Kapitel 39: Das Gespräch

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• Vittorius •

Lucan erstaunt mich zunehmen. Er ist sternhagelvoll, ich bin komplett hacke und jetzt will er ein ernstes Gespräch anregen, weil ihn das so sehr beschäftigt. Ich bin zwar echt fertig durch den ganzen Whiskey, aber unter Alkoholeinfluss habe ich schon immer ein gutes Ohr gehabt. Und reden kann ich dann auch gut, aber jetzt ist Lucan dran.

„Lucan, sag einfach, was du sagen willst", bringe ich hervor, was auch nicht mehr ganz so deutlich gesprochen ist.

Es stört aber weder ihn noch mich, immerhin geht's uns gerade beiden so.

„Ihr werdet mich aber nicht verlassen, oder?", fragt er dann.

Jetzt fasse ich ganz viele neue klare Gedanken.

„Verlassen? Warum sollte ich das tun?", hake ich nach.

Da brennt bei Lucan kurz das Gehirn durch, er bekommt einen krassen Lachanfall, in den ich leider mit einsteigen muss. Immerhin lachen wir so beide beherzt drauf los und wir sind alleine, also sieht uns zum Glück niemand. Am Ende wissen wir nicht mal, warum wir so doll lachen müssen.

„Wegen all den Sachen, die ich anstelle. Und weil ich euch immer verprügeln will in den Strafeinheiten", kommt es dann nachdenklich aus ihm heraus.

So ein Gespräch unter dem Einfluss von Whiskey zu führen ist interessant, so teilt er sich sonst nie mit. Seine Emotionen sind oft ein Buch mit sieben Siegeln, weil er nie spricht, sondern nur zeigt. Wie seine Feststellung deutlich hervorhebt, denn er teilt sich mir über seine Taten mit. Eine andere Sprache hat er nie gelernt.

„Lucan", beginne ich, doch habe langsam Probleme mit der Konzentration.

Er auch, er sieht mich von seinem Glas aus aber nun an und hält inne.

Bei den Göttern, sind wir hinüber.

„Niemals. Ich werde dich niemals verlassen. Stell an, was du glaubst anstellen zu müssen und lebe dann mit den Strafen, die ich dir auferlegen muss, aber die Konsequenz wird niemals sein, dass ich dich verlassen werde", kriege ich noch aus den Tiefen meiner selbst zusammen.

Merke: Wenn Lucan etwas bewegt, muss man ihn abfüllen, damit er redet.

Merke Nummer Zwei: Selbst nicht so viel dabei wegbechern.

„Dann ist ja gut. Danke", sagt er und gähnt dann herzhaft.

Seine weißen und spitzen Vampirfänge treten dabei kurz hervor, dann fällt ihm das Glas aus der Hand und er schläft mitten im Sitzen ein. Es poltert zu Boden, rollt zur Seite und hinterlässt auf dem kostbaren Parkett eine kleine Pfütze an Alkohol. Ich kann nicht anders, als einen Moment lang seine nun entspannten Gesichtzüge anzusehen und in Gedanken zu verarbeiten, was Lucan da sagt.

Jeder einzelne Tag ist in Ordnung. Auch wenn es zuweilen anstrengend ist, aber keiner ist wie Lucan.

• Lucan •

Als ich wach werde, drehe ich mich zur Seite und verliere den Halt, ich rolle nämlich ohne Körperspannung aus dem Bett und falle wie ein nasser Sack auf den weichen Teppich neben meinem Bett. Oh, vom Sessel vor dem Kamin muss der Vampir mich ins Bett gebracht haben. Dann wird mir ganz langsam klar, was ich gestern alles mit ihm besprochen habe.

Scheiße, ist das peinlich! Aber der Mann war ebenfalls sturzbetrunken, bestimmt denkt er da nicht mehr dran.

Ich kralle mich in meine Bettlaken, um mich hochzuziehen, rutsche dabei aber ab und segle dann mit den Bettdecken wieder auf den Boden. So liege ich einen Moment da und bin froh, dass niemand den Herrscher des Landes so sieht. Zumindest für ein paar Sekunden, in denen sich mein Kopf dreht und ich stöhnend daliege, um klar zu kommen. Dann klopft es nämlich an der Tür und weil ich nicht sofort reagiere, sondern nur ein träger Laut aus meiner Kehle kommt, steckt Vittorius seinen Kopf durch den nun leicht geöffneten Türspalt.

Prinz LucanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt