• Lucan •
Ohne ein weiteres Wort streiche ich langsam und ruhig über Elisas zierliches Rückgrat. Ich leide ehrlich gesagt mit ihr, weil es mich fast selbst traurig macht, dass ihr Vater nicht zum Abschied kommt.
Jetzt ist es zu spät und beim ersten Besuchen in Dustins Stadt werde ich ihm meine Meinung geigen!
Wir reden hier von einem kleinen Mädchen, dass seine Tochter ist!
„Lucan!", ruft Vittorius vom Kutscherplatz.
„Ja?", rufe ich zurück und stütze Elisa weiter.
„Öffne das Fenster und guck raus!", sagt Vittorius dann.
Ich tue, was der Vampirmeister sagt. Ich setze Elisa kurz ab und nehme den kleinen Hebel in die Hand. Dann öffne ich das Fenster und schaue raus.
Im nächsten Moment reiße ich Elisa vom Platz und zwinge sie aus dem Fenster zu sehen.
„Sieh nur, da oben auf der Stadtmauer!", sage ich und muss breit grinsen.
„Vater!", schreit Elisa und bricht dann ganz doll in Tränen aus.
Dustin sitzt da oben auf der Zinne, lässt die Beine baumeln und winkt zu uns herunter. Sagen tut er nichts, aber sicher hätten wir das bis hier unten auch nicht richtig verstanden.
Mit weiteren Tränen, dieses Mal der Freude, streckt Elisa sich halb aus dem Fenster und winkt nun freudig zurück.
„Lucan, halt sie besser fest, verdammt!", tadelt Vittorius meinen für ihn dann wohl zu lockeren Griff.
Ich umfange Elisa dann mehr und so verbringen wir einen kleinen Teil des Weges, bis wir in den nahenden Wald abbiegen müssen. Und tatsächlich saß Dustin die ganze Zeit dort, nur noch kaum erkennbar als kleiner Punkt, bis wir wirklich nicht mehr für ihn sichtbar sind.
„Das war eine schöne Überraschung", sagt Elisa gerührt, noch immer mit Tränen in den Augen.
Schmunzelnd nehme ich das Mädchen einfach in den Arm und tröste sie. Langsam begreift sie, was hier vor sich geht. Sie schmiegt sich leicht schüchtern an mich und es kommt mir vor, als hätte ich jetzt eine kleine Schwester.
Die ich nächstes Jahr ganz schnell schwanger kriegen muss.
Scheiße.
Sie sollte im Garten Schmetterlingen hinterherrennen oder haufenweise Dinge kaufen, die die arme Einkaufsbegleitung wie ein Packesel nach Hause tragen muss.
Stattdessen soll sie nächstes Jahr zur Volljährigkeit fruchtbar sein und einen Sohn auf die Welt bringen.
Scheiße, was mache ich, wenn wir eine Lösung finden und Elisa nur weitere kleine Mädchen bekommt?
Darüber denke ich besser wann anders nach. Zumal wir erst einmal jemanden brauchen, der sich dazu bereit erklärt, sie zu schwängern.
Denn ich kann das als Vampir nicht.
Elisa schmiegt sich nun weiter in meine Umarmung und dämmert in einen leichten Schlaf. Ihre Atmung wird tief und ruhig, den Schlaf kann sie gut gebrauchen.
Nach einer Weile will Vittorius eine Pause einlegen, schaut dann aber nahezu lautlos in die Kutsche und bekommt ein Schmunzeln. Er gibt dann ein stummes Zeichen, dass es nach einer kurzen Pause dann weitergeht.
Ich höre dann das zuckersüße Lachen von Nolan, nebenher höre ich aber auch das grantige Grummeln von Neele.
„Lucan?", fragt Elisa ganz leise.
Oh, wann ist sie denn wach geworden?
„Ja?", hake ich nach, lockere meinen Griff aber nicht.
„Sag Kyrill, dass er das kleine Mädchen zum Gucken mit auf die Kutsche oben nehmen soll. Das habe ich als kleines Kind bei Vater geliebt", rät sie mir dann zaghaft lächelnd.
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Prinz Lucan
FantasyIch werde im Leben nicht gegen diesen erhabenen Vampir ankommen, was mich aber nicht davon abhält, es zu versuchen. Immer und immer wieder aufs Neue. Das bin ich: Lucan, 23 Jahre jung und ein Ackermann ohne jeglichen Wert. Auf ewig dazu verdammt, ei...