„Kommst du, Sirion?"
Alvias Stimme holte ihn aus seinen Notizen.
„Ist es schon so spät?", fragte er und hob den Kopf. Die Elfe stand vor seiner Hängematte, in der er es sich mit seinen Unterlagen bequem gemacht hatte. Sie nickte, „Unsere Familien warten."
Mit einem erleichterten Ausatmen rollte Sirion die Pergamentrolle zur artgerechten Ernährung der Fledermaus zusammen und erhob sich.
Seit er die Abschrift Natiras gefunden hatte, waren einige Nächte vergangen. Da Alvia bis zuletzt an ihrer Rüstung gearbeitet hatte, hatte sie keinerlei Gelegenheit gehabt, diesen Fund Sirions weiter zu studieren. Und Sirion selbst hatte sich, nun, da die Prüfungen wieder näher kamen, lieber aufs Lernen konzentriert. Dazu kam, dass ihm jedes Mal, wenn er an Natira und ihre Arbeit dachte, ein schwindeliges Gefühl überkam, als würde er in einen tiefschwarzen Abgrund blicken, dessen Ausmaße er nicht abschätzen konnte. Er war dankbar, dass Alvia nicht erwartete, dass er mehr Zeit in dieses Thema investierte.
Nun hatten alle Novizen ihre Rüstungen fertig gestellt und morgen würden sie das Fest der Rüstweihe feiern.
Für die Nacht davor hatten die Eltern der Zwillinge und Sirion sie zu einem gemeinsamen Essen eingeladen. Erfreut hatte Sirion die Einladung angenommen, würde es doch eine angenehme Abwechslung von dem ständig gleichen Trott aus Lernen, Unterricht und Training sein.
Zusammen mit Alvia ging er zu Alvads Hängematte. Besorgt sah er auf seinen Freund. Dieser stierte mit leerem Blick zur Decke, das aufgeschlagene Buch auf seinem Bauch vermutlich schon länger ignorierend.
„Alvad, es ist Zeit", sprach Alvia ihn sanft an.
Langsam sah Alvad sie an. Tiefes Unglück sprach aus seinen Augen, unter denen dunkle Schatten lagen.
„Geht ihr besser ohne mich", murmelte er monoton und griff halbherzig nach seinem Buch.
„Aber wir haben beide Mutter und Vater versprochen zu kommen", hielt Alvia dagegen.
„Sag einfach, ich habe zu viel zu tun", brummte er.
Sirion nahm Alvad mit sanfter Gewalt das Buch ab. „Die frische Luft wird dir gut un", sagte er streng.
„Lasst mich einfach in Frieden, ja?", fauchte Alvad, „Ich will doch einfach nur meine Ruhe!"
„Dann solltest du mit uns kommen", beharrte Sirion, „Wir lassen dich nämlich sonst nicht in Ruhe."
Alvad knurrte gereizt, erwiderte aber nichts.
„Alvad, komm bitte mit!", bat Alvia, „Wir verstehen dich, aber du kannst dich doch nicht ewig hier verstecken."
„Gar nichts versteht ihr!", brauste Alvad plötzlich auf. Voller Wut setzte er sich auf und funkelte sie vorwurfsvoll an. Seine langen Ohren zuckten aufgewühlt. „Ihr habt keine Ahnung, wovon ihr sprecht!"
Er hielt inne und warf einen Blick zu den anderen Novizen im Raum. Missmutig presste er die Lippen aufeinander, hier konnte er nicht offen sprechen.
Erschöpft ließ er den Kopf hängen und flüsterte dann: „Ich kann es einfach nicht. Vater und Mutter wissen von nichts. Wie soll ich ihnen den fröhlichen Novizen vorspielen, der stolz ist, morgen seine Rüstweihe zu feiern, wenn mein Leben doch gerade voller Dunkelheit ist?"
Der Blick, den er ihnen zuwarf, war so voller Verzweiflung, dass es Sirion das Herz zerriss.
„Wir sagen, du bist müde", erwiderte er das Erstbeste, was ihm in den Sinn kam. Alvia nickte, „Überlass Sirion und mir das Reden, aber komm bitte mit uns!"
Alvad atmete tief durch, sah abwechseln sie beide an, dann nickte er schließlich.Gemeinsam verließen sie das Haus der Novizen und nahmen die Treppen hinab zu dem Teil des Viertels, in dem ihre Familien wohnten. Gerade als sie ihre Elternhäuser sahen, öffnete sich eine der Türen und Sirions Eltern erschienen.
„Sirion!", rief seine Mutter freudig und eilte auf ihren Sohn zu, um ihn in die Arme zu schließen. „Wie schön, dass ihr uns besuchen kommen könnt!", sagte Jissa glücklich. Lächelnd begrüßte sie auch die Zwillinge, während Sirions Vater sich ebenfalls näherte.
„Habt ihr Charuna gesehen?", erkundigte er sich, doch sie schüttelten die Köpfe. „Wollte sie auch kommen?,", fragte Sirion seinen Vater und Nocor nickte.
„Sie wird bestimmt bald kommen, Nocor", meinte Jissa und legte einen Arm um Sirion. Zu dritt folgten sie den Zwillingen, welche zu ihrem Elternhaus gegangen waren und dort an der Tür klopften.
Ihre Mutter Alria öffnete. Herzlich zog die blonde Elfe alle beide ihre Kinder in eine feste Umarmung und schob sie dann ins Haus, Sirion und seine Familie ebenfalls herbei winkend.
„Willkommen, kommt ruhig rein, das Essen ist fast fertig!", rief sie.
Drinnen unterbrach Vater Danad eben seine Arbeit am Herd und umarmte die Zwillinge, welche ihm wie aus dem Gesicht geschnitten waren.
„Wo ist Charuna?", fragte er in die Runde, nachdem alle einander ausgiebig begrüßt hatten. „Sie wird nachkommen, vermutlich hat sie etwas aufgehalten", erwiderte Jissa, „Vielleicht fangen wir aber trotzdem schonmal mit dem Essen an, nicht, dass es kalt wird."
„Bitte setzt euch doch", sagte Alria und wies auf die am Tisch verteilten Sitzkissen, „Wollt ihr schonmal etwas trinken? Wir haben ganz frischen Neuwein, heute Abend erst gekauft."
„Sollen wir euch etwas helfen?", fragte Alvia ihre Mutter, welche jedoch den Kopf schüttelte und ihren Sohn mit sanfter Gewalt auf ein Kissen bugsierte, „Ihr könnt euch ausruhen, ich bin sicher, ihr habt immer mehr als genug zu tun."
Sirion ließ sich zwischen seinen Eltern auf einem der Kissen nieder und nahm genüsslich einen Schluck von dem Neuwein, den seine Mutter ihm eben einschenkte. Nur im Spätsommer gab es diesen Wein in den Elfenstädten, wenn die erste Beerenernte des Jahres gekeltert wurde. Nur kurz ließ man diesen Wein gären, sodass er eher noch nach Saft schmeckte, herrlich süß und gleichzeitig angenehm erfrischend herb. Jedes Mal war er eine begehrte Spezialität und es wunderte Sirion nicht, dass die Eltern der Zwillinge für die Gäste eine ganz frische Karaffe erstanden hatten.
Am Herd reichte Davan derweil seiner Frau die Gerichte, welche sie zum Tisch trug. In einer kleinen Schale richtete er etwas von den Speisen noch an und stellte sie, respektvoll den Kopf neigend, auf den Altar der Göttinnen an der Stirnseite des Raumes. Dann gesellte er sich zu seiner Familie und ihren Gästen.
Ihre Gastgeber hatten nicht gespart und eine große Auswahl an Speisen vorbereitet. Sirion wusste für einen Moment gar nicht, wovon er sich bedienen sollte. Er war die einfache Verpflegung im Haus der Novizen gewöhnt.
Unentschlossen sah er zwischen einem Gemüseeintopf und einer Pilzsuppe hin und her, während seine Mutter sich an den frittierten Pilzfladen und einem Wildgulasch bediente. „Willst du etwas Wurzelauflauf oder lieber Kräutersalat, Alvia?", fragte Davan ihm gegenüber und griff nach dem Teller seiner Tochter.
Alvad stattdessen griff nach glasierten Fasanenfilets, über welche er dicke, klebrige Beerensauce goss. Erleichtert stellte Sirion fest, dass tatsächlich ein Hauch von Begeisterung im Gesicht seines Freundes lag, als dieser den ersten Bissen nahm und parallel schon nach den gefüllten Pasteten griff, welche neben ihm standen.
„Bei Arvia, wann hat man dich denn das letzte Mal gefüttert, Alvad?", lachte seine Mutter bei dem Anblick ihres plötzlich wie ausgehungerten Sohnes. Dieser antwortete jedoch nicht, sondern widmete sich gänzlich seinem Essen. Sirion und Alvia lächelten einander wissend zu. Es ging doch nichts über heimatliches Essen, um ein unglückliches Herz zumindest etwas zu trösten. Gut, dass sie Alvad überredet hatten, mitzukommen.
„Es schmeckt ganz fantastisch", lobte Nocor das Essen, „Ich hoffe, Charuna kommt bald, sonst verpasst sie etwas."
„Wir heben ihr einfach was auf. Die meisten Sachen kann man auch leicht wieder aufwärmen", erwiderte Davan.
Eine Weile aßen sie schweigend, dann, nachdem der erste Hunger gestillt war, begannen Alvia und Sirion von der Ausbildung zu erzählen. Detailliert berichteten sie vom Schmieden der Rüstung, klagten über die Menge an Arbeit, die ihnen Tuular und Clya aufhalsten und von dem harten Training, das Gylledh und Tarbek ihnen abverlangten. Das gesamte Thema um Natira mieden sie jedoch mit Bedacht. Es gab hier keinen Grund, ihre Eltern zu alarmieren.
„Nun, da wir unsere Rüstungen fertig gestellt haben, werden wir diese im Training mit Gylledh auch tragen dürfen. Dann beginnen wir endlich mit dem richtigen Kampftraining", erzählte Sirion begeistert. Wie sehr er sich darauf freute, nach über anderthalb Jahren nicht mehr sich nur mit Grundschlägen, einfachen Übungen und Schwertformen befassen zu müssen.
„Wie kommt euer Klettertraining voran?", erkundigte sich Jissa und Alvia zuckte die Schultern. „Tarbek treibt uns jede Nacht durch den Baum, meine Finger sind schon wund von all dem Klettern. Ich finde, er übertreibt es manchmal ein wenig", erwiderte sie. Doch Jissa schüttelte den Kopf. „Unterschätzt den Aufstieg zu den Fledermäusen nicht. Es wird die härteste Herausforderung eures bisherigen Trainings sein", warnte sie die beiden.
„Du bist so still, Alvad?", wandte Davan sich nun an seinen Sohn, der sich tatsächlich überhaupt nicht am Gespräch beteiligte. Stumm hatte er seinen Beerenwein geschlürft und wie es abgemacht war, den beiden anderen das Reden überlassen. Zwar wirkte er noch immer bleich und ausgezehrt, doch etwas schien er sich wohl entspannen zu können.
Alria strich ihm besorgt über den Kopf. „Du siehst gar nicht gut aus, mein Schatz. Bekommst du genug Schlaf?", erkundigte sie sich liebevoll.
„Nicht wirklich", murmelte Alvad mit gesenktem Blick.
„Er hat furchtbar viel zu tun gehabt in der letzten Zeit", sprang Alvia für ihren Bruder in die Bresche, „Dass er hier beim Essen nicht eingeschlafen ist, ist gerade ein Wunder."
„Oh nein, willst du dich vielleicht etwas hinlegen?", fragte Alria und sie wies auf die mit Kissen ausgestattete dicke Matte gegenüber der Kochstelle. Alvad schien kurz versucht abzulehnen, doch dann nickte er dankbar, erhob sich und durchquerte den Raum. Mit einem erleichterten Seufzen legte er sich hin und schien wenig später auch tatsächlich eingeschlafen zu sein.
Alria ging zu ihm hinüber und deckte ihn sacht mit einer handgeknüpften Decke zu. Kopfschüttelnd kam sie zurück. „Ich sage es immer wieder, die Ausbildung verlangt unseren Kindern zu viel ab", meinte sie und setzte sich wieder. „Ist es nicht der Wille der Göttin, dass unsere Krieger stark sind? Nur durch die harte Ausbildung werden sie dies", hielt Jissa dagegen. Alria warf ihr einen kritischen Blick zu, „Ja, sicher ist es der Wille der Göttin, dass unsere Kaste als starke Krieger das Volk schützen. Doch die Art des Trainings legen Elfen fest und in Alvad sehe ich gerade keinen starken Krieger, sondern einfach nur einen erschöpften Jungen, den man über seine Grenzen getrieben hat. Die Meister nehmen zu wenig Rücksicht."
Das Gespräch verstummte und für einen Moment aßen alle schweigend vor sich hin. Der Beerenwein kreiste und das Licht, welches durch das Mondfenster über ihnen fiel, wanderte langsam den Tisch entlang, ein deutliches Zeichen, dass die Nacht sich dem Ende neigte.
„Habt ihr etwas neues gehört?", erkundigte sich Davan und für einen Moment sahen ihn alle irritiert an. „Nun, neues über die Funde von verendeten Tieren", fügte er hinzu und ein plötzliches Gefühl der Beklemmung legte sich über den Tisch.
Sirion schüttelte den Kopf, genauso wie seine Eltern und Alvia.
„Ich wünschte, die Mondmutter würde die Stadt wissen lassen, was vor sich geht", murmelte Sirion. „Ich glaube nicht, dass sie viel mehr weiß als wir", erwiderte seine Mutter, „Sie wird ihre Gründe haben, keine Gerüchte zu schüren."
„Die Gerüchte sind bereits entstanden", hielt Nocor sanft dagegen.
„Denkt ihr, es werden noch weitere Tiere sterben?", fragte Alvia mit deutlicher Sorge in der Stimme, „Was ist mit den Fledermäusen? Und kann uns etwas passieren?"
Ihr Vater zuckte die Schultern, „Ich kann es dir nicht sagen. Wir wissen ja noch immer nicht, was der Grund für das Sterben ist."
„Ich vermute, dass es eine Krankheit ist", warf Sirion ein.
„Was es auch immer ist, die Stadt wird langsam unruhig", kam es von Alria, „Alle machen sich Sorgen, was als Nächstes passiert. Die Funde häufen sich, nun auch in der Stadt."
Mit einem flauen Gefühl im Magen erinnerte sich Sirion an die verendeten Vögel, die er vor einigen Tagen gefunden hatte. Was ging hier vor sich? Schwebten sie in Gefahr?
„Tiere sterben nun mal,", kam es forsch von Jissa, in einem Versuch, das Gespräch wieder in weniger sorgenvolle Bahnen zu lenken, „das ist nicht das Ende der Welt."
„Aber so viele auf einmal?", flüsterte Alvia und ihr Blick wanderte hilfesuchend zum Mondfenster hinauf, durch das man gerade noch so Ruka und Ariva sehen konnte.
In eben diesem Moment klopfte es sacht an der Tür. Davan stand auf und öffnete, Charuna war endlich gekommen. Mit entschuldigendem Gesichtsausdruck trat sie über die Schwelle.
„Verzeiht meine Verspätung", sagte sie in die Runde, „Ich wurde aufgehalten." Ihr Blick glitt durch den Raum, einen Moment länger auf Alvad verweilend, der mittlerweile eingeschlafen war, als auf den anderen. Ihre Mundwinkel zuckten zu einem nachsichtigen Lächeln, doch sie sagte nichts.
„Komm, wir haben noch ausreichend zu Essen da.", sagte Davan und lud die junge Frau ein, sich zu ihnen zu setzen. Das lange, schwarze Haar sich aus dem Gesicht streichend, ließ sie sich auf eines der Sitzkissen nieder. Ein ordentlich gefüllter Teller wurde ihr gereicht und sichtlich erleichtert begann sie zu essen.
„Erzähl, was hat dich aufgehalten?", wollte Jissa wissen, „Musstest du noch einen Auftrag der Mondmutter erfüllen?"
Charuna hielt kurz inne beim Essen, dann nickte sie. Doch ein seltsamer Ausdruck flackerte dabei über ihr Gesicht. Jissa schien es nicht gesehen zu haben, doch Sirion suchte fragend den Blick der älteren Schwester. Diese wich ihm jedoch aus und widmete sich konzentriert ihrem Essen.
Nocor schien sich ebenfalls über das Verhalten seiner Tochter zu wundern, er tauschte einen langen Blick mit Sirion, bevor er mit milder Sorge zu Charuna sah.
„Will jemand Nachtisch?", fragte Davan, während seine Frau sich erhob, um Alvad für die Nachspeise zu wecken.
Süße Maronenküchlein und frisches Obst machten die Runde und ein reichlich verschlafener, aber auch etwas entspannter wirkender Alvad, kam wieder an den Tisch.
Nachdenklich aß Sirion von seinem Kuchen, die Augen auf Charuna gerichtet.
Sie schien nicht ganz anwesend und wenn er sich nicht täuschte, lag da Sorge in ihren Zügen. Durch das Mondfenster fiel bereits das Licht des nahenden Morgens. Es war spät geworden.
„Warum bist du zu spät gekommen?", hakte er nach, einen vorwurfsvollen Blick seiner Mutter provozierend.
Charuna seufzte und führte ihre Hand an die Stirn, als hätte sie Kopfschmerzen.
„Das habe ich doch schon gesagt", erwiderte sie erschöpft und fuhr sich seufzend durchs Haar. Mit zusammen gepressten Lippen suchte sie sich etwas Obst aus.
„Und das war so geheim?", Sirion ließ nicht locker, worauf Charuna ihm einen gequälten und fast schon bittenden Blick zuwarf. Unruhig rutschte sie auf ihrem Kissen hin und her.
„Etwas macht dir Sorgen, nicht wahr?", schaltete sich nun auch Nocor mit dunkler Stimme ein.
Charuna drehte sich ihm zu, die Augen voller Unsicherheit, dann nickte sie schließlich und senkte den Kopf. Eine Weile blickte sie zu Boden, dann platzte es aus ihr heraus: „Es wurden mehrere abgestorbene, große Bäume gefunden, ganz in der Nähe einer Stadt."
Geschockt hielt alles in der Bewegung inne und starrte die Mondtochter an.
„Bäume?", echote Alvia und Charuna nickte mit bitterem Gesichtsausdruck.
„Wie viele?", fragte Jissa voller Entsetzen.
„Ein gutes Dutzend", wisperte Charuna und kalt lief es Sirion den Rücken hinunter, als er an den toten Baum dachte, den sie zu Beginn des Jahres mit Meister Tarbek auf dem Weg nach Rukaya gefunden hatten. Es war alles verbunden.
„Kein Leben trugen sie mehr, kein einziges grünes Blatt, weder Moss noch Flechten oder Pilze. Die Rinde bröckelte wie verfault vom Stamm und die Wurzeln waren alle verdorrt", berichtete Charuna, derren Stimme auf einmal voller Angst war. Verzweifelt sah sie sich um. Nocor streckte sanft die Arme aus und zog sie an sich. Beruhigend strich er ihr über den Kopf.
„Welche Krankheit befällt Tiere und Bäume, aber lässt Elfen unangetastet?", fragte Alria in die Stille hinein.
„Noch... noch unangetastet", ergänzte ihr Sohn düster.
„Das ist keine Krankheit", hielt Davan dagegen, „das kann es nicht sein."
Beunruhigt tauschten Sirion und die Zwillinge Blicke.
„Was hat unseren Wald befallen?", flüsterte Nocor.
Doch darauf wusste niemand eine Antwort.
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Die Nachtelfenchroniken - Der sterbende Wald
FantasyDer junge Nachtelf Sirion wurde in die Kriegerkaste seines Volkes hinein geboren. Und so beginnt er, wie es seit Jahrhunderten Tradition ist, die entbehrungsreiche Ausbildung zum Fledermausreiter. Doch in den Jahren seiner Ausbildung zum Krieger ver...