Kapitel 70: Adam und Lilienhain

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• Lucan •

Mit Elisa sitze ich gemütlich in der Kutsche und lege meine Füße hoch. Elisa selbst, die nun gute 37 Jahre alt ist, sitzt auf meinem Schoß und schmiegt sich bequem in meine Arme. Ihr Herz gehört natürlich noch immer Julius, aber als ihr enger Freund stehe ich auch hoch im Kurs beim Zeit verbringen.

Und immerhin sind die Kinder nun soweit groß und Elisa ist durch die frühen Schwangerschaften noch recht jung.

Momente wie diesen hier, genießen wir gerne.

Oder auch nicht.

„Wie soll ich für meinen kleinen Adam nur eine Frau finden?", seufzt Elisa drauf los und spielt mit den Enden meines Umhangs, in den ich uns beide eingewickelt habe.

Zum Wärmen brauchen wir das nicht, aber es steigert den Bequemlichkeitsfaktor.

Es ist kurz vor dem 16. Geburtstag von Juna, der jüngsten Tochter von Leopold und Carlotta. Also ist heute der sechszehnte Tag des siebten Monats und in drei Tagen ist es soweit für Juna. Dieses Jahr sind wir zu dem Geburtstag mal anwesend. Mittlerweile gibt es so viele Kinder in den Reihen, dass nicht immer zu jedem Geburtstag hingefahren werden kann. Dieses Jahr finden wir aber die Zeit.

„Vermutlich brauchen wir eine, die klug ist und keine Fragen stellt, sondern einfach mitmacht", entgegne ich schmunzelnd.

Sachte streiche ich über Elisas Schultern, dann beginne ich eine kleine Schultermassage. Sie gibt sich dem hin und fühlt sich sehr wohl. Unser Sorgenkind fährt übrigens gerade die Kutsche von uns, das ist voll Adams Ding. Vittorius fährt aber in der Nähe und hat ein Auge auf den Erben.

„Besser ist das. Schade, dass Adam nicht wie David geworden ist. Andererseits liebe ich es, wie wir einen so intelligenten Jungen bekommen haben", sagt Elisa dann verträumt.

„Also meine Gene sind das nicht", flüstere ich ihr kichernd zu, was niemand hören kann.

Stattdessen verfallen wir beide in kleine Lachanfälle und sinnieren dann über die vergangenen Jahre. So vergehen noch ein paar Stunden und zum Ende des Tages kommen wir dann endlich bei den Toren von Zollernberg an. Die Stadt floriert ebenso, habe ich mir sagen lassen. Leopold führt seine Geschäfte aber noch selbst, sein Sohn Leo, der nun auch stolze 21 Jahre alt ist, wird aber ebenso auf die Übernahme vorbereitet. Leo befindet sich aktuell mit seinem Bruder Maurice, der immerhin auch schon 19 ist, aber gerne oft auf Reisen. Die beiden Brüder wollen viele Erfahrungen sammeln und rumkommen, ehe sie hier häuslich werden. Das tut den beiden auf alle Fälle gut, das merkt man immer, wenn man die beiden mal sieht.

Juna will am liebsten ebenfalls reisen, aber Leopold erlaubt seinem kleinen Mädchen natürlich nicht auf Reisen zu gehen. Eine adelige Frau darf alleine nun mal nicht durch die Weltgeschichte tingeln, nur findet Juna das immer nervtötend.

Eindeutig Carlottas Gene. Leo und Maurice kommen eher nach dem Vater, beide sind sogar sehr vernünftig, aber auch ziemlich herrisch und dominant. Und bevor Juna nicht 18 ist, will Leo seine kleine Schwester nicht mitnehmen. Er sagt immer, dass Frauen bis dahin viel zu launisch sind und er Juna gerne mitnimmt, wenn sie keine Belastung mehr auf den Reisen wäre.

Leopold gefällt das nicht, weil er seinen kleinen Goldschatz gerne immer bei sich haben will, aber eines Tages wird er seine Kleine mal ziehen lassen müssen. Wenn ich eine richtige Tochter hätte, würde ich mich nicht so an sie festklammern. Väter sind doch total uncool, wenn die sowas machen.

„Lucan, lässt du mich alleine auf die Burg springen?", fragt Elisa dann mit leuchtenden Augen, als ich ihr aus der Kutsche helfe.

„Klar, aber wir müssen warten, bis die Luft rein ist. Du kennst Vittorius und Kyrill, das sind alte Männer mit alter Ehre", sage ich dann leise.

Prinz LucanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt