Kapitel 27

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Yoongi wachte am nächsten Morgen von einem dumpfen, bohrenden Gefühl im Kopf auf. Seine Schläfen pochten im Rhythmus seines Herzschlags, und er wusste sofort, dass der gestrige Abend seinen Tribut forderte. Er blinzelte träge, versuchte, sich zu orientieren, aber alles schien verschwommen und schwindelig, als ob sich die Welt ein Stück verschoben hätte, während er schlief.

Langsam richtete er sich auf, ließ müde seine Füße auf den Boden sinken und rieb sich die Augen. Sein Kissen war trocken – im Gegensatz zu seinen Haaren am Abend, als er sich in ein zusammengeknülltes Etwas verwandelt und tief in das Bett gedrückt hatte, so fest, dass es ihm fast den Atem genommen hatte.

Die Erinnerung an die Nacht kam langsam zurück. Die endlosen Gedanken, das Gefühl der Schwere, das ihn beinahe erdrückt hatte. Und dann die Leere, die darauf gefolgt war, als wäre alles in ihm ausgeschaltet worden. Ein schmerzhaftes Ziehen breitete sich in seiner Brust aus, als er daran dachte, wie hilflos er sich gefühlt hatte. Wie verloren. Er seufzte leise und strich sich durch die Haare, die sich jetzt wie ein krauses Durcheinander auf seinem Kopf anfühlten.

Das Pochen in seinem Kopf wurde stärker, und mit einem weiteren tiefen Atemzug stand er auf. Seine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding, aber irgendwie schaffte er es, sich aufrecht zu halten. Er griff nach den Klamotten, die er auf seinem Schreibtischstuhl abgelegt hatte, und zog sich schnell an. Ein weiteres Mal in den Spiegel zu schauen, wagte er nicht. Nicht nach gestern.

Er wollte nicht wieder in diesen Strudel aus Selbstverachtung und Unsicherheit gezogen werden. Nicht jetzt, wo er sich gerade ein wenig gefangen hatte.

Nachdem er sich angezogen hatte, stahl er sich aus dem Zimmer und schlich leise in die Küche, in der Hoffnung, dass seine Tante und sein vielleicht noch schliefen. Er brauchte ein wenig Ruhe, bevor er wieder in die Normalität des Tages eintauchte. Aber als er um die Ecke bog, sah er Jimin bereits am Küchentisch sitzen. Er hatte eine Tasse Kaffee in der Hand, und sein Blick wanderte sofort zu Yoongi, als dieser den Raum betrat.

"Morgen", sagte Jimin langsam, seine Stimme war noch verschlafen, aber trotzdem durchdringend. "Alles okay? Du bist gestern ziemlich früh in dein Zimmer verschwunden."

Yoongi nickte nur stumm und versuchte, sich auf die Kaffeemaschine zu konzentrieren, als könnte er damit die aufkommenden Fragen abwehren. Jimin ließ sich jedoch nicht so leicht abwimmeln. "Yoongi..."

"Was?", fragte er etwas schärfer als beabsichtigt und merkte dann sofort, dass es unfair war. Jimin war nur besorgt. Das wusste er. Trotzdem konnte er die Gereiztheit in seiner Stimme nicht ganz unterdrücken.

"Ich wollte nur wissen, ob du... na ja, wie es dir geht", erwiderte Jimin vorsichtig und stellte die Tasse ab. Er musterte Yoongi mit diesem forschenden Blick, der immer so unbequem war, weil er das Gefühl hatte, dass Jimin in ihm las wie in einem offenen Buch.

Yoongi hob die Schultern und zwang sich zu einem leichten Lächeln. "Es geht mir gut", murmelte er und versuchte, möglichst beiläufig zu klingen. "Nur ein bisschen müde."

"Müde, hm?", Jimin zog eine Augenbraue hoch, und Yoongi wusste, dass er ihm nicht glaubte. Aber zum Glück entschied Jimin sich dagegen, weiter nachzuhaken. Stattdessen deutete er mit einem Nicken auf die Pfanne auf dem Herd. "Ich hab Frühstück gemacht. Rührei, falls du willst."

"Danke", antwortete Yoongi, obwohl er kaum Hunger verspürte. Trotzdem ließ er sich auf einen Stuhl sinken und schaufelte sich mechanisch etwas von dem Rührei auf den Teller. Die Eier sahen fluffig aus, mit ein paar angebratenen Zwiebelstückchen dazwischen. ber heute schmeckte alles nach nichts. Er kaute, schluckte, kaute wieder – nur, um irgendetwas zu tun, während die Stille zwischen ihnen immer schwerer wurde.

»𝐍𝐨𝐭 𝐀 𝐆𝐢𝐫𝐥« ˢᵒᵖᵉWo Geschichten leben. Entdecke jetzt