Kapitel 15

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Nachdem sie den Supermarkt durchstreift hatten und sich schließlich für einige Snacks entschieden hatten – Chips, Schokolade, ein paar Getränke und natürlich die Milch, wegen der Hoseok ursprünglich losgezogen war – machten sie sich auf den Rückweg. Doch anstatt direkt nach Hause zu gehen, führte Hoseok Yoongi durch eine schmale Gasse, die zu einem kleinen Park führte, den Yoongi bisher noch nie bemerkt hatte.

Der Park war ruhig, kaum beleuchtet, bis auf ein paar vereinzelte Laternen, die ein sanftes Licht auf den Weg warfen. In der Ferne konnte man das leise Rauschen eines Baches hören, und die Bäume warfen lange, verworrene Schatten auf den Boden. Es war eine dieser seltenen, stillen Grünflächen mitten in der Stadt, die nur wenige kannten. Hoseok suchte sich einen Platz auf einer kleinen Holzbank, die direkt unter einem großen Baum stand, dessen Äste schützend über sie ragten.

"Komm, setz dich", sagte Hoseok und klopfte auf den freien Platz neben sich, während er die Tüte mit den Snacks zu seiner Rechten abstellte. Yoongi zögerte einen Moment, aber dann ließ er sich neben Hoseok nieder. Die kühle Nachtluft prickelte auf seiner Haut, und er zog instinktiv seine Jacke enger um sich.

Hoseok packte zwei Schokoladenriegel aus der Tüte, reichte einen davon Yoongi und grinste dabei schelmisch. "Schokolade macht immer alles ein bisschen besser, findest du nicht?"

Yoongi nahm den Riegel, öffnete ihn, doch statt ihn gleich zu essen, drehte er ihn in den Händen. Hoseok, der Yoongis Zögern bemerkte, lehnte sich zurück und blickte zum Himmel hinauf. "Weißt du, wenn ich mich mal schlecht fühle, sehe ich mir die Sterne an."

Yoongi schaute auf, folgte Hoseoks Blick und ließ die Sterne in der Dunkelheit auf sich wirken. Der Nachthimmel war klar und voller funkelnder Punkte, die wie kleine Diamanten über ihnen schwebten. "Manchmal", fuhr Hoseok fort, "erinnert es mich daran, wie groß das Universum ist und wie klein unsere Sorgen eigentlich sind. Da oben, weit über uns, passieren so viele unglaubliche Dinge, von denen wir nichts mitbekommen."

Yoongi ließ seine Augen über den Himmel wandern, während Hoseok weiter sprach, seine Stimme ruhig und beinahe hypnotisch. "Hast du schon mal von den Plejaden gehört? Das ist ein Sternenhaufen, eine Art Sternenfamilie. Die Sterne dort sind jung, viel jünger als unsere Sonne, aber sie sind so hell und strahlen so stark, dass sie uns bis hier unten auf der Erde erreichen." Er lächelte. "Sie sind auch als die sieben Schwestern bekannt. Es gibt viele Legenden über sie. Manche Kulturen sehen sie als Symbol für Schutz, andere sehen in ihnen ein Zeichen für Hoffnung. Für mich sind sie einfach nur wunderschön, ein Beweis dafür, dass es in dieser Welt so viel gibt, was größer ist als unsere Ängste und Zweifel."

Yoongi lauschte aufmerksam, fühlte sich ein wenig getröstet von Hoseoks Worten. Während er weiter in den Nachthimmel starrte, fragte er sich, wie es wohl wäre, seine eigenen Sorgen in den Weiten des Universums zu verlieren. "Ich fühle mich auch oft verloren, so wie ein kleiner Stern, der in der Dunkelheit des Weltraums treibt. Aber dann denke ich daran, dass ich Teil von etwas Größerem bin, dass ich nicht allein bin. Und das gibt mir Kraft", erklärte Hoseok.

"Ich wünschte, ich wäre wie du", seufzte Yoongi und blickte zu Hoseok herüber. Er haderte einen Moment mit sich, suchte nach den richtigen Worten. "So optimistisch. Immer so fröhlich und... du weißt schon, positiv."

Hoseok lachte leise und lehnte sich weiter zurück. "Ich denke, es liegt daran, dass ich gelernt habe, die kleinen Dinge zu schätzen. Das Leben kann hart sein, keine Frage, aber es gibt immer auch schöne Momente. Manchmal muss man nur innehalten und sie bemerken, wie jetzt zum Beispiel. Dieser Moment, diese Stille, die Sterne... das alles hilft mir, den Rest zu ertragen."

"Welchen Rest?", platzte es unbewusst aus Yoongi heraus und er würde sich gerne eine Ohrfeige für seine Unüberlegtheit verpassen.

Hoseok verstummte einen Moment, und die lockere, fröhliche Stimmung, die bisher zwischen ihnen geherrscht hatte, bekam einen ernsteren Unterton. Yoongi beobachtete, wie Hoseok tief Luft holte und den Blick zum Himmel wandte, als würde er dort oben nach den richtigen Worten suchen. Es war, als ob Hoseok in dieser Sekunde eine Last mit sich trug, die er normalerweise nicht zeigte.

»𝐍𝐨𝐭 𝐀 𝐆𝐢𝐫𝐥« ˢᵒᵖᵉWo Geschichten leben. Entdecke jetzt