• Vittorius •
Lucan sieht mich mit erhobener Augenbraue an, dann sieht er leicht überfragt zum großen Stadtwald mit Gartenanlage.
Vor uns erstreckt sich ein kleiner Bereich der Natur, gut gepflegt und mit vorbestimmten Wegen angelegt. Hier und da sind kleine Blumenbeete, die der örtliche Florist im Blick hat. Und der Berufsstand des Gärtners hat mit den ganzen Büschen und Bäumen auch gut zu tun, selbst der kleine Teich wird ein wenig Pflege benötigen.
„Warum hat diese Stadt einen Wald innen? Reicht der Wald vor der Mauer nicht aus?", will Lucan nun wissen.
Schmunzelnd schiebe ich ihn voran und wir gehen einige Schritte, in denen Lucan sich umsieht. Auch er erkennt, dass das hier zwar einem Wald nicht unähnlich ist, aber auch gezielt angelegt ist.
„Für mich ist das nach dem belebten Markt ein angenehmer Ruheplatz. Und die Menschen lieben es hier spazieren zu gehen, dafür ist der Stadtwald sicher. Hier gibt es keine Wildtiere, wie die Bären oder Eber da draußen", erkläre ich amüsiert.
„Wie anders die Welt doch ist", kommt es sehr nachdenklich aus Lucan heraus.
Es muss ihn sehr bewegen, schließlich kennt er die Welt außerhalb seines Bauernschaftszusammenschlusses nicht.
Eine Weile schlendern wir durch den Stadtwald und selbst Lucan kommt hier innerlich zur Ruhe.
„Die Stadt ist doch lauter, als ich dachte", berichtet er mit einem matten Lächeln.
„Lass uns für heute Heim gehen, dann zeige ich dir das Anwesen und dann hast du Zeit für dich", schlage ich ihm wohlwissend vor.
Da nickt er direkt und so gehen wir dann zurück zum Adelshaus, wo nun der Bedienstete uns empfängt, den Lucan noch nicht kennt.
„Das ist Julius, er ist hier, wenn Johann nicht hier ist. Und Julius, das ist Lucan, der nun zweite Vampir auf der Welt", mache ich die beiden grinsend im Eingangsbereich bekannt.
Julius ist 25 Jahre alt, groß gewachsen bei einer athletischen Figur. Seine schwarzen Haare, die ihm bis zur Brust reichen, trägt er bei der Arbeit hier immer funktional zusammengebunden. Aus blaugrauen Augen schaut er nun ehrfürchtig in Lucans Richtung. Julius und Lucan tauschen kurzerhand ein paar Förmlichkeiten aus, dann geht Julius aber zurück an die Arbeit.
Die zwei Bediensteten legen ihre Schichten so, wie sie es brauchen. Letztendlich ist es mir egal, ob der Boden am zweiten oder am vierten Tag der Woche geschrubbt wird, Hauptsache er wird wöchentlich geschrubbt.
Dann führe ich Lucan durch das Anwesen und bei wirklich jedem Raum schaut er noch sparsamer. Nun, über die Jahre kommt es nun mal so zustande, dass man Habseligkeiten anhäuft. Kunstobjekte habe ich massenhaft, seien es edle Skulpturen oder der Blick auf die Weiten eines Landschaftsgemäldes. Dann gibt es noch so einige Zimmer in meinem Haus:
Eins für die Teestunde, eins für Schreibarbeiten, eins für körperliche Bewegung, eins für Musik, eins für Bücher, eins für den Kamin, eins für den Wintergarten und und und.
Natürlich habe ich auch so funktioniale Räume wie eine Küche oder einen Speisesaal. Und natürlich das kleine Kellergewölbe für den Alkohol nicht zu vergessen.
Neben meinem persönlichen Gemach, gibt es nun auch Lucans Gemach und noch ein paar Gästeräume. Tatsächlich haben Johann und Julius auch je einen eigenen Raum, in dem sie praktische und wichtige Dinge lagern. Sie können aber auch hier nächtigen, falls die Schichten sehr nah beieinander liegen.
„Im Hinterhof gibt es noch ein kleines Kampffeld für mein Elementtraining, ich habe auch Holzpuppen zum Üben für den Waffenkampf aufgestellt", berichte ich dann, als wir aus dem Wintergarten hinaus schauen und am Ende des Grundstücks besagte Fläche sehen.
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Prinz Lucan
FantasyIch werde im Leben nicht gegen diesen erhabenen Vampir ankommen, was mich aber nicht davon abhält, es zu versuchen. Immer und immer wieder aufs Neue. Das bin ich: Lucan, 23 Jahre jung und ein Ackermann ohne jeglichen Wert. Auf ewig dazu verdammt, ei...