32. Berauscht

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Wenn Harry Potter ihn bisher angesehen hatte, dann immer mit einem Gesichtsausdruck, der ganz klar deutlich machte, wie sehr ihn der Gryffindor verabscheute. Abneigung, Hass, Wut, Verachtung, Argwohn, vielleicht ab und an Schmerz, all diese Emotionen kannte er in und auswendig. Er hatte irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft die schönen Smaragde schon feindseelig auf ihm geruht hatten. Doch plötzlich hatten sich Harrys Blicke verändert. Draco erschien es wie ein unerklärliches Wunder, denn auf einmal standen Zuneigung, Leidenschaft, Güte und Freundlichkeit in diesen unglaublichen Augen, wenn der Kleinere ihn ansah und ließen ihn drei Meter über dem Boden schweben.

Nie im Leben wäre er auf die Idee gekommen, dass dieser freundliche Ausdruck einmal ihm gelten könnte. Es war immer ein unerreichbarer, absurder Traum gewesen, der nun plötzlich Wirklichkeit wurde und ihn gleichzeitig mehr als alles andere verwirrte.

Draco verstand nicht, woher dieser Sinneswandel kam. Es konnte unmöglich an ein bisschen Sex liegen, dass Harry seine Abneigung ihm gegenüber völlig vergaß. Klar war er gut im Bett und es wunderte ihn wenig, dass in Harrys Augen Verlangen und Leidenschaft loderten, wenn er ihn unter sich zum Schreien brachte, doch darüber hinaus? Potter sah ihn neuerdings mit einem seltsamen Blick an, und wenn er es nicht besser wüsste, würde er denken, er wäre verknallt. Doch das war unmöglich und Draco war niemand, der auf so etwas hereinfiel.

Und dennoch schaffte es Harrys Blick ihn zu berauschen, aus der Bahn zu werfen und seinen Kopf völlig zu vernebeln. Es lag eine ehrliche und aufrichtige Zuneigung in den grünen Smaragden, die Draco einfach gefangennahm, die seinen Körper in Flammen setzte und ihn Dinge fühlen ließ, die er nie für möglich gehalten hatte, ob er sich das nun eingestehen wollte oder nicht.
Er wusste, er spielte mit dem Feuer, wenn er weiterhin mit Harry schlief, doch das war ihm gerade herzlich egal.
Er hatte sich schon immer genommen, was er wollte, und momentan war das Harry. Nur Harry.

"Lass uns heut Abend zusammen baden." Der erwartungsvolle Hundeblick riss ihn aus seinen Überlegungen und gegen seinen Willen schlich sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht, als er die nervös ineinander verkrampften Hände des Kleineren sah.

"So unersättlich? Wir haben doch erst gestern Abend..."
"Ich will es mit dir machen, jetzt und Morgen und nächste Woche." Harrys Kopf sank hochrot nach unten und er studierte eindringlich den Boden, während Draco leise lachen musste. Flehte Potter ihn da gerade tatsächlich an, es ihm so oft zu besorgen wie möglich? Da hatte wohl jemand einiges nachzuholen.
"Bitte." Seine Stimme war kaum mehr als ein Wimmern und Draco sprang aus seinem Sessel. Bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte, zog er Harry zu sich hoch und sah ihm tief in die Augen, die ihn so sehr in ihren Bann schlugen. Es machte ihn süchtig, zu sehen, wie sehr Harry ihn wollte.
"Also schön, aber ich will was Neues probieren" hauchte er nur Millimeter von seinen Lippen entfernt und es machte ihn schon jetzt hart, zu sehen, wie Potters Mund ihm hungrig entgegenkam.

Bevor Harry antworten konnte, zauberte er Handschellen herbei.
"Überlässt du mir die völlige Kontrolle über dich?"
Harrys Blick war für einen Moment verständnislos, doch er konnte keine Angst oder Zweifel darin lesen.
"Hast du die nicht schon?"
"Das hier ist etwas anderes. Nur ein Spiel" schnarrte er mit seiner tiefen Stimme, von der er wusste, wie sehr Potter sie mochte.
"Ok." In den grünen Smaragden lag kein Zweifel und es war dieses absolute Vertrauen, dass Draco Gänsehautschauer über den Rücken jagte. Zu gern wollte er fragen, woher Potter es, nach alldem, was Draco ihm angetan hatte, nahm, doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
Er wünschte nur, er könnte ihm ebenso vertrauen, doch das war unmöglich.
Schnell schüttelte er den negativen Gedanken ab und widmete sich stattdessen den einladenden Lippen, ehe er Harry mit sich ins Badezimmer zog.

„" ~ * ~ "„


"Kräuterkunde ist so ein unnötiges Fach" jammerte Blaise ihm die Ohren voll. Er und Harry mühten sich gerade zusammen mit einer Tentacula Furunkula ab, während er lieber Abstand hielt. Er hatte weder Lust auf Eiter in den Haaren, noch das Bedürfnis, von einem der vielen Fangarme erwürgt zu werden, weshalb er Crabbe und Goyle für sich arbeiten ließ.
"Ein Glück ist morgen Wochenende" keuchte Harry außer Atem und versuchte erfolglos den Fangarm loszuwerden, der sich um seinen Hals legte.
Mit einem Wink seines Zauberstabes trennte Draco ihn kurzerhand ab, so dass Harry wieder Luft bekam.
"Danke" lächelte er mit schon leicht gerötetem Gesicht und Draco schüttelte nur den Kopf.
"Es ist ein Wunder, dass du noch nicht draufgegangen bist, Potter. Du hast echt ein Talent dafür, dich in Gefahr zu bringen."

"Die größte Gefahr für ihn bist momentan du, Draco" warf Blaise dazwischen und er stellte erschrocken fest, dass er damit gar nicht so unrecht hatte. Doch er war keine Gefahr für Harry. Nicht mehr. Im Haus seiner Mutter war ihm bewusst geworden, dass er nicht wollte, dass irgendjemand diesem Jungen wehtat. Nach außen wirkte Potter so stark und unerschütterlich, doch in Wirklichkeit war er einsam und kaputt, verzweifelt auf der Suche nach Halt. Und auch wenn es idiotisch war, erwachte in Draco immer öfter der Drang, ihn beschützen zu müssen.

"Anstatt solchen Unsinn zu reden, solltest du lieber aufpassen, dass dieses Ding euch nicht erwürgt" schnarrte er herablassend, während er erneut einen Fangarm weghexte, der sich gerade an Harrys Rücken hochtasten wollte.
"Du hast gut Reden, du stehst ja auch fünf Meter entfernt von diesem Monsterding" murrte Blaise und trat wie ein Wilder mit den Füßen nach weiteren Tentakeln. "Wieso hilfst du Harry, und mir nicht? Das ist unfair. Ich bin dein bester Freund!"

Er spürte, wie grüne Smaragde nach dieser Frage neugierig auf ihm ruhten.
Draco schnaubte nur.
"Weil Potter gelernt hat, mich nicht den ganzen Tag mit dummen Fragen zu nerven, deshalb."
Blaise schob schmollend die Unterlippe vor, während von Harry ein leises Glucksen zu hören war. Draco mochte es, wenn Harry über seine zynischen Sprüche lachte. Es verursachte jedesmal mit ein warmes Gefühl in seiner Bauchgegend.

„" ~ * ~ "„


Nach dem Unterricht liefen sie gemeinsam in die große Halle, als Harry sich an ihn wandte.
"Draco. Dieses Wochenende ist Hermines Geburtstag, und ich wollte fragen.." er suchte nach Worten."... wäre es ok für dich, wenn ich mit ihr und Ron im Gryffindorturm feier?"
Draco war sich dem flehenden Blick des Kleineren durchaus bewusst, ebenso wie Blaise neugierigem Starren. Es kostete ihn alle Mühe, seine Mundwinkel nicht nach unten wandern zu lassen.

Er hasste es, dass Harry noch immer so sehr an seinen Freunden hing. Ein riesengroßer, egoistischer Teil von ihm, wollte Harry für sich allein. Er sollte nur ihm gehören. Und gegen diesen Teil, der die völlige Kontrolle über den Gryffindor einforderte, kam er einfach nicht an. Der Gedanke, Potter könne dort auf das kleine Wiesel treffen, fraß sich wie Säure durch seine Eingeweide und ließ ihn fast den Verstand verlieren.
Mit aller Macht kämpfte er gegen die negativen Gefühle an, die sich sofort in Hass umwandeln wollten.

"Nein. Vergiss es." Die Worte verließen kalt und harsch seinen Mund, und als er Harrys traurigen Blick sah, bereute er sie im selben Moment. Doch er konnte und wollte in dieser Sache nicht über seinen Schatten springen und das musste Potter einfach akzeptieren.
"Und wenn ich nur Hermine allein treffe? Draußen an der Eulerei, nur für eine Stunde" gab Harry nicht auf und Draco schloss kurz die Augen, um tief durchzuatmen und sich zu sammeln. Er mochte Granger nicht sonderlich, doch sie besaß im Gegensatz zu Weasley wenigstens Verstand.
"Du kannst meinen Tarnumhang haben und in der Nähe bleiben." Es war fast schon niedlich, wie Harry versuchte zu feilschen und ihm Zugeständnisse machte. Auch das war neu. Ein Teil von Draco hatte eher damit gerechnet, dass Harry wie früher auf Konfrontationskurs gehen, und ihm wiedersprechen würde. Es gefiel ihm, dass er seinen Stolz herunterschluckte, als würde ihm seine Meinung wirklich etwas bedeuten.

"Nagut. Eine Stunde. Und wehe ich erfahre, dass doch eine der rothaarigen Plagen dabei war" schnarrte er und ignorierte Blaise offenstehenden Mund gekonnt. Seine Aufmerksamkeit lag voll und ganz auf Harrys strahlendem Lächeln und dem warmen Blick, der ihn schon wieder dazu brachte, sich wie im Himmel zu fühlen.
"Danke. Ich hole nachher sofort den Umhang und..."
"Lass stecken. Als ob ich mir bei diesen Temeraturen den Arsch abfrieren werde, um dich zu stalken" schnaubte er eingebildet.

Ein Blick in Harrys Augen bestätigte ihm, dass er verstanden hatte, was Draco ihm damit sagen wollte.
Er vertraute ihm.
Und sein dankbares Lächeln war alles, was er momentan brauchte, um glücklich zu sein.

Tbc.

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