10. Geschwiegen

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Am nächsten Morgen brach ein Tumult los, als Crabbe und Goyle die große Halle betraten. Schüler flüsterten aufgeregt durcheinander und warfen den beiden Slytherins böse und argwöhnische Blicke zu.

Harry fühlte sich elend. Er hielt stur den Kopf gesenkt und versuchte, so gut es ging die Stimmen seiner Freunde auszublenden, welche empört und laut vom Gryffindortisch zu ihm herüber wehten.

„Was wollen diese elenden Todesser hier?" hörte er Rons wütendes Knurren und er konnte es ihm nicht verdenken. Er verstand nur zu gut, warum sein bester Freund nicht begreifen konnte, was geschah. Er wollte Ron und Hermine und all die anderen so gern beschützen. Nur leider waren ihm die Hände gebunden. Gegen Malfoy konnte er momentan nicht das Geringste ausrichten.

Ein Zettel in Form eines verzauberten Papierfliegers landete auf seinem Marmeladentoast und riss ihn aus seinen Grübeleien.
Schnell faltete er ihn so unauffällig wie möglich auseinander.

Harry, alles in Ordnung bei dir? Warum sind diese zwei Gorillas wieder in der Schule?
Was führt das Frettchen im Schilde?

Ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf seine Züge, als er Rons krakelige Handschrift erkannte. Es wurde ihm jedoch schlagartig aus dem Gesicht gewischt, als er eine Stimme hinter sich vernahm.

„Harry, bekommst du etwa Liebesbriefchen?" Blaise spähte neugierig über seine Schulter, und er ließ den Zettel schnell in seiner Faust verschwinden.

„Hast du noch nie was von Privatsphäre gehört?" Er hatte keine Lust darauf, dass Malfoy von der Nachricht Wind bekam.
„Also wirklich ein Liebesbrief? Von wem? Dem kleinen Wiesel?" flötete Zabini weiter, noch bevor er ihn zum Schweigen bringen konnte, und plötzlich fühlte er ein abruptes Stechen in der Brust.

Draco Malfoy fixierte ihn aus seinen eisig grauen Augen.

„Als ob jemand hässliches wie Potter Liebesbriefe bekommt..." schnarrte er hämisch grinsend, so dass Crabbe und Goyle losbrüllten vor Lachen, doch das Grinsen erreichte nicht Malfoys kalten Blick.
Harry verzog den Mund und ballte seine Faust um den Zettel. Kurz lieferten sie sich ein Blickduell, dann wandte er sich ab. „Denk doch, was du willst, Malfoy" seufzte er und machte sich auf den Rückweg zu ihrem Haus.

Er war wenige Meter den Flur entlanggelaufen, als er bemerkte, dass
Malfoy und sein Hofstaat ihm lachend folgten, natürlich nicht, ohne ihm hämische Bemerkungen hinterher zu rufen.
Doch plötzlich hörte er Rons wütende Stimme laut durch den Korridor hallen.
„Malfoy du elende Made! Lass Harry endlich in Ruhe!"

Augenblicklich blieb er wie angewurzelt stehen.
Rons Timing hätte nicht schlechter sein können. Gerade jetzt, wo seine Schmerzen zum ersten Mal ein halbwegs angenehmes Maß erreichten, musste sein bester Freund Malfoy erneut provozieren.

Eilig fuhr er herum und rannte den Gang zurück, doch er war zu spät. Die beiden standen sich schon gegenüber. Ron vor Wut zitternd, Malfoy wie immer kühl und überlegen grinsend.

„Hast du was gesagt, Wiesel?" fragte der Blonde mit einem Unterton, der Harry den kalten Schweiß auf die Stirn trieb.

„Du hast mich schon verstanden, Frettchen! Brauchst du jetzt die beiden Gorillas, um mit Harry fertig zu werden?" spottete Ron und knackte mit den Knöcheln. „Ich hab dich schon einmal verhauen, Malfoy, und ich werde es wieder tun, wenn du Harry nicht sofort mit uns kommen lässt!"

Erst jetzt bemerkte er, dass Ron keineswegs allein vor den Slytherins stand. Er hatte eine ganze Gruppe im Rücken, darunter Dean, Seamus und Neville, alle todernst im Gesicht. Etwas weiter hinten standen Hermine und Ginny und beobachteten das Geschehen ängstlich.

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