Kapitel 9: Banditen

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• Lucan •

Als ich wieder zu mir komme, dröhnt mir ordentlich der Schädel und meine Schläfe fühlt sich verdächtig nass an. Außerdem steigt mir der Geruch von Blut in die Nase.

Und wieder mal wird mir der Unterschied zwischen menschlichem und vampirischem Geruchssinn deutlich.

Ich hänge aber weder auf dem Pferd noch habe ich weiter den Sack auf dem Kopf.

Dafür hänge ich an Ketten in einem stabilen Eisenkäfig. Meine Handgelenke sind nach rechts und links ausgestreckt und über mir am oberen Gitter angekettet, genau wie meine Füße seitlich am Käfig.

Und gelassen haben die Schweine mir nur einen Lappen um meine Lenden, damit nichts zu sehen ist. Festgebunden mit einem kratzenden Seil, was bereits ein wenig in meine Hüften einschneidet.

Ein lauter Knall ertönt und ich zucke enorm zusammen, passend dazu klirren die Ketten in angsteinflößenden Geräuschen vor sich hin.

Scheinbar ist es um die Mittagszeit und es ist zu meinem Glück stark bewölkt, denn sonst würde ich nun der Sonne ausgeliefert sein.

„Ganz schön schreckhaft, der Vampir. Ich dachte immer, ihr seid nur Märchen. Aber besten Dank für die edlen Kleider, sowas lässt sich immer gut weiterverkaufen", ertönt die Stimme vom Haudrauf.

Und wieder schlägt er mit seiner Keule gegen die Eisengitter, was mich zusammenzucken lässt.

„Wo bleibt dein Verwandter? Die Forderung hat er vor guten drei Stunden bekommen. Oder seid ihr auf Kriegsfuß und er ist froh, wenn er dich loswird?", plaudert der Typ drauf los.

Nebenbei spielt er ein bisschen an den Ketten und zieht daran, was ich natürlich an meinen Handgelenken spüre.

„Antworte!", brüllt der Haudrauf nun und schlägt erneut auf die Eisenstäbe.

Wieder zucke ich zusammen.

„Ich weiß nicht, Verzeihung", kriege ich gerade so hervor.

Scheiße, ich bin immerhin abgehauen. Mich würde es nicht wundern, wenn Vittorius nun doch einfach ohne mich weiter zieht.

„Schwachsinn! Rede!", schreit der Typ nun lautstark.

Dann öffnet er die Tür des Käfigs, was mir in meinem angeketteten Zustand aber herzlich wenig bringt. Stattdessen landet die flache Hand mehrmals in meinem Gesicht.

Blut tropft mir nun aus meiner lädierten Nase und meiner aufgeplatzten Lippe. Und scheinbar aus einer Platzwunde auf meiner Stirn.

Ich hätte netter zu dem Vampir sein sollen, dann wären wir sicher bereits auf der Weiterreise.

„Du wirst noch reden, das verspreche ich dir", betont der Haudrauf dann und knallt die Käfigtür zu.

Seelenruhig marschiert er von dannen und ich komme das erste Mal dazu, mich umzusehen. Ich stehe mit meinem Käfig hier mitten im Wald, einige Bäume weiter kann ich ein paar weißbeige Zelte ausfindig machen. Und scheinbar treffen diese Menschen sich dort.

Doppelt Scheiße, ich nehme mit meinem Vampirgehör Gesprächsfetzen auf und das sind verdammte Banditen!

Ich bekomme nun richtig Panik und beginne an den stählernen Fesseln um meinen Handgelenken zu ziehen, aber das hilft natürlich nichts.

Stattdessen bin ich zum Nichtstun verdammt und bin nun ein Gefangener. Bei den Göttern, was werden sie mit mir anstellen?

Nach guten ein bis zwei Stunden kommt der Haudrauf dann aber leider wieder, allein bei seinem Anblick kriecht die Furcht mir bis ins Knochenmark.

Prinz LucanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt