Kapitel 33

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Bard war früh am Morgen, vielleicht war es auch noch in der Nacht, mit einem Bündel der verwandelten Pfeile aufgebrochen und kehrte daher schon zurück, als seine Kinder und Gäste gerade erst das Frühstück beendeten.


"Sie fliegen merklich schwerfälliger, aber wenn man erst weiß, wie sie sich verhalten, kann selbst ein mittelmäßiger Bogenschütze sich darauf einstellen. Ihre Reichweite ist auch nicht schlecht, wenn der Drache beschließt, Feuer zu spucken, sind wir so oder so verloren, der Sage nach reicht sein Atem weiter als jeder Pfeil", berichtete er, als er sich auf einen Stuhl fallen ließ und zusah, wie seine Töchter sofort wieder begannen, Essen aus den Schränken zu holen und ihm vorzusetzen.

"Wenn wir genug von ihnen bekommen können, damit es kein allzu großer Verlust ist, wenn jeder erst einige Male daneben schießt, sollten wir sie benutzen können", schloss er ab. Als Antwort deutete Tilda nur grinsend in eine Ecke, in der Hermine schon begonnen hatte, die Pfeile zu stapeln. Sie hatte noch in der Nacht, als sie nicht schlafen konnte vor Zerrissenheit, weiter an dem Vorrat gearbeitet, wohl wissend, dass sie ihn im Zweifelsfall auch wieder zurückverwandeln könnte. Und es hielt sie beschäftigt. Bard hatte die Pfeile beim Verlassen des Hauses nicht bemerkt, da er sich nicht unnötig aufgehalten hatte, um niemanden zu wecken. Jetzt war er beeindruckt.

"Woher kommt das ganze Holz?" Auch wenn die Worte unglücklich gewählt waren, klang es nicht wie eine Beschuldigung, das Feuerholz verbraucht zu haben, da er sowohl bei seiner Ankunft das Lager im unteren Teil des Hauses als auch den Stapel neben dem Kamin sehen konnte.

"Die Verwandlung ist einfacher, wenn Ausgangs- und Zielobjekt in etwa die gleiche Größe haben, aber es funktioniert auch, wenn der zu verwandelnde Gegenstand deutlich kleiner ist. Für die Pfeile habe ich nur zwei Scheite zerschnitten und die Splitter benutzt. Es ändert nichts an ihrer Qualität, ist dafür aber anstrengender." Deswegen hatte es ihr auch so gut dabei geholfen Schlaf zu finden, denn sie war schließlich einfach erschöpft eingeschlafen.

"Dann werde ich den anderen Bescheid sagen, dass wir eine Chance haben. Wir sollten möglichst bald aufbrechen und die Stadt verlassen, damit der Drache uns nicht zuvor kommt. Solange der Bürgermeister von nichts weiß, sollte es nicht zu schwer werden, einen Ausflug mit Freunden ans Festland rechtfertigen zu können." Wenn es möglich war, würden sie daher noch an diesem, oder spätestens am nächsten Tag die Seestadt verlassen. Während er nach seinem späten Frühstück wieder aufbrach, kehrte auch im Haus unauffällige Geschäftigkeit ein, wenn man davon absah, dass einer der Bewohner aus Holzsplittern Pfeile zauberte.

Es war nur wenige Stunden später am Mittag, zwei Tage, nachdem Thorin sie verstoßen hatte und einen Tag, nachdem die Zwerge wieder alle beisammen waren, dass Bilbo wie aus dem Nichts eine entscheidende Frage stellte. Da er nichts zu tun hatte, hielt er einmal wieder den Arkenstein in den Händen und drehte ihn hin und her, bis er plötzlich die Stirn runzelte und zu Hermine aufsah.

"Sag mal, Hermine. Wenn die Kette, die du getragen hast, als du zu uns gestoßen bist, und andere.. Dinge.." Nachdem er sich wieder daran erinnern konnte, was es mit dem Ring auf sich hatte, wollte er nicht riskieren, auch nur auf irgendeine Art und Weise zu verraten, dass er ihn hatte. "...jemanden beeinflussen können, kann es dann sein, dass es sich mit dem Stein auch so verhält?"

Hermines Gesicht wurde ausdruckslos, während die Gedanken in ihrem Kopf rasten. Konnte es sein? Wieso war ihr der Gedanke nicht gekommen, wo sie doch an sich selbst und an Ron und Harry bemerkt hatte, wie magische Gegenstände jemanden verändern konnten? Noch immer ohne ein Wort zu sagen streckte sie die Hand nach dem Arkenstein aus, den Bilbo ihr vorsichtig gab, damit er nicht herunter fiel.

"Specialis revelio", flüsterte sie tonlos und deutet mit dem Zauberstab auf den Stein in ihrer Hand. Er leuchtete grell auf, in der gleichen Farbe seines üblichen, auffälligen Glanzes, aber so stark, dass die Anwesenden die Augen schlossen, bis der Zauber nachließ. Hermine sackte zusammen. Thorins Gemütswandel war seltsam gewesen, aber sie alle hatten es darauf geschoben, dass sie dem Schatz näher kamen und er deshalb umso stärker nach ihm gierte. Was, wenn es die Nähe zum Arkenstein an sich war, die ihn verändert hatte? Sie kannte die nötigen Zauber nicht, um genau herauszufinden, welche Magie dem Stein innewohnte, aber wenn es tatsächlich so war, dann konnte er genauso wenig für seine Worte und Taten wie Ron, als er sie und Harry verlassen hatte. Das einzige, was es über seinen Charakter verriet, war dass er nicht stark genug war, sich dagegen zu wehren, aber sie selbst hatte dem Horkrux immer häufiger nachgegeben, je länger sie ihn getragen hatte, also konnte sie es ihm nicht vorwerfen. Dann blieb nur die Frage, weshalb er der einzige war, der davon beeinflusst wurde. Wollte der Arkenstein dem mächtigsten der Zwerge, also dem König gehören und von ihm Besitz ergreifen? Es war eine Möglichkeit, aber sie würde vermutlich nie herausfinden, was der wirkliche Grund war. Vermutungen anzustellen würde ihr nicht weiter helfen, aber sie könnte testen, ob Thorin sich nun, da der Arkenstein wieder weiter von ihm entfernt war, wieder auf sein selbst besonnen hatte. Wenn es war, schloss sie, musste seine Veränderung an dem Stein liegen und es wäre nach der Vernichtung des Drachen ihre Aufgabe, die Bedrohung durch den Stein zu beenden. Zu gern würde sie den Stein einfach in diesem Moment gegen die Wand werfen und sehen, wie er zersprang, aber wenn Thorin ihr nicht glaubte, würde er es ihr nicht verzeihen, selbst wenn er bei Sinnen war. Zum Teil auch zu Recht, denn wenn die anderen Zwergenherrscher wie Dain ihr nicht glaubten, wie böse der Arkenstein ihnen mitgespielt hatte und dass er das schlechteste Zeichen für den Herrscher war, das sie sich hätten aussuchen können, würde sicher ein Streit um die Herrschaft über alle Zwerge entbrennen, der im schlimmsten Fall in Krieg zwischen den einzelnen Gruppen enden würde. Also gab sie ihrem Impuls nicht nach.

The Story of a Witch in Middle EarthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt