Kapitel 78: Die Genesung

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• Lucan •

Ganz langsam setzt meine Wahrnehmung wieder ein, dieses Mal fühle ich mich aber stark betäubt und weggetreten.

Bin ich jetzt doch gestorben? Was im Namen der Götter ist überhaupt passiert?

Es dauert eine Ewigkeit, dann aber schaffe ich es, langsam meine schweren Augenlider zu heben. Ich spüre meinen Körper wirklich kaum und kriege meine Sicht nicht wirklich geklärt. Dann vergeht eine weitere Ewigkeit und ich bekomme zunehmend das Gefühl, als könne ich mich nicht mehr richtig umsehen.

Ich merke dann, dass das daran liegt, dass jemand meinen Kopf festhält.

Langsam klärt sich meine Sicht und ich schaue dann in tiefrote Augen, die mich mit einer gewissen Ruhe und Sorge ansehen. Ich bleibe so einfach liegen und starre eine ganze Zeit zurück, ehe Vittorius sich behutsam von mir löst und ich die ersten, klaren Gedanken fassen kann. Ich will mich auch schon aufrichten, komme aber nicht soweit. Mein Blick geht dann schwerfällig an meinem Körper herunter und ich kann nicht viel ausmachen, außer Stoff.

Und Riemen, die um den Stoff gewickelt sind und mich an einer Unterlage festbinden.

Echt jetzt?

„Spar dir die Mühe, du musst eine Weile liegen bleiben und den Wunden die Zeit geben, zu verheilen. Du bist sehr schwer verletzt, Lucan. Du darfst nicht aufstehen. Ich habe die Kräuter des Waldes gesammelt und eine lähmende und betäubende Salbe hergestellt. Du hast es aber schön warm und kannst dich nicht versehentlich aus den heilenden Umschlägen befreien", erklärt Vittorius dann, der nun gelassen am Fels hinter sich lehnt.

Mein Blick geht durch die Höhle, er hat hier wohl aufgeräumt.

Und ich kann mich echt kaum bewegen, geschweige denn, mich befreien.

„Der Blutrausch ... Er hatte mich fast ... Es war schlimm", kommt es dann aus mir heraus.

Vittorius legt seine Hand auf die Höhe meiner nicht lädierten Schulter und belässt sie dann dort. Einen Moment lang treffen sich unsere Blicke, dann liegt ihm doch tatsächlich ein Lächeln auf den Lippen.

„Du hast es geschafft, dem zu widerstehen. Du ganz alleine, Lucan", sagt er.

Jetzt bekomme ich doch glatt auch ein Lächeln auf den Lippen. Dann verziehe ich aber das Gesicht, weil ein leichter und dumpfer Schmerz durch meinen Körper zieht. Ich will nicht wissen, wie es sich anfühlen würde, wenn ich keine betäubenden Kräuter auf meinen Kreislauf wirken habe.

„Keine Strafe?", frage ich dann abgekämpft, aber amüsiert.

„Och, ich denke das hier ist Strafe genug", meint er und deutet auf meinen Zustand.

Ich schließe dann meine Augen und bin froh darüber, dass er seine Hand auf meiner Schulter ruhen lässt.

• Vittorius •

Mit einem Trinkschlauch mit frischem Blut kehre ich zur kleinen Höhle zurück, die für die letzten Tage unsere Zuflucht ist.

Lucan bereitet mir wieder einmal echte Sorgen, seine Wundheilung ist extrem verzögert und er schwächelt ein wenig. Das erkenne ich vor allem daran, dass er sich immer bereitwillig helfen und von mir die Verbände wechseln lässt, weil er das nicht selbst kann. Jetzt gerade sitzt er aber immerhin aufrecht angelehnt an der Wand und stochert gelangweilt in der Glut herum.

Naja, so schlimm ist es dann doch nicht mehr, wenn der feine Herr sich langweilen kann.

„Wir können wieder los", meint Lucan, als er mich in die Höhle kommen sieht.

Ich werfe ihm nur wortlos den Trinkschlauch zu und lasse mich dann neben ihm nieder. Er öffnet den Verschluss und leert die Ration dann bis auf den letzten Tropfen. Das geht nun schon seit Tagen so und Lucan kann sich kaum selbst auf den Beinen halten.

Prinz LucanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt