Prinz Lucan

Kapitel 63: Lucans 12. Vampirgeburtstag

• Lucan •

Wie jedes Jahr an diesem Tag stehe ich im Gemach von Vittorius, das nun meins ist, vor dem Spiegel und schaue mit einem Lächeln auf meine heutige edle Abendgarderobe.

Bisher blieb ich immer bei schwarzen Hosen und wenn's hoch kommt, mal bei weißen Hemden. Heute probiere ich aber mal einen anderen Stil aus, in dem ich eine mitternachtsblaue Hose und ein hellblaues Hemd kombiniere, zusammen mit einem dunkelgrauen Jackett, weil es in diesem Jahr schon sehr kalt ist im zehnten Monat des Jahres.

Mein Haar kann ich mittlerweile selbst hochbinden, ich habe es mir von Vittorius zeigen lassen.

Kann ja nicht sein, dass ein erwachsener Mann sowas ständig bei mir macht!

Und es hört sich noch immer merkwürdig an, wenn ich sage, dass ich heute meinen 12. Vampirgeburtstag feiere. Als Mensch wäre ich nun 35 Jahre alt, hätte eine talentierte Frau, die mir einen Kuchen backt und hätte ein eigenes Kind. Und ich wäre wohl noch Ackermann, der langsam erste Probleme mit den Gelenken bekommt.

Erstaunlich, dass Vampire so eine Selbstregeneration haben und quasi im Alterungsprozess feststecken.

Stattdessen bin ich Fürst von Lilienhain und habe 5 angelachte Kinder, die sich glücklich schätzen können, niemals die Wahrheit zu erfahren.

Leider ist Adam erst 4 Jahre alt, frühestens in 10 Jahren kann er offiziell den Thron von Lilienhain beerben.

Dann klopft es an der Tür zu meinem Balkon.

Ähm, ok?

Mit erhobener Augenbraue gehe ich dahin und spähe hinaus. Carlotta drückt mit breitem Grinsen ihre Nase an das Glas. Ihr heutiges Kleid, ein dunkelrotes Arrangement aus mehreren Stofflagen, die perfekt zu Leopold und den drei rothaarigen Kindern passen, weht wild im Wind umher.

Sofort öffne ich die Tür und ziehe Carlotta ins Gemach.

„Du bist völlig ausgekühlt, hast du sie noch alle?", frage ich sie und hole schnell eine Decke vom Sofa, um sie ihr um die Schultern zu legen.

Ich schiebe sie dann auch direkt zum Sofa, wo ich sie zum Hinsetzen überrede.

„Was hältst du davon, wenn du heute Schattengerechter spielst, während alle da unten auf dich warten?", fragt Carlotta schamlos nach.

„Sicher doch, bestimmt fällt es gar nicht auf, wenn ich Unsinn anstelle und alle auf mich warten", erwidere ich und verschränke die Arme.

„Seit wann bist du so vernünftig?", murrt Carlotta nun.

„Ich bin vorsichtig, nicht vernünftig, das ist ein Unterschied!", belehre ich sie schmunzelnd.

Sie will zu einem Konter ansetzen, hält dann aber inne und scheint einen Moment lang nachzudenken. Dann hebt sie erstaunt die Augenbraue, seufzt dann aber.

„Wäre wohl schlecht, wenn du als Fürst auffliegst", versteht sie schließlich.

„So ist es. Und Rory jagt mich noch immer voller Leidenschaft", erwidere ich mit einem kleinen Lacher.

Carlotta steigt mit ein und kuschelt sich nebenbei weiter in meine Decke.

„Und was machst du, wenn Rory dich bekommt?", fragt Carlotta dann voller Neugier.

Ich sitze mittlerweile neben Carlotta auf dem Sofa und lehne mich leicht zu ihr, damit uns auch wirklich niemand hört.

„Eine Bestätigung habe ich nicht, aber ich glaube, Vittorius lässt es nicht soweit kommen. Verrate es aber keinem, ja?", flüstere ich ihr dann kichernd zu.