"Oh hallo, Yoon-" Soojin stoppte und ihr fielen beinahe die schweren Einkaufstaschen aus der Hand, als sie ihren Neffen mit ihrem Sohn auf der Couch sitzen sah. "-ji", beendete sie ihren Satz.
"Hi Eomma, sein Name ist jetzt Yoongi", sagte Jimin, der sich zu seiner Mutter umgedreht hatte.
"Sein Name... Yoongi?" Soojin schüttelte verwirrt ihren Kopf. "Wo ist meine Nichte, Yoonji?"
Yoongi senkte bei der Erwähnung des Namens seinen Kopf und blickte auf seinen Schoß. Sein Herz begann schneller zu schlagen, und eine Welle der Angst überflutete ihn. Was, wenn seine Tante nicht so gut auf die Wahrheit reagierte wie sein Onkel und Jimin?
"Um ehrlich zu sein, Eomma...", begann Jimin zögernd, aber Yoongi hob schnell den Kopf und unterbrach ihn.
"Ich... ich bin immer noch hier, Soojin", murmelte er leise, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. "Aber ich... ich möchte, dass du mich als Yoongi ansprichst. Das ist mein... mein neuer Name."
Ein Moment der Stille folgte Yoongis Worte, während Soojin ihn mit großen, verwirrten Augen ansah. Sie schien nach den richtigen Worten zu suchen, und Yoongi konnte die Unsicherheit in der Luft spüren.
"Du... du möchtest also, dass ich dich Yoongi nenne?", fragte sie schließlich, ihre Stimme vorsichtig.
Yoongi nickte langsam, seine Hände zitterten leicht in seinem Schoß. "Ja, bitte."
Soojin seufzte schwer und setzte sich auf den freien Stuhl neben der Couch. "Das ist .... wow... Ich meine... du warst immer meine süße kleine Yoonji... aber ich liebe dich, egal wer du bist oder was du fühlst. Du bist immer noch meine geliebte Nichte... äh, Neffe."
"Danke", murmelte Yoongi leise.
"Wussten es deine... Eltern?", fragte Soojin. Sie wusste nicht, wie Yoongi auf die Frage hin reagieren würde. Immerhin waren seine Eltern vor knapp einem Monat bei dem Einsturz der Gwangandaegyo-Brücke in Busan ums Leben gekommen.
Yoongi zog scharf die Luft ein, als die Erinnerungen an den schrecklichen Unfall zurückkehrten. "Ja... sie wussten es."
Soojins Blick war voller Mitgefühl. "Und haben sie... dich unterstützt?"
Yoongi senkte seinen Blick, unfähig, die Trauer und Enttäuschung zu verbergen, die in ihm aufwallte. "Nicht wirklich... Sie haben es versucht, aber... es war schwer für sie, mich als ihren Sohn zu akzeptieren. Manchmal... manchmal sahen sie mich immer noch als ihre Tochter Yoonji."
"Zum Glück hattest du dann immer noch deine Freunde. Die Jugend von heute reagiert da sicherlich verständlicher drauf", sagte Soojin.
Yoongi hätte am liebsten laut losgelacht. Seine Freunde waren ein Haufen Idioten gewesen, die ihm den Rücken zugekehrt haben, als er ihnen sein größtes Geheimnis offenbart hatte.
Die Erinnerungen an die Mobbing-Attacken seiner ehemaligen Freunde drängten sich in Yoongis Gedanken. Er erinnerte sich an die Schläge und Tritte, die er ertragen musste, die bissigen Kommentare, die ihn wie Dolche durchbohrten.
Es gab Tage, an denen er mit blauen Flecken nach Hause kam, nachdem er von seinen vermeintlichen Freunden zusammengeschlagen worden war. Sie hatten ihn gedemütigt, ihm seinen Stolz genommen und ihn gezwungen, sich noch mehr zu verstecken, noch mehr zu verbergen.
Einmal hatten sie ihn sogar in der Umkleidekabine eingesperrt und hatten ihn stundenlang dort gelassen. Ein anderes Mal hatten sie seine Schuluniform nach dem Sportunterricht versteckt und Fotos von ihm gemacht, als er verzweifelt, nur in Boxershorts gekleidet, danach suchte. Diese Fotos hatten sie dann auf Instagram hochgeladen und Yoongi hatte sich eine Woche lang nicht mehr in der Schule blicken lassen können, ohne von fiesen Kommentaren überhäuft zu werden.
Und jetzt, in dieser neuen Stadt, fühlte er sich wieder wie das verletzliche, einsame Kind, das er einst war. Er war unerfahren, naiv und hatte Angst vor seiner Zukunft.
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»𝐍𝐨𝐭 𝐀 𝐆𝐢𝐫𝐥« ˢᵒᵖᵉ
Fanfiction⭑𝘭𝘢𝘶𝘧𝘦𝘯𝘥⭑ Yoongi ist kein Mädchen. Yoonji war ein Mädchen, aber nur äußerlich. Im Inneren war sie immer Yoongi, ein Junge. • • • Nach dem Tod seiner Eltern zieht Yoongi zu seiner Verwandtschaft nach Gwangju. Er muss mit vollkommen fremden M...