Kapitel 28

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Yoongi stand auf, glättete nervös seine Jacke und strich sich durch die Haare, während er hörte, wie Jimin mit Hoseok an der Tür plauderte. Ein kleiner Teil von ihm fühlte sich seltsam ruhig, als er diesen Moment hinauszögerte, die Schritte in Richtung Tür schwer und träge. Aber die Aufregung in seiner Brust war nicht zu leugnen – ein seltsames, fast kindliches Gefühl, das er nicht richtig einordnen konnte.

Er trat schließlich in den Flur und sah Hoseok, der gerade mit Jimin lachte. Ihre Augen trafen sich, und in diesem kurzen Augenblick verschwanden all die Zweifel, all die Unsicherheiten, die Yoongi eben noch geplagt hatten. Hoseoks warmes Lächeln hatte diese unglaubliche Fähigkeit, die düsteren Wolken in seinem Inneren zu vertreiben, wenn auch nur für einen Moment.

"Bereit?" fragte Hoseok und deutete mit einer leichten Kopfbewegung zur Tür.

Yoongi nickte stumm und folgte ihm nach draußen, während Jimin ihm ein verspieltes "Viel Spaß!" hinterherrief.

"Wo wollen wir hin?", fragte Yoongi schließlich leise, als sie aus der Tür traten und die kühle Herbstluft ihn umfing. Der Wind ließ die Blätter in den Bäumen rascheln, und die frische Brise fühlte sich überraschend angenehm auf seiner Haut an. Wie eine kleine Erfrischung, die seine Gedanken ein wenig klarer machte.

Hoseok zuckte mit den Schultern und trat näher an ihn heran. "Ich dachte, wir könnten einfach ein bisschen durch die Läden bummeln. Vielleicht ein paar neue Klamotten anschauen oder so?"

Yoongi blinzelte überrascht, doch dann sah er ein Stück hoch und blickte in Hoseok Gesicht, der grinste, als hätte er einen besonderen Schatz gefunden.

"Klingt gut", murmelte Yoongi, obwohl er sich nicht sicher war, ob das wirklich stimmte. Doch Hoseok nickte nur fröhlich und begann in Richtung Stadtzentrum zu gehen. Yoongi folgte ihm, und während sie nebeneinander hergingen, ohne wirklich miteinander zu sprechen, spürte Yoongi, wie sich etwas in ihm langsam entspannte.

Es war nicht so, dass alle seine Probleme plötzlich verschwunden waren. Die Unsicherheiten, die Selbstzweifel – all das war immer noch da. Aber in diesem Moment, während er neben Hoseok durch die Straßen ging und die herbstliche Atmosphäre um sie herum einsog, fühlte sich die Last ein wenig leichter an.

"Weißt du", begann Hoseok nach einer Weile, ohne ihn anzusehen, "ich hab darüber nachgedacht, mir eine neue Jacke zu kaufen. Etwas Stylisches, aber nicht zu auffällig." Er warf Yoongi einen kurzen Seitenblick zu, ein kleines, verschwörerisches Lächeln auf den Lippen. "Was meinst du?"

Yoongi sah ihn überrascht an. "Du... du fragst mich nach meiner Meinung?", fragte er zögernd.

"Na klar." Hoseok nickte und schaute ihn ernst an. "Warum nicht? Du hast Geschmack, Yoongi. Und ich vertraue dir."

Yoongi wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Also schwieg er nur und spürte, wie sich ein warmes Gefühl in seiner Brust ausbreitete. Vielleicht war es die Art, wie Hoseok es so selbstverständlich sagte, ohne die Bedeutung seiner Worte zu betonen. Vielleicht war es das Vertrauen, das in diesen wenigen Worten mitschwang.

Schließlich erreichten sie eine kleine Einkaufsstraße, und Hoseok deutete auf einen Laden mit großen Schaufenstern, hinter denen Mannequins in verschiedenen Herbstoutfits standen. "Lass uns mal da reinschauen", schlug er vor und öffnete die Tür. Die Glocke über ihnen bimmelte leise, und ein angenehmer Duft von neuen Stoffen und Leder lag in der Luft.

Yoongi folgte ihm hinein und sah sich unsicher um. Es war so lange her, dass er sich wirklich für Kleidung interessiert hatte. Zu oft war der Blick in den Spiegel für ihn eine schmerzhafte Erinnerung daran gewesen, dass nichts davon wirklich zu ihm passte. Dass er sich nie in seinem eigenen Körper wohlfühlen konnte, egal, was er trug.

»𝐍𝐨𝐭 𝐀 𝐆𝐢𝐫𝐥« ˢᵒᵖᵉWo Geschichten leben. Entdecke jetzt