»𝐍𝐨𝐭 𝐀 𝐆𝐢𝐫𝐥« ˢᵒᵖᵉ

Kapitel 10

"Biiiiiitte Yoongi. Du magst Hoseok doch so sehr. Außerdem kannst du dann seine ganze Familie kennenlernen und wir können mit Minnie rausgehen. Bitteeeeeee." Yoongi verdrehte genervt die Augen, musste aber leicht schmunzeln, als Jimin beim Rückwärtsgehen über einen Stein stolperte und fast zu Boden fiel. Yoongi griff nach seinem Arm und zog seinen Cousin auf die Beine. "Na gut, ich komme mit. Aber bitte, hör mit dem Genörgel auf. Wie alt bist du? Fünf?", gab Yoongi nach und schob seine Daumen unter die Riemen seines Rucksacks. "Im Oktober werde ich sechs", verkündete Jimin stolz und grinste breit. Yoongi seufzte, obwohl sich ein schwaches Lächeln auf seine Lippen schlich. Es war schwer, Jimins Enthusiasmus zu widerstehen, auch wenn er sich gerade, wie so oft, ein wenig übertrieben kindisch verhielt.

Die beiden machten sich auf den Weg zu Hoseoks Haus, wobei Jimin mit jedem Schritt lebhafter wurde. Er sprudelte vor Aufregung, erzählte von all den Dingen, die sie mit Hoseok, Taehyung und anderen Leuten, deren Namen Yoongi sich gar nicht merken konnte, unternehmen könnten. Yoongi lauschte ihm mit einem halben Ohr, ließ sich aber von der positiven Energie seines Cousins ein wenig anstecken.

Als sie schließlich vor Hoseoks Haus ankamen, spürte Yoongi, wie seine Nervosität ein wenig anstieg. Es war zwar nicht das erste Mal, dass er bei Hoseok zu Hause war, aber dennoch wusste er nicht so recht, was ihn erwarten würde.

Wie auch beim letzten Mal klingelte Jimin an der Tür und sie traten ein, nachdem das vertraute Piepen ertönt war. Die Tür zu der Wohnung der Familie Jung und Kim öffnete sich, noch bevor die beiden den dritten Stock erreicht hatten, und Hoseok stand grinsend im Eingang. "Na endlich! Ihr seid ja echt lahm", neckte er und ließ die beiden Jungs herein. "Kommt rein, meine Moms haben gerade Kuchen gebacken."

Yoongi folgte Jimin und Hoseok in die ihm bereits bekannte Wohnung und wurde sofort von einer warmen, einladenden Atmosphäre empfangen. Der Duft von frisch gebackenem Kuchen lag in der Luft, und irgendwo im Hintergrund spielte leise Musik. Im Wohnzimmer saß ein kleiner Hund, ein Terrier mit lebhaften Augen, der neugierig aufsprang, als die Jungs hereinkamen. "Das ist Minnie", erklärte Hoseok, als der Hund zu ihnen rannte und um ihre Beine herumschwirrte.

"Hey, Minnie", sagte Yoongi leise und bückte sich, um den Hund zu streicheln. Minnie wedelte begeistert mit dem Schwanz und leckte seine Hand, was Yoongi ein schmales Lächeln entlockte.

"Hey Jungs", begrüßte Taehyung die beiden. Er lehnte lässig im Türrahmen zur Küche, schaute aber nicht von seinem Handy auf, ein schmales Lächeln auf seinen Lippen. Seine blauen Haare fielen ihm ins Gesicht. Erfolglos versuchte er immer wieder, sie mit einem kurzen Pusten zu entfernen.

"Hab ich das richtig gehört? Jimin?", ertönte nun eine weibliche Stimme und einen Moment später drängte sich eine junge Frau mit dunkelbraunen Locken in den Flur. Sie war groß und schlank, dennoch muskulös. Yoongi hätte sie eher in eine Sportshow gepackt als in die schwarze, mit Mehl bestäubte Schürze, die sie um ihren Hals gehängt hatte. "Hallo ihr beiden. Du musst Jimins Cousin sein, richtig? Hoseok hat mir erzählt, dass du neu hier bist. Willkommen. Ich bin Karoline, Karo reicht aber vollkommen." Yoongi blinzelte mehrmals verwirrt, während er die Frau, die soeben auf ihn zugestürmt war, anstarrte. Sie redete schnell und strahlte eine positive Energie, genau wie Hoseok, und Yoongi konnte nicht umhin, sie anzulächeln.

Verwirrt war Yoongi aber erst, als eine zweite Frau aus der Küche trat. Ihre Schritte waren leise, fast schwebend, und sie wirkte wie das genaue Gegenteil von Karo, die soeben mit ihrer energiegeladenen Art den Raum erhellt hatte. Die neue Frau hatte eine sanfte Ausstrahlung, fast als würde sie Ruhe in den Raum bringen. Ihre dunklen, glatten Haare fielen ihr ordentlich über die Schultern, und ihre braunen Augen musterten Yoongi mit einem warmen Ausdruck.

"Hallo", sagte sie mit einem sanften Lächeln, das ihre Augen zum Leuchten brachte. "Ich bin Hyejin. Es freut mich sehr, dich kennenzulernen, Yoongi. Hoseok hat uns schon von dir erzählt."

Yoongi nickte zögerlich. "Es freut mich auch, Sie kennenzulernen", murmelte er leise und neigte leicht den Kopf. Er war immer noch ein wenig verwirrt von der Tatsache, dass Hoseok zwei Mütter hatte, aber gleichzeitig fand er es irgendwie schön. Es würde vielleicht einiges erleichtern.

"Ihr seid gerade rechtzeitig gekommen", sagte Karo fröhlich, während sie sich ihre Hände an der Schürze abwischte. "Der Kuchen ist fast fertig, und danach könnt ihr alle vielleicht mit Minnie rausgehen."

"Oh, Kuchen!", rief Jimin begeistert und klatschte aufgeregt in die Hände. "Ich freue mich jedes Mal, wenn ich herkomme."

Karoline lachte herzlich und winkte ab. "Ach was, du bist nur wegen des Kuchens hier, Jimin, gib's zu!" Ihre Augen funkelten vor Belustigung, während Jimin scherzhaft so tat, als würde er sich verteidigen. "Und wegen Minnie!", fügte er mit einem breiten Grinsen hinzu, was alle anderen im Raum zum Lachen brachte.

Yoongi stand etwas abseits. Die Wärme und Liebe, die diese Familie ausstrahlte, war fast greifbar. Es war anders, als er es gewohnt war, aber nicht auf eine schlechte Weise. Eher auf eine Weise, die ihm zeigte, dass es verschiedene Arten von Familien gibt und dass jede auf ihre Weise funktionieren kann.

"Gibt's Schokoladenkuchen?", mischte sich Taehyung nun ein, während er endlich sein Handy beiseitelegte und seine blauen Haare mit einem Kopfschütteln aus dem Gesicht schüttelte. "Natürlich, nur für dich ... und für Yeontan", sagte Hyejin und wuschelte durch seine blau gefärbten Haare.

"Kann ich mal durch? Ich hab 'ne Verabredung", grummelte eine weibliche Stimme hinter Taehyung, der bei dem Ton genervt die Augen verdrehte. "Mit deinem Jinnie?", fragte Hoseok und wackelte mit den Augenbrauen. "Ja, mit Seokjin. Und wenn's dir nichts ausmacht, ich muss ans Schuhregal."

Taehyung trat zur Seite, und eine junge Frau, die Yoongi noch nicht gesehen hatte, kam zum Vorschein. Sie hatte schulterlanges, dunkles Haar und trug eine lässige Jeans und ein einfaches T-Shirt von einer Band, die Yoongi nicht kannte. Ihre Augen funkelten, als sie Taehyung einen spöttischen Blick zuwarf, bevor sie sich in Richtung des Schuhregals wandte.

"Du bist so nervig, Taehyung", sagte sie mit einem genervten Seufzen, während sie sich bückte, um ein Paar Schuhe aus dem Regal zu holen. "Aber ich muss dir lassen, du siehst heute weniger nach einem Durcheinander aus als sonst." Hoseok lachte laut auf, während Taehyung eine Grimasse schnitt und sich demonstrativ die Hände durch seine blauen Haare fuhr. "Du bist nur eifersüchtig, weil ich die besseren Haare habe, Nari."

Nari verdrehte die Augen, während sie ihre Schuhe anzog. "Wie auch immer. Ich habe keine Zeit für deinen Unsinn. Ich bin mit Seokjin verabredet, und wir müssen noch..." "Essen?", unterbrach Hoseok sie mit einem Grinsen. "Er lädt dich bestimmt zum Essen ein. Oder ins Kino. Oder vielleicht zum Karaoke?"

"Egal, was wir machen, es wird definitiv besser sein, als mit dir abzuhängen, Hobi", konterte Nari schlagfertig und schnappte sich ihre Tasche. Sie warf Yoongi einen schnellen, aber freundlichen Blick zu, bevor sie sich an den ganzen Leuten im viel zu kleinen Flur vorbeischlängelte und Richtung Tür verschwand. "Bis später", rief sie noch über die Schulter, bevor die Tür ins Schloss fiel.

"Das nennt sich Pubertät", murmelte Hoseok, sodass nur Jimin und Yoongi, die direkt neben ihm standen, ihn hören konnten. Jimin versuchte angestrengt, sein Lachen zu unterdrücken, während Yoongis Lippen nur ein schmales Lächeln zierte.

Nari erinnerte ihn an jemanden. An Yoonji, die verzweifelt versuchte, ihre Unsicherheiten durch ihre schlagfertigen Antworten zu überdecken, während in ihrem Inneren sich die Dunkelheit immer weiter ausbreitete.

"Okay, wer möchte ein Stuck Kuchen haben?", drang Karos laute Stimme an sein Ohr und riss ihn zurück in das moderne Apartment der Familien Jung und Kim.