• Vittorius •
Mittlerweile geht die Sonne wieder auf, im letzten Dorf hatte ich dann aber Erfolg.
Der Mann in der Dorfschenke, der gerade den Stall in aller Ruhe in der Früh ausgemistet hatte, konnte sich gut an Lucan erinnern. Ich habe dem Mann dann auch die neugierigen 5 Minuten der Fragerunde gelassen, in der er mein Skelettpferd anfassen und einmal aufsitzen durfte.
Wenn Lucan da noch putzmunter durch ist, kann es ja nicht so schlimm um ihn stehen.
Jetzt reite ich aber seit einer guten halben Stunde aus dem Dorf hinaus und weiter entlang des Weges, der mich in einer halben Tagesreise wohl zu einer kleinen Stadt führen soll. Wo genau ich hier bin, kann ich nicht mehr genau sagen, weil ich bei der chaotischen Suche mit den Dörfern bei den Himmelsrichtungen nicht mehr allzu genau aufgepasst habe.
Hauptsache, ich finde Lucan wieder.
Und dann vergrabe ich ihn im Sand und haue dreißig Tage ununterbrochen mit einem Buch auf seinem Kopf herum!
Oder sowas, ich lasse mir was einfallen.
Bis zum Sonnenaufgang führt mein Weg mich entlang einer unscheinbaren und ziemlich trostlosen Straße. Aber natürlich bin ich nicht erst von gestern, das ist ein ziemlich gutes Gebiet, wenn ich eine Gruppe von Gesetzlosen über die Runden bringen will. Also halte ich meine Wahrnehmung weit ausgestreckt und erspähe die Umgebung.
Und siehe da: Vor mir ist ein aufbereiteter Boden, der mit Laub und Schotter bedeckt und mit Speeren bespikt ist.
Ich tue so, als würde ich darauf zureiten und voll darauf reinfallen. Denn das lässt die Gesetzlosen immer unaufmerksam werden und dann habe ich eher die Möglichkeit, um den Boden mit ihnen zu wischen. Mein Skelettpferd trabt also auf den Boden, löst damit die Falle aus und ich springe im selben Moment mit meinem leichten Gepäck in die Höhe, um geschickt hinter der Falle aufzukommen.
Dann nutze ich meine Vampirschnelligkeit, um die drei Männer und ... was im Namen der Götter, eine Frau? ... auszuschalten und die Gefahr zu bannen. Das Genick der drei Männer ist schnell gebrochen und beim letzten Mann stecken noch meine Fänge im Hals, an dem ich mich nun ausgiebig satt trinke. Zeitgleich fixiere ich mit meinen tiefroten Augen die Frau mit den dunkelroten Locken, die mich mit offener Kinnlade ansieht.
„Wartet, Vampirmann! Ich habe euren Vampirfreund! Ich übergebe ihn euch und Ihr lasst mich am Leben!", knickt die Frau sofort ein, weil sie bemerkt, dass es sonst ihr Tod wäre.
Ich löse meine Lippen vom Hals des Mannes und lasse seinen nun blutleeren Körper ohne weitere Beachtung zu Boden gleiten. Dann gehe ich drei weitere Schritte auf die Frau zu, dessen Augen immer größer werden. Ihr Puls beginnt zu rasen und ein leichter Schweißfilm bildet sich in den Händen der Frau.
„Meine Teuerste, ich brauche dich nicht, um die Fährte meines Vampirnachwuchses zu verfolgen", verkünde ich.
Im nächsten Moment hört man ein weiteres, grässliches Geräusch. Und die Frau sackt leblos zusammen, weil nun auch ihr Genick gebrochen ist. Meinen Vampirspross rührt keiner an!
• Lucan •
Mein Körper krümmt sich unter den Auswirkungen der Blutfolter. Meine Sinne sind derart geweitet und ich habe so enorm große Mühe damit, dem Instinkt nicht völlig nachzugeben. Es ist wie ein Abgrund, vor dem ich stehe und in dessen reißenden Strom ich auf keinen Fall springen sollte.
Ich. Brauche. Aber. Blut.
Frisches und nahrhaftes Blut.
In meinem Sichtfeld nehme ich die Umgebung nicht mehr richtig wahr, zu groß ist der Schmerz und der Blutverlust. Meine Wunden heilen in erschreckend langsamen Tempo und wenn ich nicht bald versorgt werde, gibt mein Körper dem nach und geht daran zugrunde. Ich richte meine Gedanken schon gar nicht mehr an die Götter, sie erhören mich sowieso nicht. Und auch Vittorius ist nicht aufgetaucht.
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Prinz Lucan
FantasyIch werde im Leben nicht gegen diesen erhabenen Vampir ankommen, was mich aber nicht davon abhält, es zu versuchen. Immer und immer wieder aufs Neue. Das bin ich: Lucan, 23 Jahre jung und ein Ackermann ohne jeglichen Wert. Auf ewig dazu verdammt, ei...