5. Kapitel

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Da ich nicht überheblich wirken wollte, schaute ich erst einmal, in was für Läden die anderen gingen. Durch San, meinem zweiter Dad, der die rechte Hand des CEOs von Samsung Electronics, dem größten Unternehmen in Korea war, hatten wir echt viel Geld. Wooyoung arbeitete aus Spaß eher im Café, da er nicht die ganze Zeit zu Hause hocken wollte.

Mein Style entsprach vor allem Louis Vuitton, doch wollte ich nicht, dass die anderen sich unsicher fühlten. "Na Schlumpf, ist dir das hier alles schon zu teure, oder warum kaufst du nichts?" Schlumpf? Sein Ernst? "Fallen dir keine besseren Beleidigungen ein? Also wenn ich an dich denke, kommen da so viele Wörter in meinen Kopf, möchtest du paar hören?", antwortete ich Hyunjin belustigt. Irgendwie machte es Spaß, mit ihm zu streiten...

"Du bist so still, Affenkind? Oder gefällt dir Dönergesicht besser? Ich hätte auch noch Fettgondel, Schandfleck, Kotnascher und Pantoffelheld im Angebot." Überfordert von meiner Nettigkeit, wendete er sich ab und gab mir übelst das Side Eye. "Was schaust du so komisch, Spargeltarzan?"

"Ich hab versucht nett zu sein, wollte dir wirklich noch eine Chance geben. Aber du hast es ja nicht anders gewollt. Ab jetzt werde ich zu deinem Feind, du wirst keine ruhige Minute haben. Selbst in deine Träume dringe ich ein und-" Ich unterbrach ihn, da ich mir dieses Gelaber nicht weiter geben konnte. "Schon verstanden, Hodenkobolt! Hast du irgendwo Minsung gesehen, die sind schon länger nicht mehr da." Sind vermutlich vor unserem Gezanke geflohen...

"Warte, ich ruf Minho kurz an." Nach einem drei Minütigen Telefonat stellte sich heraus, dass sie wirklich absichtlich abgehauen waren. 'Einen Pärchentag machen', zitierte Hyunjin. Darauf schauten wir uns fragend an. "Haben wir dann jetzt auch ein Date?" Angewidert stieß er mich weg. "Bah, denkst du wirklich, ich würde mich auf dein Niveau hinablassen?" Schelmisch grinste ich.

"Also ich wette, du könntest es nicht zwei Stunden mit mir aushalten." Ich wusste, dass ich ihn so hatte. "10.000 Won!" Zufrieden hackte ich mich bei ihm unter und wurde fast wieder weggeschoben. "Das hier gehört genauso dazu. Also mach nicht so ein Drama und genieß die Zeit. Wollen wir zuerst in Versage?"

Eigentlich wollte ich nur, dass er mit mir Zeit verbringt, damit ich ihn weiter ärgern konnte. Doch zum Schluss lief es darauf hinaus, dass wir wirklich viel Spaß hatten. Wir suchten gegenseitig Klamotten für den anderen raus und mussten dann modeln. Ich vergaß komplett, dass wir uns eigentlich nicht leiden konnten.

Als er mit einer durchsichtigen Plastikhose wieder raus aus der Umkleide kam, dachte ich, ich verrecke vor lachen. Schnell schoss ich ein Bild von ihm, natürlich nur als Erpressungsmaterial... "Die solltest du dir wirklich kaufen, steht dir!", riet ich ihm. Doch leider fand er es nicht so toll und schenkte mir stattdessen nur einen Todesblick, mit der Botschaft 'Na warte, bekommst du alles zurück'

Was kurze Zeit wirklich geschah, da ich in einem Minirock raus musste. "Ich kann dass wirklich nicht. Ich glaube hinten sieht man alles!" Doch er lachte nur teuflisch. "Hast du etwa Angst? Und mach dir keine Sorge, dass man deinen Ass sehen könnte, so groß ist er nicht!" Eingeschnappt trat ich vor ihn. "Ich kann dir auch gerne zeigen, dass du da ziemlich falsch liegst"

Das Problem, wenn zwei Teenager, die sich hassen zusammen shoppen gehen sollen, ist, dass sie keine Grenzen haben. Da mein Stolz eindeutig zu groß war um nachzugeben, endete ich im Bikini strippend auf seinem Schoß. Danach wurden wir rausgeschmissen, was mich nicht wunderte. "Ich schwöre, wenn du davon ein Video gemacht hast, kill ich dich!"

Doch er lachte nur und rannte vor mir weg, ich natürlich hinterher. Wir lieferten uns eine wilde Verfolgungsjagt durch halb Seoul, als wir endlich an dem Treffpunkt mit den anderen ankamen, auch nur 5 Minuten zu spät. "Ach übrigens, ich hab kein Video davon gemacht. Nur mussten wir uns beeilen und du brauchst ja immer so ewig."

Einerseits erfreut, anderseits aber auch beleidigt sah ich ihn an. "Ich geb dir gleich dein Ewig!" Zusammen liefen wir in das kleine Café, in dem wir uns verabredet hatten. "Lixie, es tut mir leid, dass ich dich alleine gelassen hab. Aber ihr saht aus, als kommt ihr auch ohne uns klar." Dabei lächelte mir Jisung dreckig zu. "Krieg mal deine Gedanken wieder unter Kontrolle! Wenigstens hab ich jetzt ein paar lustige Bilder von Hyujin, zum erpressen!" 

Die anderen lachten nur. "Ist doch schön, wenn ihr euch endlich versteht." Überrascht schnappte ich nach Luft. "Tun wir nicht! Wir haben nur Zeit miteinander verbracht, weil wir mussten. Niemals freunde ich mich mit diesem Penner, neben mir an!"

"Es gibt fast 8 Milliarden Menschen, und ich muss ausgerechnet dir begegnen", seufzt er dramatisch. "Ich würde mich ja geistig mit dir duellieren, aber wie ich sehe bist du unbewaffnet." Während die anderen unser Drama betrachteten, als sei es eine TV-Show, schaukelten wir uns immer weiter hoch. "Nach deiner Geburt hat der Arzt dich wohl dreimal hochgeworfen aber nur zweimal aufgefangen!"

"Du bildungsresistenter Intelligenzallergiker." Da ich seine Beleidigung nicht verstand, wand ich mich einfach Innie zu. "Und was hast du so schönes gemacht?" Danach erzählte er mir, wie er mit Changbin in einem Schmuckladen war, und sie jetzt Couple-Armbänder hatten. Schon süß die beiden. Als die Bedienung kam, wollte ich zuerst nichts bestellen, sah aber dann Innies warnenden Blick, weshalb ich mich doch umentschied.

"Einen Kakao und das Hotteok", gab ich in Auftrag. "Kommt sofort." Ich widmete den anderen wieder meine Aufmerksamkeit und bekam die Diskussion mit, ob wir danach noch was machen wollten. "An sich voll gerne, aber meine Social Battery ist einfach leer. Wenn's okay ist, würde ich einfach schonmal nach Hause gehen." Ich schloss mich Jisung's Vorschlag an. Zum Schluss stand es dann so, dass Jisung, Innie, Hyunjin und ich zurück gehen würden, die anderen wollten noch in einen Park in der Nähe.

Wir redeten über Gott und die Welt, wobei es sich anfühlte, als gehörte ich schon ewig in diese Freundesgruppe. Dabei sagte ich noch nicht mal viel, hörte eher gespannt zu. Es dauerte immer eine Zeit lang, bis ich in größeren Gruppen warm wurde. Chan, welcher neben mir saß, bemerkte dies aber.

"Hey, alles gut? Du bist so still", erkundigte er sich bei mir. Doch ich nickte nur. "Ja, bin nur bisschen erschöpft. Zeit mit Hyunjin verbringen zu müssen ist so ansträngend. Ich fühle mich so ausgelaugt." Mittfühlend nickte er. "Kenn ich. Aber es freut mich trotzdem, dass du bis jetzt geblieben bist. Ich persönlich mag dich echt gerne, dies hab ich auch schon gemerkt, bevor ich dich besser kennenlernen durfte."

Verlegen bedankte ich mich. "Tu mal nicht so, als würden wir uns schon 10 Jahre lang kennen... Aber ja, es ist schon lustig, dass genau du mich angesprochen hast." Die restliche Zeit verbrachte ich damit, mein Hotteok zu essen und mich mit Chan zu unterhalten. Er war zwar fast 2 Jahre älter als ich, trotzdem fanden wir viele gemeinsame Gesprächsthemen.

"Leute, ich würde jetzt zur Bahn gehen", kündigte Jisung an. Es war mittlerweile eine Stunde vergangen und mein Essen schon lange in meinem Mund verschwunden. Wir zahlten und machten uns auf den Weg zum Bahnhof. Dort würde ich mir dann ein Taxi holen, welches mich nach Hause fahren würde. 

Am Bahnsteig angekommen stellten Ji und Innie glücklich fest, dass sie nur 2 Minuten warten müssten. Hyunjin allerdings hatte ein bisschen mehr Pech gehabt, seine Bahn war ausgefallen, er konnte jetzt 35 Minuten sich hier die Beine in den Bauch stehen... Tat mir aber nicht leid.

Als Jeongsung weg waren, wollte ich auch gehen, da ich keine Lust hatte jetzt noch hier ne halbe Stunde sinnlos zu stehen. Doch Hyunjin hielt mich auf, "Wo willst du hin?" Ich drehte mich genervt um und erklärte ihm mein Plan. "Ähm, darf ich vielleicht mitkommen?" Seit wann war Hyunjin denn so freundlich? Verwirrt antwortet ich ihm, "Wo musst du denn hin?"

Und so kam es, dass ich zusammen mit meiner meist gehassten Person im selben Auto landete. "Fandst du den Tag heute wirklich so schlimm?" Überrascht von seiner Frage überlegte ich kurz. "Ne, eigentlich hat es sogar voll Spaß gemacht. Es wundert mich nur so, dass du nach der Schule so nett warst. Ehrlich gesagt hab ich mich gefreut, endlich jemand gefunden zu haben, der nicht überfordert, sondern sogar schlagfertig ist. Trotzdem mag ich dich immer noch nicht." Verstehend nickte er. "Beruht auf Gegenseitigkeit."

Princess ʰʸᵘᶰˡᶤˣ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt