17. Gelitten

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Harry wusste im Nachhinein nicht mehr, wie es hatte dazu kommen können. Der Abend nach ihrem Quidditchspiel war verschwommen und bruchstückhaft in seinen Erinnerungen. Nur eine Szene hatte sich ihm gestochen scharf ins Gedächtnis eingebrannt, wie ätzende Säure. Die Szene, die er um jeden Preis vergessen wollte.

Gepeinigt grub er seinen Kopf tiefer in die weichen Kissen seines Bettes. Nein, niemals würde er je wieder ein Wort über diesen Abend verlieren. Den Moment, in dem er das letzte bisschen Würde verloren hatte, dass er noch besaß.

Scham und Schmerz überfluteten ihn wie eine heftiger Tsunami und rissen ihn in einen Zustand tiefer Verzweiflung.

So sehr er es auch versuchte zu verdrängen, immer wieder tauchten Bilder seines lustvoll stöhnenden Widersachers in seinem Kopf auf. Wie er ihn aus seinen verklärten, silbergrauen Augen gierig ansah, wie es ihn selbst vor Erregung beinahe zeriss, während er Malfoy einen Blowjob gab, wie sie es beide genossen...

Wie hatte das nur geschehen können?

Wie bei Merlin sollte er je wieder in den Spiegel sehen? Oder seiner Freundin ins Gesicht?

Er hatte keine Antwort darauf.

Malfoy konnte sich gratulieren. Dieses Schlachtfeld hatte er eindeutig als Verlierer verlassen, als Opfer seiner eigenen verräterischen Gefühle. Und auch wenn er nicht verstand, woher Malfoys Anziehung auf ihn plötzlich kam, oder ob sie schon immer dagewesen war und er sie nur nie bemerkt hatte, so ließ ihn das Gefühl nicht los, dass der Slytherin genau wusste, was er in Harry auslöste.

War das alles nur ein krankes Spiel für Malfoy, um ihn zu brechen? Wollte er ihn die Macht vor Augen halten, die er über ihn hatte und ihn verhöhnen?
Er wusste es nicht, doch es sah ganz danach aus, als ob sein Plan erfolgreich war, denn er hatte Harry dazu gebracht, sich selbst zu verraten. Alles zu verraten, wofür er stand und was er sein wollte.

Heiße Tränen der Wut kämpften sich auf sein Gesicht.
Er war selbst schuld.
Warum hatte er das nur zugelassen?

„" ~ * ~ "„

An den darauf folgenden Tagen war Harry nur noch ein Schatten seiner selbst. Hermine und Ron sahen dieser Entwicklung mit immer größerer Sorge zu, doch sie bekamen kein Wort aus ihrem Freund heraus, was am Abend der Feier geschehen war.

Ginny konnte ihnen nur sagen, dass sie Harry etwas ruppig abgewiesen hatte, was sie auch schon tausendfach bereute.
Doch über das, was danach geschehen war, konnten sie nur wilde Spekulationen anstellen.

„Sicher hat das elende Frettchen etwas damit zu tun! Vielleicht hat er Harry wieder gequält?" grollte Ron, welcher seinen Aufenthalt auf der Krankenstation gut überstanden hatte.

Hermine zuckte hilflos die Schultern. Das war ja nichts wirklich Neues. Wieso konnte es Harry ihnen dann nicht einfach erzählen? Er sah furchtbar aus. So am Boden war er nichtmal gewesen, als Sirius gestorben war. Es machte ihr Angst.

Eines war klar. Er ging ihnen konsequent aus dem Weg. Vor allem Ginny. Die arme war völlig am Ende. Sie hatte sich bei Harry entschuldigen wollen, doch als er sie gesehen hatte, war er kreidebleich geworden, hatte sich umgedreht und war regelrecht geflohen.
Seitdem mied er sie alle miteinander, wo er nur konnte.

Mitfühlend legte Hermine einen Arm um die Schulter der kleinen rothaarigen Hexe.
„Kopf hoch, Ginny. Ich denke, dass Harrys momentanes Verhalten nichts mit dir zu tun hat" redete sie beruhigend auf sie ein.

„Ich war so dumm Hermine. Ich hätte ihn nicht einfach da stehen lassen dürfen. Ich war nur so wütend, weil er mal wieder überhaupt nicht bei der Sache war, und..."
„Schhht. Das zwischen euch wird wieder, davon bin ich überzeugt!" Hermine hoffte, dass Ginny ihren Worten mehr glaubte als sie selbst.

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