• Vittorius •
Lucan hat Recht, das Beste, was wir tun können, ist die spontane Abreise. Je eher wir uns um die Probleme kümmern, desto besser. Und zuhause haben wir bessere Möglichkeiten, um auf die neuen Gegebenheiten zu reagieren. Immerhin ist Elisa keine Carlotta, die ständig ausreißen und Unsinn anstellen will.
Ich darf sie nur nicht mit Lucan alleine lassen. Was ich gerade streng genommen tue, was soll's.
„Kyrill? Bist du schon wach?", klopfe ich an der Tür des Gästegemachs seiner Familie.
Aus Respekt spähe ich nicht mit der Erdmagie hinein, das macht keiner.
Kurz nach meiner Frage öffnet sich die Tür ein Spalt breit und er sieht mich mit Neele auf dem Arm an. Sie schmiegt sich mit einem Daumen in ihrem Mund an den entblößten Oberkörper von Kyrill, der ziemlich definiert und muskelbetont aussieht. Er ist wahrlich ein Hauptmann, er sollte so mal Ringkämpfe anbieten. Das steigert den Respekt unserer gesamten Einheiten nur noch mehr und sicher wäre er ein Vorbild, wie ein jeder Wachmann einmal aussehen mag.
In knappen Sätzen berichte ich von Lucans Befehl, den Kyrill nicht wenig erstaunt. Dann schließt er die Tür und macht seine Familie für die Abreise fertig. Mein nächster Weg führt dann zum Gemach von Leopold und Carlotta, bei dem ich wirklich nicht anklopfen will.
Aber es muss sein.
Es dauert einen Moment, dann öffnet auch Leopold die Tür. Er kommt gerade eindeutig aus dem Bett, sicher ist er Langschläfer, wenn er die Gelegenheit dazu hat. Carlotta ist nicht mal wach, ich höre ihren tiefen und gleichmäßigen Atem. Mein lautes Klopfen hat sie nicht geweckt, neben ihr könnte echt ein Steinberg zusammenbrechen und sie würde weiterschlafen.
Leopold trägt ein lockeres Shirt für die Nachtruhe und hat sich scheinbar auf die Schnelle seine Anzughose von gestern wieder übergezogen. Sein feuerrotes Haar fällt offen und leicht wirr über seine Schulter.
„Verzeiht die Störung am frühen Morgen, aber es ist wichtig", beginne ich leise.
Auch ihm erkläre ich in knappen Sätzen die Absichten. Er wirkt nicht so überrascht von der Situation, er wird sich seinen Teil mit der arrangierten Vermählung also denken können.
„Ich wecke Carlotta und sorge dafür, dass wir euch in einer Stunde verabschieden kommen. Und ich schmeiße Dustin aus dem Bett", bietet er dann wohlwissend an.
Dankbar nicke ich und lasse ihn dann alleine. Ich hätte bei Fürst Dustin jetzt auch nicht angeklopft, das wäre Lucans Aufgabe gewesen. Aber wenn Leopold das übernimmt, umso besser. Dann gehe ich auch in mein Gästegemach zurück und packe schnell meine Sachen, um die Kutschen am Fuße des Berges vorzubereiten.
• Lucan •
Ich traue mich nicht, einfach in Dustins Gemach zu gehen. Ich habe eine viel bessere Idee und rede kurz auf Elisa ein, dass sie einfach eingekuschelt in einer Decke auf dem Bett warten soll. In Eiltempo, weil das echt lange gedauert hat, mache ich mich Bad zurecht und renne dann förmlich aus dem Gästegemach.
Gerade will ich bei Carlotta anklopfen, da biegt Fürst Dustin um die Ecke.
„Guten Morgen, Lucan", sagt Dustin leicht verschlafen.
Der Mann hat ganz offensichtlich einen Kater vom Alkohol. Also tut es ihm doch sehr weh, was er seinem Kind antun muss. Er muss nach der Feier in seinem Gemach noch mehr getrunken haben. Zumindest sieht er echt fertig aus.
„Guten Morgen, Dustin", erwidere ich leicht verwirrt.
Er hat eine kleine Tasche in zartem Rosa dabei, die er mir nun überreicht.
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Prinz Lucan
FantasyIch werde im Leben nicht gegen diesen erhabenen Vampir ankommen, was mich aber nicht davon abhält, es zu versuchen. Immer und immer wieder aufs Neue. Das bin ich: Lucan, 23 Jahre jung und ein Ackermann ohne jeglichen Wert. Auf ewig dazu verdammt, ei...