Kapitel 25

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Nach der Schule zog Yoongi sich die Kapuze seines Pullovers tief ins Gesicht und wartete am Hintereingang des Gebäudes. Er wusste, dass Hoseok bald kommen würde, doch je länger er dort stand, desto schwerer wurde sein Herz.

Warum war er nicht einfach anders? Wieso musste alles bei ihm immer kompliziert und falsch laufen? Hätte er Hoseok doch nur nie in diese Lage gebracht. Hätte er ihn nie in sein chaotisches Leben hineingezogen.

Ein kalter Windstoß fegte über den Schulhof, und Yoongi zog die Schultern ein, als er endlich Hoseoks Silhouette um die Ecke biegen sah. Der Junge kam mit schnellen, entschlossenen Schritten auf ihn zu, sein Gesicht in ernsthafte Züge gelegt. Yoongi konnte nicht sagen, ob Hoseok wütend war oder sich einfach nur Sorgen machte. Aber diese Unsicherheit brachte ihn nur dazu, sich noch mehr Vorwürfe zu machen.

"Hey", sagte Hoseok ruhig, als er vor ihm stehen blieb. Yoongi schluckte und sah zu Boden.

"Hey", murmelte er zurück, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Hoseok wartete einen Moment, als ob er darauf hoffte, dass Yoongi weitersprechen würde, aber als nichts kam, seufzte er leise.

"Wollen wir ein Stück gehen?", fragte Hoseok und deutete mit dem Kopf zur Straße. Yoongi nickte stumm und folgte ihm, die Hände tief in den Taschen seines Pullovers vergraben. Sie gingen schweigend nebeneinander her, das Knirschen der Kieselsteine unter ihren Schuhen das einzige Geräusch. Yoongi wollte etwas sagen, etwas tun, um diese Stille zu durchbrechen, aber seine Zunge schien wie gelähmt.

Schließlich blieb er stehen, atmete tief durch und sagte leise: "Es tut mir leid, Hoseok."

Hoseok drehte sich zu ihm um und sah ihn an, die Stirn leicht gerunzelt. "Was tut dir leid, Yoongi?"

"Alles." Yoongi konnte dem Blick nicht standhalten und schaute stattdessen auf seine Füße. "Es tut mir leid, dass du wegen mir solche Sachen hören musstest. Dass Jaehyun dich beleidigt hat. Dass du überhaupt... dass du mit mir in Verbindung gebracht wirst. Du solltest dich von mir fernhalten, wirklich. Ich will nicht, dass du wegen mir leidest." Yoongi spürte, wie die Worte aus ihm herausströmten, fast schon verzweifelt. "Es tut mir leid, dass du dich wegen mir aufregen musstest. Dass du dich verteidigen musstest. Es tut mir leid, dass du in sowas reingezogen wirst. Es tut mir leid..."

"Yoongi, hör auf." Hoseoks Stimme schnitt durch Yoongis Entschuldigungen wie ein scharfes Messer. Er trat näher, legte eine Hand auf Yoongis Schulter und zwang ihn, ihn anzusehen. "Hör auf, dich zu entschuldigen. Du hast nichts falsch gemacht."

Yoongi schluckte schwer und schüttelte den Kopf. "Doch, hab ich. Ich... es wäre besser, wenn ich nicht..." Er brach ab, suchte nach den richtigen Worten, um zu erklären, was in ihm vorging. "Du solltest dich nicht mit mir abgeben. Jemand wie ich... es wäre einfacher, wenn wir..."

"Wenn wir was?" Hoseoks Augen funkelten vor einer Mischung aus Unglauben und Wut. "Wenn wir uns nicht mehr sehen? Ist es das, was du willst? Willst du, dass ich mich von dir fernhalte? Willst du, dass ich aufhöre, dein Freund zu sein, Yoongi?"

Yoongi fühlte, wie seine Kehle sich zuschnürte. Er wollte etwas sagen, aber seine Stimme versagte ihm den Dienst. Er sah Hoseok nur verzweifelt an, Tränen brannten hinter seinen Augenlidern. Warum verstand Hoseok nicht, dass es besser so wäre? Dass es Hoseok schützen würde? Er wollte ihn nicht verletzen, wollte ihn nicht verlieren, aber die Angst, Hoseok könnte irgendwann genauso denken wie Jaehyun, war einfach zu groß. Er wollte Hoseok nicht mit sich selbst belasten.

"Ich will nicht, dass du... dass du meinetwegen verletzt wirst", flüsterte Yoongi schließlich. "Ich will nicht, dass du leidest."

Hoseok hielt Yoongis Blick fest, und dann, ganz plötzlich, zog er ihn in eine Umarmung. Yoongi stand stocksteif da, überrascht von der plötzlichen Nähe. Er konnte Hoseoks Herzschlag spüren, gleichmäßig und beruhigend, und für einen Moment fühlte es sich an, als ob die Welt stehenblieb.

»𝐍𝐨𝐭 𝐀 𝐆𝐢𝐫𝐥« ˢᵒᵖᵉWo Geschichten leben. Entdecke jetzt