Hermine hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, als sie durch vorsichtiges Schütteln aufgeweckt wurde und sie laute Stimme vernehmen konnte, bei denen sie sich wunderte, dass sie überhaupt hatte schlafen können.
Es war Bilbo, der sie geweckt hatte und mit besorgtem Gesichtsausdruck darauf wartete, dass sie vollständig wach wurde, ehe er hinter sich und damit quer über das kurzfristige Lager deutete. Das erste, was Hermine auffiel, war, dass sie tatsächlich nicht lange geschlafen haben konnte, der Himmel nur erste Anzeichen für den Anbruch der Nacht zeigte und die Zwerge auch noch nicht mit den Vorbereitungen für ein Abendessen begonnen hatten. Stattdessen hatten sie sich um einen Menschen versammelt, der dicht am Wasser stand und hinter dem ein Boot schwamm, das mit einem langen Seil an einem Baumstamm befestigt war.
"Worüber streiten sie sich?", fragte sie schließlich Bilbo, als sie für sich beschlossen hatte, dass der unbekannte Mensch Bard sein musste, falls sie die Geschichte nicht inzwischen so stark verändert hatte, dass sie nicht einmal mehr die selben Personen trafen. Eigentlich hätten sie in den Fässern unbemerkt in die Stadt gelangen sollen... und jetzt steckten sie nicht in Fässern, sondern waren sofort aufgefallen. Sie hätte sich an den Kopf schlagen können dafür, dass sie diesen Umstand übersehen hatte, wenn eine solche Reaktion nicht für unangenehme Fragen gesorgt hätte. Stattdessen ließ sie sich von Bilbo berichten, für den ihre Frage das erwartete Zeichen war, dass sie wirklich wach war.
"Der Mann, ich glaube er heißt Bard, ist an Land gekommen, als er uns gesehen hat und wollte wissen, was wir hier wollen. Thorin hat ihm gesagt, wir wären auf dem Weg in die Eisenberge und gefragt, ob er uns mit nach Esgaroth nehmen würde. Doch Bard sagte, Zwerge wären in der Stadt nicht willkommen, seit die Zwerge vom Erebor den Drachen angelockt haben und dadurch für Thals Zerstörung verantwortlich wären", erklärte Bilbo leise und Hermine stöhne bei seinen letzten Worten auf. Das hatten die Zwerge sicher nicht gern gehört.
"Haben sie sich verraten?", drängte sie Bilbo daher, fortzufahren.
"Nicht offensichtlich, aber ich weiß nicht, wie aufmerksam der Mensch ist. Zumindest ist er auch für einige Goldstücke nicht bereit, uns in die Stadt zu schmuggeln, aber vielleicht hat er auch nur Angst davor, dass es eine Gruppe Zwerge nicht schafft, unbemerkt aus der Stadt zu verschwinden." Es war eine durchaus berechtigte Sorge, aber falls Hermine bereit war, ihre Fähigkeiten bekannt zu machen, könnten sie ihn vielleicht überzeugen. Zusammen mit Bilbo ging sie zu der Gruppe, die sich um Thorin und Bard versammelt hatte.
"Thorin, darf ich..?" Sie wollte die Unterhaltung nicht ungefragt an sich reißen und damit Thorins Autorität als Anführer der Gruppe vor Bard in Frage stellen. Es war eine Sache, wenn die Gruppe unter sich war, aber vor einem Fremden sah die Sache anders aus.
Bard zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe, als er der jungen Frau gewahr wurde, die sich ihren Weg durch den Kreis der Zwerge bahnte und den finster wirkenden Zwerg formlos ansprach. Noch überraschter war er allerdings, als sich die Gesichtszüge des Zwerges merklich entspannten und er seine Zustimmung gab, dass sie sich einmischte.
"Hat der Halbling dich doch geweckt?" Es schien so, als hatte Thorin sie lieber weiter schlafen lassen, konnte aber auch nicht die Möglichkeit abtun, dass sie bessere Chancen hatte, mit dem Menschen zu reden. "Sei es drum, vielleicht ist unser Besucher seiner eigenen Art gegenüber verständnisvoller." Tatsächlich beautragte er die anderen Zwerge damit, ihre Sachen zu packen und deutete damit zum einen an, dass er an Hermines Erfolg glaubte, und sorgt zum anderen dafür, dass sie weniger Publikum hatten, das den Menschen negativ beeinflussen könnte. Hermine näherte sich derweil Bard und streckte ihm zum Gruß die Hand aus, hoffend, dass diese Geste von den Menschen Mittelerdes ebenso genutzt wurde wie zuhause.
"Ich hoffe, die Zwerge haben keinen zu schlechten Eindruck hinterlassen. Die letzte Etappe unserer Reise war nicht gerade angenehm, weshalb alle etwas gereizt sind und wir unser Ziel bald erreichen wollen", begann sie, nachdem der Mensch zu ihrer Erleichterung ihre Hand kurz geschüttelt hatte. "Ich heiße übrigens Hermine", fügte sie dann hinzu, da sie das Vertrauen des Mannes gewinnen wollte. Zumindest genug vertrauen, dass er schwören würde, niemandem etwas über sie zu verraten, selbst wenn er zu dem Zeitpunkt noch nicht wüsste, dass er sein Wort nicht würde brechen können. Ron wäre entsetzt, dass sie etwas so slytherin-artiges plante, aber sie hoffte, dass Harry sie verstehen würde, und beruhigte damit ihr zwiegespaltenes Gewissen. "Wir werden Esgaroth aufsuchen, denn wir müssen unsere Vorräte aufstocken. Warum wollt Ihr uns nicht mitnehmen?", stellte sie schließlich die Frage, für die sich die Zwerge nicht interessiert hatten. Für sie zählte nur die Antwort, nicht aber der Grund dafür.
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The Story of a Witch in Middle Earth
FanfictionWas passiert, wenn Hermine während der Suche nach den Horkruxen durch Zusammenspiel mehrerer Zauber in das Auenland transportiert wird, direkt vor die Gemeinschaft um Thorin Eichenschild? Und wie wird Harry mit seiner neuen Situation umgehen?