Nachdem sie ihr Eis gegessen hatten, schlenderten Hoseok und Yoongi noch eine Weile durch die Straßen, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen. Sie unterhielten sich über alles Mögliche – über unwichtige Dinge wie die neusten Songs, über Lehrer, die beide nicht mochten, und darüber, wie absurd das Leben manchmal sein konnte. Die schweren Gespräche über das, was Jaehyun gesagt hatte, ließen sie hinter sich, als wären sie irgendwo auf dem Schulhof zurückgeblieben.
Doch irgendwann neigte sich der Nachmittag dem Ende zu. Die Sonne war bereits dabei, sich hinter den Dächern der Häuser zu verstecken, und die Straßen wurden langsam stiller. Hoseok sah auf die Uhr und seufzte leicht. "Ich sollte wohl langsam nach Hause. Meine Mutter reißt mir den Kopf ab, wenn ich wieder zu spät zum Abendessen komme."
Yoongi nickte und schluckte das leise Gefühl der Enttäuschung hinunter, das in seiner Brust aufstieg. "Ja... ich sollte auch gehen." Er strich nervös über seine Arme, unsicher, wie er sich verabschieden sollte. Nach dem Tag, den sie miteinander verbracht hatten, fühlte sich ein einfaches "Bis dann" irgendwie unpassend an.
"Hey", sagte Hoseok sanft, als hätte er Yoongis Gedanken gelesen. "Alles wird gut, okay? Wenn irgendwas ist... du kannst mir jederzeit schreiben. Oder anrufen. Oder was auch immer."
Yoongi nickte und senkte leicht den Blick. "Danke." Das Wort fühlte sich so unbedeutend an im Vergleich zu dem, was er wirklich ausdrücken wollte. Er wollte ihm sagen, wie viel ihm das bedeutete. Wie sehr er sich nach diesem Stück Normalität gesehnt hatte, nach einer Freundschaft, die nicht von all den Problemen und Ängsten überschattet war. Aber die Worte blieben ihm im Hals stecken.
Hoseok schien es jedoch zu verstehen. Er legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. "Hey, mach dir keine Gedanken. Ich geh nirgendwo hin, okay? Und wenn wir wieder zusammen Eis essen gehen müssen, um dich zum Lächeln zu bringen, dann machen wir das eben."
Ein Lachen entfloh Yoongi, bevor er es zurückhalten konnte. Es klang vielleicht ein wenig zittrig, aber es war ehrlich. "Okay... aber das nächste Mal bezahle ich."
"Abgemacht." Hoseok grinste breit, dann trat er einen Schritt zurück. "Pass auf dich auf, Yoongi. Wir sehen uns."
"Bis bald", murmelte Yoongi und winkte ihm nach, während Hoseok sich umdrehte und langsam die Straße entlangging. Er stand noch eine Weile da, beobachtete, wie Hoseoks Silhouette kleiner und kleiner wurde, bis sie schließlich um eine Ecke verschwand.
Erst als er ganz allein war, fühlte Yoongi die Schwere der letzten Stunden wieder auf sich zukommen. Die Leichtigkeit, die Hoseok ihm geschenkt hatte, schien mit ihm zusammen verschwunden zu sein. Plötzlich war er wieder allein mit seinen Gedanken, die sich wie dunkle Schatten um ihn legten.
Er atmete tief durch und begann den Weg nach Hause. Mit jedem Schritt wuchs das Gefühl der Überforderung in ihm. Er konnte die Wärme von Hoseoks Lächeln noch immer spüren, konnte seine sanfte Stimme hören, die ihm versicherte, dass alles gut werden würde. Doch gleichzeitig schlichen sich Zweifel in seinen Kopf. Warum war Hoseok so nett zu ihm? Verdiente er das überhaupt? Was, wenn er ihn doch irgendwann enttäuschte?
Yoongi schüttelte den Kopf, versuchte, diese Gedanken zu vertreiben. Aber es war, als ob sie sich in seinem Gehirn festgesetzt hatten und ihn nicht mehr losließen. Als er schließlich vor der Wohnungstür stand, fühlte er sich vollkommen ausgelaugt.
Er öffnete die Tür und trat leise ein. Die Wohnung war still – seine Tante und sein Onkel waren noch bei der Arbeit. Doch kaum hatte er seine Schuhe ausgezogen und sich in Richtung seines Zimmers begeben, hörte er Schritte hinter sich.
"Na, wer ist denn da endlich nach Hause gekommen?" Jimin stand im Türrahmen des Wohnzimmers, die Arme verschränkt und ein schiefes Grinsen auf den Lippen. "Yoongi, wo warst du so lange?"

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»𝐍𝐨𝐭 𝐀 𝐆𝐢𝐫𝐥« ˢᵒᵖᵉ
Fanfiction⭑𝘭𝘢𝘶𝘧𝘦𝘯𝘥⭑ Yoongi ist kein Mädchen. Yoonji war ein Mädchen, aber nur äußerlich. Im Inneren war sie immer Yoongi, ein Junge. • • • Nach dem Tod seiner Eltern zieht Yoongi zu seiner Verwandtschaft nach Gwangju. Er muss mit vollkommen fremden M...