Kapitel 31

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Yoongi biss sich auf die Lippe, aber er konnte nichts sagen. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er konnte hören, wie Hoseok vor der Toilettentür stand, vielleicht ein paar Schritte auf und ab ging, unsicher, was er tun sollte.

"Yoongi, bitte..." Hoseoks Stimme klang leise und sanft, als er sich der Kabine näherte, in der Yoongi sich versteckte. "Ich weiß, dass es dir nicht gut geht. Bitte, sag etwas."

Es war diese Wärme in Hoseoks Stimme, die Yoongi schließlich dazu brachte, seine Fassade aufzugeben. Seine Schultern zuckten, als er einen weiteren erstickten Laut von sich gab, und schließlich flüsterte er: "Es tut mir leid..."

Hoseok zögerte nicht länger. Er drückte die Tür der Kabine leicht auf, fand Yoongi zusammengerollt auf der Toilette und kniete sich sofort vor ihn hin. Ohne ein weiteres Wort nahm er Yoongis Hände in seine eigenen und drückte sie sanft, ohne zu viel Druck auszuüben.

"Es ist okay", flüsterte Hoseok. "Es muss dir nicht leid tun."

Yoongi schüttelte den Kopf, Tränen liefen über seine Wangen, aber Hoseok ließ ihn einfach sein. Er spürte, wie die Panik in seiner Brust immer weiter anschwoll, als wäre er ein Luftballon, der jeden Moment platzen würde. Sein Atem ging schneller, flacher, und es fühlte sich an, als würde die Luft nicht mehr bis in seine Lungen dringen. Seine Gedanken überschlugen sich – es war zu eng, zu heiß, und der Binder schnürte ihm die Brust noch stärker ab. Alles in ihm schrie, aber er brachte keinen einzigen Ton heraus.

Hoseok war jetzt da, kniete vor ihm, hielt seine Hände – aber selbst das half nicht. Stattdessen verstärkte es den Druck, der auf ihm lastete. Die Scham und die Angst vermischten sich zu einem dichten Knoten in seinem Magen. Hoseok sah ihn an, wollte ihm helfen, aber Yoongi konnte ihm nicht einmal in die Augen sehen. Er konnte die Enttäuschung fast schon spüren, auch wenn Hoseok das niemals zugeben würde.

Die Wände der kleinen Kabine schienen näher zu kommen, sie drückten auf ihn ein, erstickten ihn fast. Alles war zu viel – der Raum, das Licht, Hoseoks besorgter Blick, der Binder, der jede Sekunde fester wurde.

Yoongis Finger krampften sich um Hoseoks Hände, aber sein Griff war schwach. "Ich... ich kann nicht..." Die Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, heiser, gebrochen. Sein ganzer Körper bebte, und seine Kehle war wie zugeschnürt. Er rang nach Atem, doch jeder Versuch, tief einzuatmen, endete in einem abgebrochenen Keuchen.

"Yoongi, ich bin hier," sagte Hoseok leise, seine Stimme zitterte fast, aber er versuchte, ruhig zu bleiben. "Atme. Bitte, atme tief ein. Langsam." Doch Yoongi hörte kaum, was er sagte. Die Welt um ihn herum wurde immer kleiner, und es gab nur noch das schreckliche Gefühl, dass er jeden Moment die Kontrolle verlieren würde.

"Es tut mir so leid...", stammelte Yoongi erneut, aber diesmal war seine Stimme kaum noch hörbar, übertönt von seinem hektischen Atem. Sein Blick flackerte wild umher, ohne etwas richtig zu fokussieren. Die Tränen strömten ihm unaufhaltsam über die Wangen, und sein Körper zitterte heftig. Die Angst schien sich jetzt in seinen ganzen Körper ausgebreitet zu haben, ein kaltes, erstickendes Gewicht, das ihn erdrückte.

Hoseok, der seine Hände weiterhin hielt, versuchte, ruhig zu bleiben. "Yoongi, bitte. Es wird besser, ich verspreche es dir. Aber du musst langsam atmen." Doch Yoongi konnte das nicht. Er hörte Hoseoks Worte, aber sie schienen so weit weg, als kämen sie aus einer anderen Welt.

In dem Moment fühlte Yoongi, wie seine Beine nachgaben. Seine Knie zitterten unkontrolliert und sein Kopf wurde so leicht, als könnte er ohnmächtig werden. Ein dumpfer Schwindel erfasste ihn, und alles drehte sich.

Er wollte nur verschwinden. Er wollte weg von hier, weg aus diesem Körper, der sich anfühlte, als wäre er eine fremde Hülle. Die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich, und ein unaufhörlicher Strom von Selbstvorwürfen drängte sich nach vorne: Du bist schwach. Du bist lächerlich. Du enttäuschst ihn.

»𝐍𝐨𝐭 𝐀 𝐆𝐢𝐫𝐥« ˢᵒᵖᵉWo Geschichten leben. Entdecke jetzt