Das Café, in das Hoseok ihn führte, war klein und gemütlich. Große Fenster ließen das sanfte Tageslicht hinein und der Duft von frisch gebrühtem Kaffee erfüllte die Luft. Die Einrichtung war schlicht, aber einladend: Holztische, bunte Kissen auf den Stühlen und leise Musik im Hintergrund.
Yoongi spürte die Anspannung in jeder Faser seines Körpers. Sein Herz klopfte schneller, als er und Hoseok das Café betraten, und er war sich plötzlich allzu bewusst, dass er beobachtet werden könnte. Jeder Blick, der ihm zugeworfen wurde – sei es vom Barista oder den wenigen Gästen – fühlte sich an, als würden sie ihn durchschauen. Als könnten sie sehen, dass er nicht richtig passte. Dass er irgendwie falsch war.
"Da drüben ist ein Tisch frei", sagte Hoseok und führte Yoongi zu einem kleinen Tisch am Fenster. Er setzte sich auf den Stuhl gegenüber vom Fenster und nahm eine der zwei auf dem Tisch liegenden Speisekarten in seine Hand. Yoongi zwang sich, tief durchzuatmen und sich ebenfalls hinzusetzen, obwohl sein Brustkorb sich bereits so eng anfühlte, als würde ihn der Binder erdrücken. Jeder Atemzug schien flacher als der letzte, aber er versuchte, ruhig zu bleiben, für Hoseok.
Dieser lächelte ihn an, während er die Speisekarte durchblätterte. "Willst du auch was essen? Sie haben hier echt gute Croissants und Kuchen."
Yoongi schüttelte sofort den Kopf. "Ich... ähm, ich glaube, ich nehme nur einen Kaffee."
Die Vorstellung, etwas zu essen, ließ Panik in ihm aufsteigen. Was, wenn es ihn noch schwerer machte, in den Binder zu passen? Was, wenn die Leute ihn anstarren würden, weil sie sehen könnten, dass seine Brüste zu groß waren? Er hasste es, dass er so dachte, aber die Angst ließ sich nicht abschütteln. Es war, als würde jede kleine Entscheidung – ob er aß, ob er atmete, wie er sich bewegte – die falsche sein.
Hoseok sah ihn kurz nachdenklich an, bevor er lächelte. "Okay, wie du willst. Aber wenn du es dir anders überlegst, sag einfach Bescheid, okay?"
Yoongi nickte stumm, aber er spürte den besorgten Blick von Hoseok auf sich ruhen. Er wusste, dass Hoseok mehr sagen wollte, doch er drängte es zurück. Stattdessen winkte er die Kellnerin herbei und bestellte einen Latte Macchiato und ein Stück Apfelkuchen, während Yoongi mit zitternder Stimme einen schwarzen Kaffee bestellte.
"Sicher, dass du nichts willst?", fragte Hoseok noch einmal. "Ja, sicher", antwortete Yoongi schnell, seine Stimme etwas dünn. "Ich bin nicht so hungrig."
Die Kellnerin verschwand und eine unangenehme Stille legte sich für einen Moment zwischen sie. Yoongi konnte fühlen, wie die Unsicherheit in ihm wuchs, wie er die Luft nicht richtig in seine Lungen bekam. Der Binder schnürte ihm die Brust enger, als hätte jemand den Stoff noch fester gezogen, und jedes Atmen fühlte sich wie ein Kampf an. Seine Hände zitterten leicht auf dem Tisch, also schob er sie schnell unter den Tisch, um sie außer Sichtweite zu bringen.
"Es ist okay, Yoongi", sagte Hoseok plötzlich leise, als hätte er genau gewusst, was in Yoongis Kopf vorging. "Wir müssen nichts machen, was du nicht willst. Ich bin einfach nur froh, dass wir hier zusammen sind."
Yoongi sah ihn an, und für einen kurzen Moment dachte er, dass Hoseok ihn wirklich durchschauen konnte – als würde er all die Ängste und Zweifel sehen, die Yoongi versuchte, tief in sich zu vergraben. Aber statt noch etwas zu sagen, lächelte Hoseok nur.
Der Kaffee kam und Yoongi umklammerte die Tasse mit beiden Händen, als wäre sie ein Anker, der ihn am Boden hielt. Der warme Dampf stieg ihm in die Nase und er versuchte sich so zu beruhigen, auch wenn er sich innerlich immer noch wie ein schreiendes Chaos fühlte. Vorsichtig nahm er einen Schluck, und der bittere Geschmack des Kaffees half ihm, sich mehr auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Er war ein vertrauter Geschmack, etwas, das er kannte und auf das er sich konzentrieren konnte, anstatt auf die Unruhe in seinem Kopf.
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»𝐍𝐨𝐭 𝐀 𝐆𝐢𝐫𝐥« ˢᵒᵖᵉ
Fanfic⭑𝘭𝘢𝘶𝘧𝘦𝘯𝘥⭑ Yoongi ist kein Mädchen. Yoonji war ein Mädchen, aber nur äußerlich. Im Inneren war sie immer Yoongi, ein Junge. • • • Nach dem Tod seiner Eltern zieht Yoongi zu seiner Verwandtschaft nach Gwangju. Er muss mit vollkommen fremden M...