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Es war bereits nach ein Uhr nachts. Nach stundenlangem Zeit totschlagen, Lesen, sich ignorieren und hitzigem Diskutieren, standen sie nun unschlüssig vor Malfoys breitem Bett. Harry sah unsicher auf seine Zehenspitzen.

Das konnte unmöglich Malfoys Ernst sein, dass er mit in seinem Bett schlafen sollte. Nach allem, was heute zwischen ihnen vorgefallen war, ein unmöglicher Gedanke.
Doch Malfoy wartete nicht ab, was er dazu zu sagen hatte, er nahm ihm kurzerhand jegliche Entscheidung ab, indem er sich in kompletter Montur schwunghaft aufs Bett warf und ihn so zwang, hinterher zu stolpern.

„Au, Malfoy!“ knurrte er wütend, als er sich die Schienenbeine schmerzhaft am Bettgestell anstieß. „Geht das nicht auch ein bisschen sanfter?“

Ein spöttischer Blick traf ihn aus grauen Augen.
„Ich steh nunmal nicht auf die sanfte Tour. Um jemanden in mein Bett zu bekommen, habe ich normalerweise ganz andere Mittel und Wege.“ Die Stimme des Slytherin war samtweich und dunkel, der Blick unter nun halb geschlossenen Liedern blitzte ihn herausfordernd an.
Harry wurde heiß und kalt zugleich und er drehte sich, ein ironisches Schnauben ausstoßend, schnell weg. Malfoy war eindeutig vollkommen untervögelt, wenn er ihn jetzt schon so ansah.

Es bereitete ihm Unbehagen. Wenn er zurückdachte, hatte Malfoy noch kein einziges Mädchen in seinem Zimmer gehabt, seitdem sie zusammen wohnten.
Sein Herzschlag verdoppelte sich bei dieser Erkenntnis.

„Als ob jemand freiwillig in dein Bett will... oder kettest du deine Mädchen auch an?“ konnte er sich einen spöttischen Kommentar nicht verkneifen.
Malfoy verzog das Gesicht zu einem leichten Grinsen.
„Potter, du kannst ja sogar witzig sein, wenn du willst" stellte er fest.

"Stell dir vor, wir Gryffindor sind auch normale Menschen die sowas wie Humor besitzen" frotzelte er und war dankbar für den Smaltalk, da er die angespannte Stimmung etwas lockerte.
"Dann kannst du, abgesehen von deiner Verklemmtheit, kein Gryffindor sein."
Er ignorierte den Seitenhieb.
"Bin ich auch nur zur Hälfte."
"Was?!" Malfoy fuhr auf und sah ihn nun durchdringend an.
"Hättest du dich damals nicht wie ein Arschloch gegenüber Ron verhalten, wäre ich vielleicht auch ein Slytherin" gestand er schulterzuckend und erlebte einen der seltenen Momente, in denen Malfoy sprachlos war. Also drehte er sich zur Seite und signalisierte, dass er nun schlafen wollte.

Die Situation war so grotesk, dass er fast die ganze Nacht kein Auge zutat.
Noch immer schrie sein verräterischer Körper nach Malfoys Nähe und er hatte alle Hände voll zu tun, seine Gedanken im Zaun zu halten.
Malfoy neben ihm schlief schon friedlich, da starrte er noch Löcher in die Luft. Er konnte nicht auf der Seite schlafen. Die Handschellen verhinderten jedoch, dass er sich auf den Bauch drehen konnte.

Während der Mond langsam seine Bahnen zog, hatte er viel Zeit zum Grübeln. Natürlich blieb ihm dabei nicht verborgen, dass er sich ungewöhnlich wohl fühlte. Nach all den Strapazen des Tages neben Malfoy zu liegen, war wie ein wohltuendes Pflaster auf einer lästigen Wunde. Ein Stück Himmel mitten in der Hölle.

Aufmerksam scannten seine Blicke jeden Millimeter von Malfoys Gesicht. Der Mond schien auf seine schlafende Gestalt und ließ ihn unwirklich erscheinen, als bestünde seine Haut aus Porzellan.
Ein leises Seufzen entwich lautlos Harrys Mund.
Was stimmte nur nicht mit dem Blonden?
Er wurde aus Malfoys Stimmungsschwankungen in letzter Zeit einfach nicht schlau. Er schwankte so oft zwischen Hass, Provokationen, seltsamen Flirten und friedlichen Momenten wie diesem hin und her, und Harry konnte nie einschätzen, was von alldem ihm als Nächstes erwarten würde.

Als der Morgen dämmerte, war das Erste, was ihm durch den Kopf schoss, dass er wohl schlussendlich doch eingeschlafen sein musste.
Er fühlte sich unglaublich gut. Die Sonne schien in sein Gesicht und es war warm und gemütlich im Bett. Er fühlte sich ausgeruht wie schon lange nicht mehr und topfit. Ein Lächeln zog sich über seine Lippen und er kuschelte sich instinktiv in sein Kissen, streckte sich wohlig und…erstarrte.

I was made for lovin youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt