• Lucan •
Mittlerweile sind einige Tage vergangen und ich lebe mich allmählich im neuen Leben von Fürst Lucan ein. Genauso, wie Vittorius seine Aufgabe als rechte Hand ernst nimmt und Kyrill richtig stark als mein Hauptmann aufblüht. So auch heute, denn Kyrill ruft zu der ersten großen Besprechung im neuen und vor allem vollständigen Kreise auf.
Da gehen Vittorius und ich gerade hin, das Schloss ist mittlerweile auch schön sauber und aufgeräumt. Und ich habe natürlich mein Gemach endlich bezogen, damit der Vampirmeister mich nicht jeden Tag in seinem Gemach nerven kommt. Nun, jetzt macht er das in meinem, also ist es auch wieder egal.
Zusammen gehen wir aus dem Schloss und steuern das Nebengebäude auf dem Schloss an, wo nun die neue Zentrale des militärischen Quartiers ist. Bei den Wachen kommt es auch durchweg gut an, dass Vittorius und ich uns als Führungsspitze am Militär beteiligen und ein respektvollen Umgang pflegen.
Ich schaue nun aber kurz hoch in den wolkenverhangenen Himmel, der dicke Schneeflocken auf Lilienhain rieseln lässt. Für den ersten Tag des zwölften Monats ist es erstaunlich kalt, muss ich ja mal sagen. Also laufen wir schnellen Schrittes auf das restaurierte Quartier zu. Mitten beim Laufen sammele ich aber Schnee auf und forme eine kleine Kugel, die ich Vittorius an den Kopf werfe. Welch Überraschung, dass ich diesen arroganten und herrischen Vampir verfehle und er mich mit einer heftigen Windböe über den halben Innenhof wirft.
„Lucan, du lahme Schnecke, wird's bald?", ruft Vittorius mir lachend hinterher, während ich mich fluchend aus dem Schnee aufrappele und dem Vampirblödmann dann in das Quartier folge.
Innen sieht das Gebäude ziemlich anders aus, als ich neulich noch hier hereingeschlichen bin. Ich habe es nämlich Kernsanieren lassen, damit die Räumlichkeiten zwar funktional sind, aber auch einladend wirken. Die Küche ist für die Wachmänner auch gut ausgestattet, denn nur gesättigte Wachen liefern eine ordentliche Arbeit. Und wer zufrieden ist, kommt gerne zur Arbeit. Anders als bei Samael, die allgemeine Stimmung meiner untergebenen Wachleute ist auch um einiges Positiver und jeder will mich beeindrucken.
Ich betrete nun den Besprechungsraum und mich trifft der Schlag.
„Boar, Leute, echt, macht den Scheiß Kamin an! Wenn hier einer erfriert, suche ich den im Leben nach dem Tod heim und mache den zur Sau!", brülle ich die Leute zusammen.
Wirklich jeder hat sofort enormen Respekt vor mir und fühlt sich schuldig, aber auf die gute Art und Weise. Drei Leute lösen sich auch sofort vom Besprechungstisch und eilen zum Kamin, um meiner Bitte nachzukommen. Als Vampir spüre ich die erste Resistenz gegen die Kälte, aber auch ich habe keine Lust hier bei der Besprechung zu frieren.
Kyrill tritt nun aber hervor und deutet auf eine Tafel am Rand des Tisches, die er hinzugezogen hat. Dort ist der neue Plan für die Aufstellung des Militärs abgebildet, den er in den letzten Wochen in enger Zusammenarbeit mit Vittorius und mir ausgearbeitet hat. Allgemein nimmt das Leben hier gut Form an, auch wenn arschviel zu tun ist und ich immer abkotzen könnte, wenn das Lesen und Schreiben lernen mir nicht schnell genug gehen könnte.
„Wachmänner!", ruft Kyrill nun laut und voller Ausdrucksstärke, weshalb jeder Mann im Raum nun stramm steht und zu ihm sieht.
Ja, er ist perfekt für den Posten! Und er lebt das richtig! Das macht er echt den ganzen Tag von morgens bis abends!
„Nach zahlreichen Rücksprachen steht der erste Plan, der mit der heutigen Besprechung seine Gültigkeit bekommt. Das Militär teilt sich in eine interne Komponente und eine externe Komponente auf, die ich als euer oberster Hauptmann anführe. Zur internen Einheit gehören drei Wachmann Einheiten unter je einer Führungskraft, zur externen Einheit gehören sechs Wachmann Einheiten, ebenfalls unter je einer Führungskraft. Zusätzlich gibt es noch eine Stadtwache, die sich ganz den Belangen der Sicherheit der Stadt widmet, auch hier gibt es eine Führungskraft. Und wir sind hier heute versammelt, weil genau ihr zehn Personen dazu erwählt seid, diese Einheiten anzuführen und dafür zu sorgen, dass Lilienhain genau die militärische Stärke vertreten kann, die notwendig für die Sicherheit unserer kleinen Länderei ist", führt Kyrill aus und läuft vor der Aufstellung auf und ab.
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Prinz Lucan
FantasyIch werde im Leben nicht gegen diesen erhabenen Vampir ankommen, was mich aber nicht davon abhält, es zu versuchen. Immer und immer wieder aufs Neue. Das bin ich: Lucan, 23 Jahre jung und ein Ackermann ohne jeglichen Wert. Auf ewig dazu verdammt, ei...