, unter denen Hermine Balin, Dwalin und Bofur erkennen konnte. Sofort rannte sie hinter Thorin her, es konnte kein gutes Zeichen sein, wenn Leute um etwas herum versammelt waren, teilweise stehend, einige kniend. Thorin bahnte sich einen Weg durch die Gruppe, die ihm ohne zu murren Platz machte, sodass Hermine ihm leicht folgen konnte.
Als sie schließlich sah, worum sich die Zwerge versammelt hatten, musste sie die Zähne zusammen beißen und blinzeln, um die Tränen zurück zu halten. Kili und Fili saßen auf dem Boden, blutüberströmt, und in ihren Armen Bifur, aus dessen aufgeschlitztem Bauch das Blut heraus geströmt war. Er bewegte sich nicht mehr und Hermine brauchte ihren Zauberstab nicht zu heben, um seinen Zustand zu überprüfen, denn der Ausdruck auf Kilis und Filis Gesichtern sagte ihr alles, was sie wissen musste. Es war schon zu spät. Ihr Kopf fühlte sich dumpf an, sie hörte nur wie aus der Ferne, wie Dwalin Thorin berichtete, dass Bifur sich vor Fili geworfen hatte, als dieser von seinem Gegner zu Fall gebracht worden war. Der Nebel klärte sich erst, als Bofur sie ansprach. Der sonst so fröhliche Zwerg war gezeichnet vom Verlust eines nahen Verwandten, die Augen düster, die Miene steinern, und selbst sein Hut schien traurig hinab zu hängen.
"Kannst du nicht etwas für ihn tun? Er hat so viele Jahre mit einer Axt im Kopf leben können, und du konntest Thorin heilen, nachdem Azog ihn fast getötet hätte. Nach allem, was er durchgestanden hat, kannst du ihn jetzt nicht einfach sterben lassen!" Er merkte selbst, dass seine Stimme und seine Worte herrisch geworden waren und sackte zusammen, die Entschuldigung für sein Verhalten nur in seinen Augen sichtbar. Hermine machte ihm keinen Vorwurf. In so einem Moment konnte wohl jeder die Beherrschung verlieren. Sie versuchte daher, ihrer Stimme einen beruhigenden Klang zu geben, denn natürlich konnte sie ihm nicht geben, worum er bat.
"Es tut mir leid, Bofur. Den Toten kann ich nicht helfen. Ihr alle wusstet es, aber die Aussicht auf den Tod hat noch nie einen Zwergenkrieger aufgehalten, nicht wahr? Er hat sein Leben gegeben, um Fili zu beschützen." Es fiel ihr selbst schwer zu denken, weshalb sie es nicht aussprach, aber selbst unter den Zwergen war Bifur durch seine Verletzung andersartig geworden. Jetzt aber würden sie ihn in Erinnerung behalten als den Zwerg, der ihren künftigen Prinzen gerettet hatte. Es wurde trotzdem nicht einfacher dadurch, weshalb Hermine sich mit einem entschuldigenden Blick zu Bofur abwandte. "Ich... Ich werde sehen, ob es andere gibt, denen ich helfen kann." Vielleicht würde es ihr helfen, den Anblick des toten Zwerges zu vergessen, den sie zwar nie verstanden hatte, der aber immer freundlich gewesen war.
Da die Krieger emsig damit beschäftigt waren, die Verwundeten zum Tor zu bringen, wanderte Hermine über das Schlachtfeld auf der Suche nach solchen Verletzten, die nicht sicher transportiert werden konnten. Es waren nicht viele, bei den meisten Verletzungen handelte es sich um solche, die anscheinen nach einem Kampf dieses Ausmaßes üblich waren, wenn sie sich ansah, wie routiniert sowohl die Helfer als auch die Verletzten selbst damit umgingen. Schnitt- und Stichwunden, die zu Blutverlust und verletzten Organen führten, Knochenbrüche und im schlimmsten Fall fehlende Gliedmaßen. Trotzdem, da sie nicht als Heilerin ausgebildet war, musste sie ganz genau entscheiden, wem sie helfen wollte, damit sie die Kraft nicht verließ. Sie stoppte Blutungen und heilte Knochenbrüche, die sich nur schwer stabilisieren ließen und daher bei Bewegung verschlimmert werden würden, schloss Wunden, aus denen Organe heraus zu fallen drohten. Bei all dem blieb ihre Miene stoisch, ihr Atem flach, um dem Geruch des Blutes zumindest etwas zu entgehen, und sie versuchte mit aller Kraft, alles was sie sah zu verdrängen. Sie hatte nie verstanden, wieso die Muggel ihrer Altersgruppe Horror- und sogenannte Splatterfilme ansahen, und jetzt wünschte sie jenen, die daraus Amüsement zogen, einmal solch einem Anblick ausgesetzt zu sein, wie sie es jetzt war. Sie kämpfte darum, nicht zu würgen, während sie den Schmerzenslauten folgte.
Nicht jeden zu versorgen fiel ihr schwer, aber sie wollte sich nicht verausgaben, solange es noch jemanden geben konnte, über dessen Leben oder Tod ein Heilzauber entscheiden könnte. Und schließlich traf sie auf Legolas und Tauriel, zwischen Orkleichen, die sie beinahe verdeckten, und zudem am nördlichsten Rand des Schlachtfeldes, das sich halb um den Erebor herum verlagert hatte. Da konnte Thranduil von seiner Position aus lange suchen und würde seinen Sohn doch nicht finden.
Als Legolas Hermines Schritte hörte, spannte er sofort den Bogen, zielte auf sie, und ließ ihn mit einem hörbaren Seufzen wieder sinken, sobald er sie erkannte. Er war verletzte, sein Arm blutete stark, weshalb es schmerzhaft gewesen sein musste, den Bogen überhaupt zu halten, aber mehr beunruhigte Hermine, wie er sich vor Tauriel gestellt hatte, die sich nicht rührte.
"Was ist mit ihr?", wollte sie daher wissen und trat näher. "Die Verwundeten werden gerade geborgen und es wurde mit der Versorgung begonnen. Kann sie bewegt werden?" Sie hielt es für das Beste, Legolas alle Informationen zu geben, um Fragen vorzubeugen und Zeit zu sparen, und außerdem ihre friedlichen Absichten zu verdeutlichen, da er noch immer angespannt war. Auf ihre Frage hin schüttelte er den Kopf, wobei der Schmerz in seinen Augen fast greifbar war.
"Ihre Arme und Beine sind gebrochen, vermutlich auch andere Knochen. Geh, bringen einen Heiler hierher. Sag meinem Vater... sag Thranduil, dass ich dich schicke, dann wird er jemanden beauftragen, dir zu folgen." Er war den Umständen entsprechend zwar etwas unwirsch, aber nicht übermäßig unfreundlich, bemerkte Hermine zufrieden am Rande, während sie seine Worte ignorierte und sich neben Tauriel kniete.
Bevor er protestieren konnte, hatte sie begonnen, die genannten Brüche zu heilen, und nur die Tatsache, dass sich die Glieder dabei aus ihrer teilweise unnatürlichen Position in natürlichere bewegten, hielt Legolas davon ab, sie von seiner Freundin wegzuzerren.
"Ist es diese Macht, die du genutzt hast, um die Zwerge zu befreien?", fragte er, als Hermine eine Pause einlegte um zu verschnaufen. Sie wollte gar nicht wissen, was mit Tauriel geschehen war und dafür gesorgt hatte, dass fast jeder ihrer Knochen gebrochen war. Zuerst zögerte Hermine, aber dann nickte sie. Nun hatten so viele ihre Magie zu spüren bekommen oder sie dabei beobachtet, dass es sinnlos wäre, einen Rückzieher zu machen.
"Ich komme aus einem Land, in dem alles anders ist und viele diese Fähigkeiten haben. Ich wollte es geheim halten, aber wenn ich dafür zusehen muss, wie Leute sterben, denen ich helfen kann, ist es ein zu hoher Preis", erklärte sie. Und mit einem kleinen Lächeln fügte sie noch an: "Außerdem wird Thorin sich jedem in den Weg stellen, der mich benutzen will."
Das gab Legolas zu denken, denn auch er konnte nicht leugnen, sich sofort gefragt zu haben, was sie im Waldlandreich bewirken könnte, wenn sie sich ihnen anschließen würde. Dabei musste er zugeben, dass sein Vater sie nicht wie ein wertvolles, geschätztes Mitglied der Gemeinschaft behandeln würde, sondern wie ein Werkzeug, dass nur für eine Aufgabe bestimmt war. Also ließ er sie still ihre Arbeit tun, statt sie auf die Möglichkeiten hinzuweisen, die sich ihr boten, bis Tauriel schließlich unter Schmerzen für einen Moment das Bewusstsein wiedererlangte.
Dann machten sie sich auf den Weg, Legolas und Hermine Seite an Seite, wobei der Elb die ganze Zeit angespannt und zum Sprung bereit war, sollte Tauriel, die vor ihnen her schwebte, plötzlich fallen. Er glaubte zwar nicht, dass Hermine das absichtlich würde geschehen lassen, aber sie sah so aus, als könnte sie im Stehen einschlafen, weshalb er ihren Fähigkeiten nicht so ganz traute. So erreichten sie schließlich die anderen.
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In den Tagen nach der Schlacht, die als die Schlacht der fünf Heere in die Geschichte eingehen würde, herrschte das reinste Chaos im Erebor. Einige der Zwerge, die zu Dain in die Eisenberge gezogen waren, wollten in ihre alte Heimat umsiedeln, andere Zwerge waren sich nicht sicher, ob der Thron Dains Erben anstelle von Thorin zustand, da es Dains Soldaten waren, die den Berg verteidigt hatten, während Thorin sich mit nur zwölf Zwergen dem Drachen entgegen stellen wollte. Andere waren irritiert von der Menschenfrau, die sich benahm, als wäre sie im Erebor zuhause und mit den Zwergen aus Thorins Gruppe sprach, als gehöre sie zu ihnen und auch der Hobbit wurde mit Misstrauen betrachtet. Es wurde nur schlimmer, als bekannt wurde, dass einige verwundete Elben unter ihnen waren, was eben jener Menschenfrau zu verdanken war.
Thorin hatte sie alle, Elben und Menschen gleichermaßen, wegschicken wollen mit der Begründung, sie müssten sich darum kümmern, den Berg wieder bewohnbar zu machen und ihre eigenen Verwundeten zu versorgen, und hätten daher keine Zeit, Gäste zu bewirten. Das hatte Hermine ihm ganz schnell ausgeredet und dabei auch keine Rücksicht darauf genommen, wer sie hören würde.
"Du hältst den Elben vor, euch nicht geholfen zu haben, nachdem Smaug euch vertrieben hat. Und jetzt willst du ihre Verwundeten genauso behandeln?", hatte sie ihn gefragt, aber nicht auf die Antwort gewartet, von der sie sicher war, sie schon zu kennen. "Was denkst du, wird dann geschehen, solltet irgendwann in der Zukunft auf ihre Hilfe angewiesen sein, oder auf die der Menschen? Sie werden zurückblicken auf die Vergangenheit, so wie du es jetzt tust, und sagen 'Die Zwerge haben nicht einmal unsere Verwundeten in ihren Hallen aufnehmen wollen, warum sollten wir ihnen jetzt helfen?' Es ist ein Kreislauf, der nur durchbrochen wird, wenn jemand in der Lage ist, über die Vergangenheit hinweg zu kommen und die Hand zur Versöhnung auszustrecken. Dieser jemand solltest du sein." Damit hatte sie ihn zumindest verblüfft, wodurch es ihr gelang, ihn mit dem letzten Punkt zu überzeugen. "Hast du schon einmal den Spruch gehört, dass der Klügere nachgibt? Willst du, dass es irgendwann die Elben sind, die den Konflikt zu euren Gunsten beilegen und sich damit in ein besseres Licht rücken?"
Die Nachricht, dass alle, die nicht in der Lage waren, in ihrem Zustand den Weg nach Hause anzutreten, im Erebor versorgt werden würden, solange es nötig war, hatte sich daraufhin mit rasender Geschwindigkeit verbreitet.
Während des Kampfes und erst Recht danach hatten sowieso einige der Elben und Menschen bemerkt, dass Hermine besondere Fähigkeiten hatte, es gab also keinen Grund mehr, sie geheim zu halten und wenn sie helfen konnte, die Feindschaft zwischen den Rassen etwas zu mindern, wollte sie das tun, selbst wenn es den Zwergen missfiel. Die Nachricht ihrer Taten sowohl auf dem Weg zum Berg als auch während der Schlacht verbreiteten sich nur langsam unter den Zwergen, aber sie hatte schließlich schon, seit Gloin ihr anfänglich mit Ablehnung begegnet war, befürchtet, dass sie es nicht leicht haben würde. Die Gemeinschaft, die nun felsenfest hinter ihr stand und sie bei jeder Gelegenheit verteidigte, erleichterte ihr die Zeit. Einzig Bifurs Fehlen wurde dadurch umso deutlicher, selbst wenn der Zwerg aufgrund des Schadens an seinem Gehirn meistens still gewesen war, und sie ihn die restliche Zeit über nicht hatte verstehen können. Gemeinsam trauerten sie um den gefallenen Freund, und als die Waldelben abzogen, hofften sie auf ruhigere Zeiten.
Bilbo hatte den Arkenstein die ganze Zeit sicher verwahrt, doch schließlich, im Beisein von Gandalf, vor den Augen einiger hochrangiger Zwerge aus Dains Gefolgschaft, sollte er ihn Thorin aushändigen, damit dieser in seiner Macht als Hochkönig über die Zwerge über den weiteren Verbleib des Steins würde entscheiden können. Geplant war, ihn entweder in so kleine Teile zu zerlegen, die keine Magie mehr beinhalteten, und daraus ein Schmuckstück für den König zu schmieden, oder falls dies nicht möglich war, ihn gänzlich zu vernichten.
"Bilbo?" Unter den neugierigen und ehrfürchtigen Blicken der Zwerge kramte der Hobbit in seiner Tasche, bis er den Arkenstein fand und ihn Thorin überreichte. Dieser hielt ihn in die Höhe.
"Besteht bei einem von euch Zweifel daran, dass dies der Arkenstein ist?", forderte er insbesondere Dain heraus, der seinem Verwandten den Thron nur zu gern streitig machen würde. Es war nichts persönliches, sondern einfach nur eine Frage der Macht, die er begehrte. Keiner der Zwerge sagte ein Wort.
"Dann bestimme ich, als rechtmäßiger König aller Zwergenvölker, dass der Arkenstein nicht länger das Symbol der Macht sein soll. Er hat zu viel Unheil über unser Volk gebracht. Eine einem Zwergenkönig angemessene Krone soll fortan diese Rolle erfüllen. Und damit kein Zweifel daran besteht, dass der Arkenstein keine Macht mehr über die Zwerge hat, werden wir ihn hier und jetzt vernichten." Gemurmel brach unter den Zwergen aus, doch erst als Thorin den Stein an Hermine weiter gab, damit sie ihn zerstören konnte, wagte es jemand, zu widersprechen. Es war Gandalf, der in dem Moment, als der Stein aus der Hand des Zwerges in die der Hexe wechselte, eine Veränderung des Steins spürte.
"Haltet ein!", rief er mit donnernder Stimme über die aufgeregten Zwerge hinweg. Alle drehten sich zu ihm um.
"Der Arkenstein reagiert auf Hermine", begann er, was ihm sofort skeptische Blicke einbrachte. "Ihr seid vielleicht zu unsensibel, um es zu bemerken, aber das heißt nicht, dass es nicht stimmt", meckerte er daraufhin, genervt von den immer an ihm zweifelnden Zwergen. Die Elben kannten seine Herkunft und die Menschen sahen ihn als weisen Mann an, aber die Zwerge wollten nie ohne Grund auf ihn hören.
"Wenn der Arkenstein erkennt, dass Hermine sich von den Bewohnern Mittelerdes unterscheidet, könnte er der der Schlüssel dafür sein, ihr den Weg nach Hause zu zeigen." Er wusste zwar auch noch nicht wie, würde die Mitglieder des Weißen Rats hinzuziehen, damit sie sich etwas überlegen konnten, aber vielleicht war es wahrhaftig möglich.
Da Thorin Hermine diese Chance nicht verwehren wollte, wurde die Vernichtung des Arkensteins verschoben, bis ihr entweder die Heimkehr gelang, oder der Zauberer zugab, sich geirrt zu haben. Das wichtigste hatte er schließlich schon getan, der Stein sollte von nun an bedeutungslos für sein Volk sein. Bis dahin gab er ihn zur Verwahrung wieder an Bilbo, da er sich selbst nicht traute, dem Bann widerstehen zu können.
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Innerhalb kürzester Zeit trafen Galadriel und auch Elrond am Erebor ein, sodass die drei Elbenringe Narya, Varya und Vilya versammelt waren. Hermine konnte sich nicht vorstellen, wie insbesondere Elrond die Reise so schnell zurückgelegt hatte, fragte aber nicht, da außer ihr niemand diesen Umstand in Frage stellte. Gandalf hatte ursprünglich auch Saruman hinzu ziehen wollen, aber jetzt, da ein Wechsel zwischen den Welten tatsächlich möglich erschien, wollte Hermine den Zauberer, der entweder schon korrupt war oder es in kurzer Zeit werden würde, nicht in der Nähe haben.
"Lieber verzichte ich auf die Gelegenheit und zerstöre den Arkenstein hier und jetzt", hatte sie gesagt als Gandalf versucht hatte, sie zu überzeugen. "Ich vertraue ihm nicht, und ihr solltet es auch nicht." Das musste der Istari gezwungenermaßen akzeptieren und so war es nicht der ganze Weiße Rat, sondern nur die Ringträger, die sich schließlich mit Bilbo, Hermine und den Zwergen in einem Raum in den Tiefen des Erebor wiederfanden. Den Raum wählten sie für den Fall, dass das Portal, sofern es ihnen denn gelang, eines zu öffnen, längere Zeit Bestand hatte. Sie wollten nicht, dass es dann jedem möglich wäre, in die andere Welt zu gelangen.
Vorsichtshalber, und auch wenn sie nicht wusste, ob es überhaupt funktionieren würde, da es ihr nicht möglich gewesen war, nach Großbritannien zu apparieren, fertigte Hermine einen durch ein Passwort aktivierten Portschlüssel zum Erebor her. Sie wollte nichts unversucht lassen, insbesondere nicht, da einige Zwerge sie begleiten wollten und es grausam wäre, wenn sie, die ihre Heimat gerade erst zurückgewonnen hatten, sie so schnell wieder verlieren würden. Schwerer war der Gemeinschaft die Entscheidung gefallen, wer sie begleiten würde.
Es stand außer Frage, dass Thorin sie nicht alleine gehen lassen würde, aber daraus folgte auch, dass er Fili befahl im Erebor zu bleiben. Als sein ältester Neffe war Fili sein Erbe und würde die Zwerge anführen müssen, sollte Thorin nicht aus Hermines Welt zurückkehren. Damit stand auch für Balin fest, dass er in Mittelerde bleiben würde, um Fili, sollte das schlimmste geschehen, unterstützen zu können. Kili fiel die Entscheidung wiederum nicht leicht, denn einerseits wollte er die fremde Welt gerne sehen, andererseits fühlte er sich schlecht bei dem Gedanken, seinen Bruder zurückzulassen. Dieser überzeugte ihn aber davon, dass einer von ihnen gehen sollte, um dafür zu sorgen, dass Hermine auch wirklich zurückkehrte, und um ihm hinterher alles genauestens zu erzählen. Bofur und Bombur entschieden sich aufgrund Bifurs Tod dagegen, Hermine zu begleiten. Sie wollten ihrem verstorbenen Vetter die letzte Ehre erweisen und es nicht noch weiter aufschieben. Dwalin würde Thorin natürlich folgen, um seinem König und Waffenbruder zur Seite stehen zu können. Sowohl Oin als auch Gloin hatten kein Interesse an der unbekannten Welt, was Hermine beruhigte, da sie sich nicht vorstellen wollte, was insbesondere Gloin mit seinen Vorurteilen anrichten würde. Oin berief sich dabei auf sein Alter, während Gloin nicht riskieren wollte, seine Familie zu verlieren, da er doch einen Sohn großzuziehen hatte. Für Nori stand sofort fest, dass er auch bei diesem Abenteuer dabei sein würde und Ori wollte es ihm gleich tun und endlich dem Ruf des unbedarften Jünglings entkommen. Damit war Dori überhaupt nicht einverstanden, wollte ihn mit allen Mitteln davon abhalten, musste aber schließlich einsehen, dass sein Bruder sich dieses eine Mal nichts vorschreiben lassen wollte. Also schloss er sich ihnen gezwungenermaßen an, um wie immer auf Ori aufzupassen.
Damit bestand ihre Gruppe aus sechs Zwergen, einem Menschen und einem Hobbit, denn Bilbo wollte Hermines Welt unbedingt kennenlernen.
Es dauerte nicht lange, bis ein blaues Licht vom zwischen Elrond, Gandalf und Galadriel am Boden liegenden Arkenstein aufstieg und sich verdichtete, bis sich ein undurchsichtiges Oval bildete, groß genug, dass ein Mensch hindurch gegen konnte. Was dahinter lag, konnte niemand mit Sicherheit sagen.
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The Story of a Witch in Middle Earth
FanfictionWas passiert, wenn Hermine während der Suche nach den Horkruxen durch Zusammenspiel mehrerer Zauber in das Auenland transportiert wird, direkt vor die Gemeinschaft um Thorin Eichenschild? Und wie wird Harry mit seiner neuen Situation umgehen?